Die Anwältin und Autorin Ewelina Ochab ergriff im September 2017 nach einer von KIRCHE IN NOT veranstalteten internationalen Konferenz in Rom die Initiative, um die Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft auf Verletzungen der Religionsfreiheit zu lenken.
Den betroffenen Familien wurde sofort mit medizinischer und materieller Unterstützung geholfen. Viele haben nicht nur einen Angehörigen verloren, sondern auch den Alleinverdiener der Familie. So stehen sie materiell vor dem Nichts.
Nun macht sich die katholische Kirche Sri Lankas daran, langfristige Hilfen für den Heilungsprozess und die psychosoziale Betreuung der Überlebenden und ihrer Familien nach dem Trauma bereitzustellen. KIRCHE IN NOT finanziert dieses Projekt.
Für ihre Betreuung hat das Erzbistum Colombo ein Team aus 40 zertifizierten Trauma-Therapeuten aufgestellt. Sie betreuen trauernde, verwundete und andere schwer traumatisierte Menschen psychologisch. Geplant sind darüber hinaus spezielle Therapieprogramme für Kinder, Familien und alleinstehende Menschen. Mehr als 2000 Menschen sollen davon profitieren.
Ein großer Teil der von KIRCHE IN NOT bereitgestellten Förderung geht in die Ausbildung von 300 Beratern und Sozialhelfern – auch in der Jugendarbeit –, damit sie traumatisierte Menschen erkennen und ihnen zielgerichtet beistehen können.
Der Geschäftsführende Präsident von KIRCHE IN NOT zeigt sich zufrieden, dass 2019 der 22. August erstmals als „Internationaler Tag zum Gedenken an die Opfer von Gewalt aufgrund von Religion oder Glauben“ begangen werden kann. Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hatte im Mai eine entsprechende Resolution verabschiedet.
Die Anwältin und Autorin Ewelina Ochab ergriff im September 2017 nach einer von KIRCHE IN NOT veranstalteten internationalen Konferenz in Rom die Initiative, um die Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft auf Verletzungen der Religionsfreiheit zu lenken.
„Als Organisation, die sich seit über 70 Jahren für notleidende Christen einsetzt, freuen wir uns von KIRCHE IN NOT sehr, dass die Vereinten Nationen diesen Tag anerkannt haben. Das war ein überfälliger Schritt“, sagte Heine-Geldern. „Allen Glaubensgemeinschaften widerfährt regelmäßig Gewalt. Doch internationale Berichte zur Religionsfreiheit bestätigen leider immer wieder, dass Christen am stärksten verfolgt werden.“
Der Präsident von KIRCHE IN NOT sieht den neuen Gedenktag als wichtigen Meilenstein, der aber nur ein erster Schritt sein dürfe: „Der 22. August darf nicht Selbstzweck sein, sondern muss einen Prozess anstoßen, der die internationale Gemeinschaft zu einem koordinierten Aktionsplan bewegt, um religiöse Verfolgung zu beenden und künftig zu verhindern.
„Das stimmt nicht“, erklärte Bischof Néstor-Désiré Nongo-Aziagba gegenüber KIRCHE IN NOT. Das anhaltende Blutvergießen sei vielmehr die Folge der wirtschaftlichen Ausbeutung und des Konflikts um die Diamant- und Goldvorkommen des Landes.
Letzteres zeige sich daran, dass die Mitglieder der Rebellengruppen weitgehend straffrei ausgingen, obwohl schlimme Gräueltaten auf ihr Konto gingen. „Die Zentralafrikanische Republik steckt in einer politischen und nicht in einer religiösen Krise“, fügte der Bischof hinzu.
Mehr als zwei Drittel der Milizionäre seien Söldner aus dem Tschad, Niger, Kamerun und anderen Staaten. Viele von ihnen seien keine praktizierende Muslime. „Sie verfolgen keine islamistischen Ziele. Ihr Augenmerk gilt dem Mineralienreichtum des Landes.“
Als Reaktion auf die Angriffe der Séléka bildete sich die Gruppe der sogenannten Anti-Balaka, der auch zahlreiche Christen angehören. Diese gäben vor, die Interessen der Christen im Land zu verteidigen, die etwa 75 Prozent der Bevölkerung stellen. „Damit verdrehen sie jedoch die Wahrheit“, erklärte der Bischof.
