Hals über Kopf flüchteten die Einwohner, um ihr Leben zu retten. Sie mussten alles zurücklassen. So ging es zehntausenden Menschen in der Ninive-Ebene bei Mossul. Die Region war seit den Tagen der frühen Kirche christliches Siedlungsgebiet – das christliche Herz des Irak.
Eine hoffungsvolle Videobotschaft des Priesters Thabet Habib aus dem Irak
Es wäre die erste Reise eines Papstes in den Irak, in dem vor 20 Jahren noch mehr als eine Million Christen lebten. Inzwischen sind es nur noch ungefähr 230 000.
Nachdem die irakischen Streitkräfte und ihre Verbündeten die Gebiete im Nordirak im Oktober 2016 zurückerobert hatten, kehrten Zehntausende von vertriebenen Christen in ihre Häuser zurück. 43 Prozent der christlichen Familien, die vor der IS-Invasion in Karakosch lebten, sind in der Zwischenzeit zurückgekehrt.
KIRCHE IN NOT hat drei Christen, die am Wiederaufbau der Stadt beteiligt sind, gefragt, was sie vom Besuch des Papstes erwarten.
Was bedeutet der Besuch von Papst Franziskus für Sie?
Der Besuch hat einen moralischen Wert, keinen wirtschaftlichen. Er wird die öffentliche Meinung in der Welt und insbesondere im Irak beherrschen. Ich habe das Gefühl, dass ich einen wichtigen Anteil daran habe.
Was würden Sie dem Heiligen Vater gerne sagen?
Es wird großartig sein, ihn zu treffen. Ich möchte ihm sagen: „Wir brauchen internationalen Schutz, weil unsere christliche Gemeinschaft unter der erzwungenen Auswanderung gelitten hat.“
Was möchten Sie ihm in Karakosch zeigen? Was sollte er besuchen?
Ich möchte ihm die Kirchen und ausgebrannten Häuser zeigen, damit er die Schäden sieht, den der IS in dieser Stadt angerichtet hat. Auch unser Heimatmuseum in Karakosch will ich ihm zeigen, um ihm unsere Geschichte und Kultur näherzubringen.
Was bedeutet der Besuch von Papst Franziskus für Sie?
Der Besuch des Papstes ist das, was wir uns hier am meisten gewünscht haben. Es ist ein großer Segen. Wir spüren eine starke Sehnsucht, ihn zu sehen. Was diesen Besuch noch wichtiger macht, sind die äußerst prekären Bedingungen, unter denen wir Christen im Irak leiden.
Es gibt mehrere Gründe für diese Zerbrechlichkeit. All die Folgen, die der IS hinterlassen hat, und diese enorme Zerstörung hat in großem Maße zur Auswanderung von Christen geführt. Viele Probleme lasten auf uns. Aber wenn er uns besucht, wird er uns Hoffnung, Zuversicht und Ermutigung geben und diese Last verringern. Auch wenn die Sicherheitslage im Irak, insbesondere die politische Situation, instabil ist, hoffen wir, dass bei der Ankunft des Papstes seine Sicherheit ausreichend gewährleistet ist.
Was würden Sie dem Heiligen Vater gerne sagen?
Ich möchte ihn bitten, mir seinen Segen zu geben, meinen Dienst und die Hingabe der Priester hier zu segnen und die Menschen durch seine Gebete zu segnen. Ich bitte ihn, all jenen zu helfen, die in diesem Land in Gefahr sind, ob sie nun Christen oder Muslime sind, und die Länder der Welt zu mobilisieren, um dieses Land, das Hilfe braucht, zu unterstützen.
Was möchten Sie ihm in Karakosch zeigen? Was sollte er besuchen?
Ich möchte, dass er die Al-Tahira-Kirche besucht, denn sie ist ein Symbol und Erbe von Karakosch. Diese Kirche ist die Mutter, die Heimat und das Vermächtnis eines jeden einzelnen Menschen in Karakosch. Unsere Vorfahren haben diese Kirche erbaut, wir alle fühlen uns als Teil von ihr. Sicherlich würden wir uns freuen, wenn er viele Orte, Kirchen, Klöster und traditionelle Häuser besuchen würde, und auch, wenn er viele Menschen treffen würde, die sich danach sehnen, ihn zu sehen.
Was bedeutet der Besuch von Papst Franziskus für Sie?
Der Besuch des Papstes wird die Stimmung und die Moral heben, mehr als alles andere. Alle Augen der Welt werden auf Karakosch gerichtet sein. Dann wird die Welt erfahren, was mit dieser Stadt passiert ist: die schreckliche Zerstörung und die erzwungene Migration.