Derweil hält die Flüchtlingswelle weiter an: Human Rights Watch zählte für 2018 mehr als 640 000 Binnenflüchtlinge in der Zentralafrikanischen Republik. Die Vereinten Nationenbeziffern die Zahl der Menschen, die ins Ausland geflüchtet sind, mit rund 570 000. Auf die Frage, warum sich weiterhin viele Menschen, darunter auch Kinder und Jugendliche, den Milizen anschließen, nennt der Bischof drei Gründe: steigende Armut, fehlende Bildung und den Willen der Menschen, sich gegen weitere Angriffe zu wappnen.
Die Menschen seien frustriert über den zunehmenden Zerfall des Landes. Die Schwäche der Regierung zeige sich laut Nongo-Aziagba unter anderem darin, dass „etwa 80 Prozent des Landes von Rebellengruppen kontrolliert werden und es kein funktionierendes Straßen- oder Transportsystem gibt“. Im Nordosten der Zentralafrikanischen Republik orientiere sich die Bevölkerung wirtschaftlich Richtung am Sudan und verwende dessen Währung, im Südosten sind Wirtschaft und Währung der Demokratischen Republik Kongo der Orientierungspunkt. „Wo bleibt die Souveränität unseres Staates?“, fragt der Bischof.
„Als Christ habe ich Hoffnung für die Zukunft“, führte der Bischof aus, „aber ich muss realistisch bleiben: Es ist sehr schwer, die Gewalt der letzten Jahre zu überwinden.“
Alle Entscheidungen des höchsten irakischen Gerichts würden dann die Zustimmung von mindestens drei der islamischen Gelehrten erfordern.
„Aktuell hoffe ich immer, dass bei einem verhandelten Fall am Bundesgerichtshof den Menschenrechten und der Demokratie Vorrang eingeräumt werden“, sagte Yako. „Wenn jedoch islamische Rechtsgelehrte im Gerichtshof Sitz und Stimme erhalten, haben wir keine Chance, dass diese Werte jemals wieder Priorität bekommen.“
Schon jetzt würden religiöse Minderheiten als Bürger zweiter Klasse behandelt, obwohl sie seit Jahrhunderten zur irakischen Gesellschaft gehören. So verbieten die aktuellen Gesetze, dass Muslime zum Christentum konvertieren – umgekehrt sei dies jedoch erlaubt. Ebenso dürfen christliche Männer keine muslimische Frau heiraten, ohne zum Islam zu konvertieren.
So sieht dies offenbar auch der ranghöchste irakische Geistliche, Louis Raphael Kardinal Sako, Oberhaupt der chaldäisch-katholischen Kirche. In einem Brief an den Parlamentspräsidenten zeigte er sich verwundert darüber, dass die Gesetzesänderung ausgerechnet „nach all dem Leid, das wir Christen durch Terror, Vertreibung, Plünderung, Mord und Raub unseres Eigentums erlitten haben“, vorgeschlagen werde. Die Justizreform gefährde die Zukunft der Christen im Irak, indem das islamische Recht auch auf sie angewendet würde, zum Beispiel in Erbschaftsangelegenheiten.
Sollten Parlament und Regierung das neue Justizgesetz annehmen, erklärte Rechtsexpertin Muna Yako gegenüber KIRCHE IN NOT, habe sie „keine Hoffnung mehr“ für Christen, Jesiden und andere religiöse Minderheiten im Irak: „Ich befürchte, dass dann noch mehr Christen den Irak verlassen. Wir werden dann nur noch Geschichte sein.“
In dem Bistum leben aber nur eine knappe halbe Million Einwohner, von denen rund die Hälfte Katholiken sind. Die 48 Pfarreien erstrecken sich über ein riesiges Gebiet. Die Pfarrei Vokeo zum Beispiel besteht aus acht Inseln, über die sich die 50 000 Katholiken verteilen.
Seit Jahren leistete dem Pfarrer sein neun Meter langes Motorboot, das auf den Namen „Schwarze Madonna“ getauft ist, gute Dienste. Aber im Laufe der Zeit wurden zahlreiche Reparaturen notwendig, die jedoch das Budget der Pfarrei sprengten.
Mit 10.000 Euro haben unsere Wohltäter Pfarrer Wozniak geholfen, die „Schwarze Madonna“ wieder seetüchtig zu machen. So brauchen die Gläubigen nicht mehr vergeblich auf ihn zu warten. Allen, die geholfen haben, ein herzliches Dankeschön.
In den folgenden drei Jahren war Erzbischof Bashar Warda, der chaldäisch-katholische Erzbischof von Erbil, für viele Vertriebene die wichtigste Anlaufstelle. Er organisierte zusammen mit KIRCHE IN NOT zahlreiche Hilfen: von der Unterbringung über die Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten, bis hin zu Schulen für Flüchtlingskinder.
Zum fünften Jahrestag der IS-Invasion in der Ninive-Ebene sprach Maria Lozano von KIRCHE IN NOT International mit Erzbischof Warda über die damaligen Ereignisse und die anhaltenden Folgen für die Christen im Irak und im ganzen Nahen Osten.
ERZBISCHOF BASHAR WARDA: Wir stehen nach wie vor in einem existenziellen Kampf. Die unmittelbare Ursache ist der Angriff des IS am 6. August 2014. In einer einzigen Nacht verloren die Christen im Irak Unterkunft, Arbeit und Eigentum, Kirchen und Klöster.
Unsere Unterdrücker beraubten uns unserer Gegenwart, als sie versuchten, unsere Geschichte auszulöschen und unsere Zukunft zu zerstören. Dies war eine außergewöhnliche, aber keine einmalige Situation. Sie gehört zu den seit mehr als 1400 Jahren immer wiederkehrenden Gewaltwellen im Nahen Osten.
War die IS-Invasion also nur die Spitze des Eisbergs?
Mit jeder weiteren Welle der Gewalt ist die Zahl der Christen zurückgegangen, bis heute. Wir Christen im Irak sind vom Aussterben bedroht. Was wird dann die Weltöffentlichkeit sagen? Dass wir durch eine Naturkatastrophe oder durch langsame Auswanderung ausgelöscht wurden? Dass die IS-Angriffe unerwartet kamen und uns überrascht haben?
Oder wird womöglich nach unserem Verschwinden die Wahrheit ans Licht kommen: dass wir im Laufe von 1400 Jahren beharrlich und stetig durch ein Glaubenssystem beseitigt worden sind, das regelmäßige und wiederkehrende Gewaltwellen gegen uns zugelassen hat?
Aber diese Augenblicke der Toleranz waren und sind eine einseitige Erfahrung. Es war und ist keine Frage der Gleichstellung. Wir Christen sollen nicht als Gleichgestellte behandelt werden; wir sollen nur toleriert oder nicht toleriert werden, je nachdem wie sehr die Herrschenden der Lehre des Dschihad folgen. Ja, die Wurzel all dessen ist die Lehre des Dschihad, die zur Rechtfertigung für Gewaltakte herangezogen wird.
Manche sagen, die Brutalität und Gewalt des IS habe auch die islamische Welt verändert. Was meinen Sie?
Der IS hat eindeutig das Bewusstsein der Welt erschüttert, auch der islamischen Welt. Die Frage ist nun, ob der Islam eine politische Richtung bleibt, in der die Scharia die Grundlage des Zivilrechts ist und in der fast alle Aspekte des Lebens der Religion untergeordnet sind oder ob sich eine zivilisiertere und tolerantere Bewegung entwickeln wird.
Mit der Niederlage des IS ist die Idee einer Wiederherstellung des Kalifats nicht untergegangen. Diese Idee ist wiederaufgetaucht und heute in den Köpfen der muslimischen Welt fest verankert.
Was könnte ein Ausweg aus diesem Dilemma sein?
Der Wandel muss durch eine bewusste Arbeit in der muslimischen Welt selbst herbeigeführt werden. Wir sehen kleine Anfänge davon, vielleicht in Ägypten, Jordanien, Asien, sogar Saudi-Arabien. Es bleibt sicherlich abzuwarten, ob dies wirklich aufrichtig ist.