Es wäre auch gut, wenn wir anschließend mehr Hilfe und Unterstützung bekommen würden. Dieser Besuch ist wirklich wichtig für uns hier, besonders nach der großen Zwangsmigration so vieler unserer Leute. Der Besuch bedeutet, dass wir nicht allein sind, und dass es Menschen gibt, die für uns beten. Das wird uns Hoffnung geben, es wird uns ermutigen, in unserem Land zu bleiben und es nicht zu verlassen.
Was würden Sie dem Heiligen Vater gerne sagen?
Wenn ich die Gelegenheit habe, ihn zu treffen: Ich möchte ihm für seinen Besuch, der uns sehr glücklich macht, und für sein Gebet danken. Ich möchte mich auch bei ihm für alles bedanken, was uns in der vergangenen Zeit geholfen hat. Ich werde nie seine große Solidarität vergessen sowie die Geste, einen Lamborghini zu versteigern, um mit einem Teil des Erlöses den Wiederaufbau der Ninive-Ebene zu unterstützen. Ich möchte auch, dass er weiterhin für uns betet, damit im Irak Frieden einkehrt.
Was möchten Sie ihm in Karakosch zeigen? Was sollte er besuchen?
Ich möchte ihm die historische Al-Tahira-Kirche zeigen und Bilder von Karakosch. Ich möchte, dass er sieht, wie alles vom IS zerstört wurde und mit welcher Kraft die Menschen hier es wiederaufgebaut haben.
68 Kirchen und Gemeindehäuser wurden allein in Karakosch beschädigt, niedergebrannt oder zerstört. „Es wird im Irak kein Christentum mehr geben“, schmierten die Terroristen an die Kirchenwände. Sie konnten die Kirchen zwar niederreißen, doch der Glaube lebt weiter. Die Christen bauen ihre Kirchen wieder auf.
Nach den traumatischen Erfahrungen mit dem IS-Terror brauchen die Christen im Irak dringend Unterstützung aus dem Ausland, um neu Fuß zu fassen. Auf staatliche Hilfe können sie dabei nicht zählen.
Zusammen mit anderen Organisationen und lokalen christlichen Kirchen hat KIRCHE IN NOT bereits 2017 mit dem Wiederaufbau in der Ninive-Ebene begonnen. Seitdem konnte über ein Drittel der zerstörten Häuser in sechs Städten und Dörfern der Ninive-Ebene instandgesetzt werden.
Das Aufbauprojekt geht nun in eine neue Phase: Auch rund 400 kirchliche Einrichtungen wie Kirchen, Gemeindehäuser und Kindergärten werden wiederaufgebaut. So wollen wir die Lebensgrundlage für Christen im Irak wiederherstellen, die karitative und pastorale Arbeit der Kirche stärken und weitere Anreize für den Verbleib der Christen setzen.
Video: Die traurige Geschichte des katholischen Priesters Ragheed Ganni, der 2007 für seinen Glauben im Nordirak starb. Vergesst unsere verfolgten Schwestern und Brüder nicht!
Die Pfarrei in Karakosch wurde von IS-Terroristen teilweise zerstört und geplündert. Im „Bischofssaal“ – dem Treffpunkt für Gemeindeversammlungen und -feiern – erlitten Decke, Fenster und Türen schlimme Schäden. Die Milizen nutzten den Saal und den Hof der Pfarrei für ihre Schießübungen, sodass die Wände brüchig wurden. Es besteht akute Einsturzgefahr, der Saal ist nicht mehr nutzbar.
Hier finden Sie Beispiele dafür, welche Wirkung Ihre Spende an KIRCHE IN NOT im Irak entfalten kann:
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Karakosch – von den Christan auf Aramäisch Baghdeda genannt – liegt in der Ninive-Ebene im Irak, etwa eine halbe Autostunde südöstlich von Mossul. Über Jahrhunderte war Karakosch die größte christliche Stadt des Landes – bis im August 2014 die Milizen des „Islamischen Staats“ (IS) kamen.
Die Christen flüchteten innerhalb weniger Stunden aus Karakosch, um ihr Leben zu retten. Sie mussten alles zurücklassen, was sie besaßen. So ging es mehr als 100 000 Brüdern und Schwestern aus der Ninive-Ebene – das „christliche Herz“ des Irak hatte aufgehört zu schlagen.
Dank der Hilfe von KIRCHE-IN-NOT-Spendern konnten sie innerhalb der vergangenen drei Jahre viele Gebäude wieder neu aufbauen. Nachdem viele Wohnhäuser wieder stehen, geht es jetzt um kirchliche Gebäude – damit ein christliches Leben wieder möglich wird.
Um die Organisation der zahlreichen Bauprojekte kümmert sich das das Ninive-Wiederaufbau-Komitee (Nineveh Reconstruction Committee – NRC, www.nrciraq.org), das die drei christlichen Kirchen in der Ninive-Ebene mit der Hilfe von KIRCHE IN NOT geschaffen haben.
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