Was fordern Sie von der westlichen Politik?
Wir fordern gemeinsame Anstrengungen, um die Gleichbehandlung aller Minderheiten im Irak und anderswo zu gewährleisten. Die Rolle, die christliche Gemeinschaften in islamischen Gesellschaften spielen oder gespielt haben, ist unterschätzt worden.
Zu verstehen, was im Irak geschehen ist, bedeutet, sich ehrlich vor Augen zu halten, was der Zweck einer christlichen und was der Zweck einer islamischen Rechts- und Gesellschaftsordnung ist – und was es bedeutet, wenn beide aufeinanderprallen. Ich verstehe, dass es sich um ein unbequemes Thema handelt. Aber für irakische Christen ist dies keine abstrakte Angelegenheit.
Wir werden auf unserem Weg zum Aussterben nicht schweigend weitermachen. Dann kann, wenn wir eines Tages verschwunden sein sollten, niemand sagen: Wie konnte das geschehen? Die Gewalt und Diskriminierung von Unschuldigen muss ein Ende haben. Diejenigen, die sie predigen, müssen damit aufhören. Wir Christen im Irak sind bereit, Zeugnis abzulegen, ganz gleich welche Folgen das hat.
Im Vorfeld hatten unabhängige Wirtschaftsprüfer die Verwendung der Spendengelder bei KIRCHE IN NOT überprüft. Kriterien dabei waren unter anderem Transparenz sowie wirtschaftliche und sparsame Verwendung der Spendengelder.
Auch wurde unter die Lupe genommen, ob KIRCHE IN NOT die Spenden in Übereinstimmung mit ihren Satzungszwecken verwendet und ob die Grundsätze des Deutschen Spendenrats eingehalten werden. Mit dem Spendenzertifikat wird dokumentiert, dass KIRCHE IN NOT alle diese Punkte erfolgreich erfüllt.
Das Hilfswerk erhalte keinen Cent an Kirchensteuermitteln oder aus staatlichen Töpfen. „Deshalb sind die Großherzigkeit und das Vertrauen der Wohltäter unser größtes Kapital“, erklärte Ripka. „Mit dem Spendenzertifikat belegen wir: Wer KIRCHE IN NOT unterstützt, kann es mit gutem Gewissen tun.“
Das Spendenzertifikat ist bereits der zweite Nachweis, mit der das Hilfswerk seine gewissenhafte Mittelverwendung dokumentiert.
Seit 2017 ist KIRCHE IN NOT zusätzlich Mitglied im Deutschen Spendenrat, dem aktuell 64 gemeinnützige Organisationen angehören.
Für die Träger des Spendenzertifikats finden ebenfalls regelmäßige Überprüfungen statt, bei denen externe Wirtschaftsprüfer die Qualitätskontrolle übernehmen.
Das Grundgesetz war ein Meilenstein für den demokratischen Neuanfang in Deutschland. In Vergessenheit gerät dabei, dass viele Väter und Mütter des Grundgesetzes sich ausdrücklich zum Christentum bekannten und es zum Maßstab ihres Handelns machten.
Über das christliche Erbe der deutschen Demokratie und die Gefahren für das Grundgesetz sprach Volker Niggewöhner mit dem früheren Bundestagsabgeordneten Norbert Geis (80) aus Aschaffenburg. Er gehörte fast drei Jahrzehnte für die CSU dem Deutschen Bundestag an und war darüber hinaus auch langjähriges Vorstandsmitglied von KIRCHE IN NOT Deutschland.
Was ist von diesem christlichen Geist heute noch übriggeblieben?
Das Grundgesetz hat nach wie vor mit seiner Präambel eine christliche Ausrichtung: „In der Verantwortung vor Gott und den Menschen …“ Nach der Wiedervereinigung wurde eine Verfassungskommission eingerichtet. Da gab es Bestrebungen, die Präambel zu ändern.
Die CDU/CSU-Fraktion, später auch Teile der SPD, haben dagegen erklärt: Nein, die Präambel mit dem Gottesbezug muss bleiben. Sie wurde nicht geändert. Es stellt sich aber die Frage: Wird diese Aussage auch in der praktischen Politik umgesetzt? Ist sie im alltäglichen Leben wiederzuerkennen? Wir werden immer mehr zu einer säkularisierten Gesellschaft, die Gott weit weggerückt hat, obwohl sie eigentlich nach einem Grundgesetz lebt und ihre staatliche Gestaltung hat, in dem Gott eine entscheidende Rolle spielt.
Ein gewaltiger Bruch ist auch in Bezug auf Artikel 6 des Grundgesetzes entstanden: Schutz von Ehe und Familie. Plötzlich ist die Ehe nicht mehr, wie in den vergangenen 2000 Jahren und noch früher, der Zusammenschluss von Mann und Frau auf Lebenszeit. Jetzt auf einmal gibt es die „Ehe für alle“. Das ist nach meiner Auffassung ein Bruch von Artikel 6 und damit des Grundgesetzes.
Während für die Väter und Mütter des Grundgesetzes der Gottesbezug noch selbstverständlich war, ist das auf europäischer Ebene nach langen Debatten gescheitert. Wir stehen vor den Wahlen zum Europäischen Parlament. Welche Chancen und Herausforderungen sehen Sie für eine christliche Politik?
Ich würde eher von einer Politik nach christlichen Grundsätzen sprechen. Dafür sehe ich schon eine Chance. Die europäische Kultur ist christlich geprägt, und so ganz kann Europa nicht aus diesem Zusammenhang herausfallen.
Von Theodor Heuss stammt der Satz: „Die europäische Kultur ist auf drei Hügeln gebaut: der Akropolis in Athen, dem Kapitol in Rom und auf Golgota in Jerusalem.“ Wir müssen in Zukunft mehr darauf achten, das alle diese drei Element bewahrt bleiben. Da spielt das Christentum eine entscheidende Rolle.
Deshalb kommt es darauf an, dass genügend Frauen und Männer in die Parlamente kommen, die sich nach diesen Grundsätzen richten. Unsere christlichen Politiker müssen auch das Christentum leben.
Wir müssen versuchen, das christliche Gedankengut in die Gesellschaft durch unser eigenes Leben und Handeln hineinzutragen, damit es auch in Zukunft unsere Kultur prägt. Dafür kann man nur beten.
Hier kann KIRCHE IN NOT eine wichtige Rolle einnehmen, wie auch die anderen katholischen Vereinigungen. Ich erinnere nur daran, welche große Rolle die katholische Arbeiterschaft und katholische Denker bei der Entwicklung der Sozialen Marktwirtschaft gespielt haben.
Ich wünsche mir, dass Vereinigungen wie KIRCHE IN NOT durch ihre tätige Hilfe und ihr Zeugnis weltweit immer mehr in unsere säkularisierte Gesellschaft hineinwirken.
Die Stiftung „Path to Peace“, die die Arbeit des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen unterstützt und Projekte in Entwicklungsländer finanziert, ehrte unser Hilfswerk als „führende Organisation weltweit, die ein Sprachrohr für Christen ist, die Verfolgung erleiden“.
Erzbischof Bernardito Auza, der ständige Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen und Präsident der Stiftung „Path to Peace“, bezeichnete KIRCHE IN NOT bei der Preisverleihung als „eine Stimme, die in der Wüste ruft und den Christen eine Stimme gibt, die um Hilfe schreien“.
Die alle zwei Jahre erscheinende Studie „Religionsfreiheit weltweit“ und weitere Publikationen des Hilfswerks seien „die besten Berichte, die es gibt, um die Verwüstungen durch Christenfeindlichkeit und den Status der Religionsfreiheit in 196 Ländern zu beschreiben. Die Wichtigkeit der Informationen, die diese Berichte liefern, kann nicht genug betont werden“, erklärte der Erzbischof.
Noch wichtiger sei aber der Einsatz von KIRCHE IN NOT vor Ort. Erzbischof Auza, der selbst als junger Priester ein Stipendium des Hilfswerks für weiterführende Studien in Rom erhielt, hob besonders die Arbeit von KIRCHE IN NOT in der irakischen Ninive-Ebene hin.
Dort strebe KIRCHE IN NOT „mit einer Art ,Marshall-Plan‛ für den Wiederaufbau von Häusern, öffentlichen Einrichtungen und Kirchen die Wiederbelebung dieser Region nach der Zerstörung durch den IS“ an.
Heine-Geldern wies exemplarisch auf das Leiden vieler Christen an aktuellen Brennpunkten wie Sri Lanka, Pakistan, Nigeria, Burkina Faso, der Zentralafrikanischen Republik und im Nahen Osten hin.
Die Antwort von KIRCHE IN NOT auf diese Verfolgung seien Hilfsprogramme, die „geistliche Unterstützung, humanitäre Hilfe, Traumatherapie und interreligiösen Dialog mit einschließen“.
Ohne die unermüdliche Unterstützung der Wohltäter sei die Arbeit von KIRCHE IN NOT nicht möglich. „Unsere Spender sind das Fundament, auf dem wir Brücken des Glaubens, der Hoffnung und der Nächstenliebe bauen, um die verfolgte Kirche zu unterstützen“, erklärte Heine-Geldern.
„Wir dürfen den Kampf um die uneingeschränkte Durchsetzung dieses Grundrechts, das untrennbar mit der Würde jedes Menschen verbunden ist, nicht aufgeben“, sagte er.
Dabei liege die schwierigste Arbeit jedoch nicht in der Hilfeleistung, erklärte Heine-Geldern: „Es sind mutige Bischöfe, Priester, Ordensleute und engagierte Laien, die in vorderster Front mit den Gläubigen stehen und mit Verfolgung und Hass konfrontiert sind. Als Diener des Friedens bleiben sie bei ihrem Volk. Ihnen widme ich diese Auszeichnung.“
Die Stiftung „Path to Peace“ existiert seit 1991 mit dem Zweck, die „Mission des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen“ zu fördern.
Vorsitzender ist der jeweilige Gesandte des Papstes am Sitz der Vereinten Nationen – ein Amt, das 1964 eingerichtet wurde. Die Stiftung verlieht einmal jährlich den „Path to Peace Award“.
Frühere Preisträger waren unter anderem Königin Sophia von Spanien, Großherzog Henri von Luxemburg und der Päpstliche Nuntius in Syrien, Mario Kardinal Zenari.
Gegen einige Geistliche laufen aktuell polizeiliche Ermittlungen. Ihnen wird unter anderem Verschwörung gegen Präsident Rodrigo Duterte, Verleumdung und Behinderung der Justiz zur Last gelegt.
Am 18. Juli hatte die Polizei gegen insgesamt 36 Personen die Ermittlungen aufgenommen. Unter ihnen befindet sich die philippinische Vizepräsidentin Leni Robredo. Sie hatte sich, wie auch die anderen Beschuldigten, mehrfach gegen den Regierungsstil Dutertes ausgesprochen, insbesondere gegen das rigide Vorgehen gegen die Drogenkriminalität.
Das Thema Drogenkriminalität war auch der Auslöser der aktuellen Beschuldigungen. In Internetvideos hatte ein Mann namens Peter Joemel Advincula Präsident Duterte, einige Familienmitglieder und namhafte Unterstützer beschuldigt, selbst in Drogenkonsortien verstrickt zu sein. Der Mann berief sich dabei auf Insiderwissen: Er selbst sei früher ebenfalls Mitglied einer großen Drogenbande gewesen.
Er behauptete, die Drogen-Vorwürfe seien von der liberalen Partei, der auch Vizepräsidentin Robredo angehört, erfunden worden. Dies sei in Übereinstimmung mit oppositionellen religiösen Organisationen erfolgt.
In einer Pressekonferenz benannte er explizit Erzbischof Socrates Villegas und Bischof Pablo Virgilio Siongco David aus Kalookan als Drahtzieher einer Verschwörung, mit der Präsident Duterte zu Fall gebrachten werden sollte.
Auch alle anderen Beschuldigten haben jedes kriminelle Vorgehen gegen die Regierung bestritten. Bei einer Verurteilung drohen sechs bis zwölf Jahre Haft. Viele der Beschuldigten waren in der Vergangenheit bereits mit falschen Beschuldigungen und Morddrohungen konfrontiert. Der Direktor des philippinischen Büros von KIRCHE IN NOT, Jonathan Luciano, hatte mit einer Gruppe von Ehrenamtlichen an der Solidaritätskundgebung für Erzbischof Villegas und die weiteren Beschuldigten teilgenommen.
„Papst Franziskus hat im Juli dazu aufgerufen, für die Redlichkeit der Rechtsprechung zu beten. Genau das tun wir und hoffen, dass die Ermittlungsbehörden sich von Wahrheit und Integrität leiten lassen“, erklärte Luciano.
Er sieht die jüngsten Beschuldigungen auch als weiteres Beispiel einer globalen Entwicklung: „Auf der ganzen Welt nehmen Fälle religiöser Verfolgung weiter zu. Neben Gewaltakten existiert jedoch auch eine subtilere Form der Verfolgung, die mindestens genauso gefährlich ist: die politische Verfolgung, die sich gegen unschuldige Diener der Kirche richtet.“
Demnach hätten die Terroristen bei diesem Übergriff eine Gewaltstrategie angewandt, die sich gegen Frauen richtet: „Sie kamen in der Nacht, gingen in die Häuser und entführten ausschließlich die Frauen“, erzählten die Ansprechpartner.
Obwohl die Bevölkerung eine Art Bürgerwehr aufgestellt habe, sei diese angesichts des Überraschungsangriffs machtlos gewesen.
Die verstümmelten Frauen wurden vom Militär aufgegriffen und in ein 260 Kilometer entferntes Krankenhaus gebracht. Die Ohramputation sei ein neues Instrument von Boko Haram, um diejenigen zu bestrafen, „die auf die Regierung und die Stimmen derjenigen hören, die der extremistischen Ideologie nicht folgen“, so die lokalen Ansprechpartner.
Die Terroreinheit „Boko Haram“ ist im Norden Nigerias entstanden, doch auch in den Nachbarländern Kamerun, Tschad und Niger kommt es immer wieder zu Anschlägen und Übergriffen.
Dies stellte Bischof Laurent Birfuoré Diabiré aus Dori in Burkina Faso gegenüber KIRCHE IN NOT fest. In dem westafrikanischen Land nehmen terroristische Übergriffe rapide zu. Ins Visier gerät immer mehr auch die christliche Minderheit des Landes, die rund ein Viertel der Bevölkerung ausmacht.
„Alle wurden durchsucht. Vier Bewohner trugen Kreuze. Sie wurden getötet, weil sie Christen waren.“ Nach der Exekution hätten die Terroristen auch die übrigen Bewohner bedroht: Wer nicht zum Islam konvertiere, würde das gleiche Schicksal erleiden.
Dies war bereits die fünfte Attacke gegen Christen in diesem Jahr; dabei verloren mindestens 20 Menschen ihr Leben – unter ihnen auch zwei katholische und ein protestantischer Geistlicher. Auch in seinem Bistum Dori sei am 17. März der Priester Joël Yougbaré entführt worden, so Diabiré. Seitdem gebe es kein Lebenszeichen mehr von ihm.
„Ich habe den Eindruck, dass sie einen Konflikt zwischen den Religionen auslösen wollen“, sagte der Bischof. Denn in Burkina Faso funktionierte bislang das Zusammenleben der Religionen reibungsfrei – auf allen Ebenen. So sind in zahlreichen Familien einige Mitglieder Christen, andere Muslime.
„Am Anfang dachte man, dass die Extremisten alle Ausländer wären. Aber mittlerweile wird klar, dass einige von ihnen aus Burkina Faso kommen“, so der 53-Jährige. Ein Teil der Extremisten hätte jedoch noch eine weitere Motivation: „Sie betrachten diese terroristische Bewegung einfach als Ausdruck ihres Glaubens.“
Angesichts des Leids sei es sehr schmerzlich, dass niemand die christlichen Gemeinden beschütze – und der Terror ausländische Unterstützer habe, erklärte der Bischof. „Deshalb möchte ich mich an die internationale Gemeinschaft wenden: Wer die Macht hat, etwas zu tun, möge diese Gewaltwelle beenden!“