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Malawi ist ein kleiner Staat im südlichen Afrika. Hierzulande ist das Land eher unbekannt. In den Medien wird so gut wie gar nicht über Malawi berichtet.
Doch dabei lohnt sich durchaus ein Blick auf dieses Land. Die Kirche hier ist sehr lebendig; die Gottesdienste am Wochenende sind sehr gut besucht. Die Gläubigen sind oft stundenlang zu Fuß unterwegs, um eine Sonntagsmesse zu besuchen.

Stefan Stein von KIRCHE IN NOT Deutschland hat kürzlich Malawi und Sambia besucht. Im Interview berichtet er über seine Eindrücke, die wichtige gesellschaftliche Rolle der Kirche und den wachsenden Einfluss des Islam im überwiegend christlichen Land.
Gottesdienst in Mzuzu/Malawi.
Einige Gemeindemitglieder vor einer neu errichteten Kirche, deren Bau von KIRCHE IN NOT unterstützt wurde. Die Strohhütte rechts ist die alte Kirche.
Landschaft in Malawi mit dem Malawi-See im Hintergrund.
Ein Markt am Straßenrand in Malawi.
Moschee an einer Einmündung zum Highway in Malawi.
KIRCHE IN NOT: Wie haben Sie Malawi erlebt? Welche Eindrücke haben Sie mitgebracht?

STEFAN STEIN: Ich habe das Land zusammen mit dem Afrika-Referenten der internationalen Zentrale von KIRCHE IN NOT, Tony Zender, besucht. Die Menschen in Malawi sind unheimlich herzlich, freundlich und offen. Sie kommen gerne auf Fremde zu.

Die malawische Landschaft ist abwechslungsreich. Es gibt weite Ebenen, die von Bergen und Hügeln eingerahmt sind. Auf diesen befinden sich häufig auch wieder Hochebenen.

Das Land ist relativ klein: Mit 118 000 Quadratkilometern hat es gerade einmal ein Drittel der Fläche der Bundesrepublik. Und davon ist auch noch ein großer Teil Wasser, denn der Malawi-See im Osten des Landes ist der drittgrößte See Afrikas. Malawi ist im Allgemeinen sehr grün, vor allem im Norden gibt es Wälder. Wir haben das Land zum Ende der Regenzeit besucht. Das heißt: Es gab immer wieder kräftige Regenschauer, besonders in der Nordhälfte.

Nachlassende Niederschläge in der Regenzeit

Allerdings sagte man uns, dass die Regenmengen in diesem Jahr nicht so ergiebig ausgefallen seien wie in den vergangenen Jahren. Ausgetrocknete Maisfelder sind stumme Zeugen des Klimawandels.

Wie ist das kirchliche Leben in Malawi?

Sehr lebendig und fröhlich – trotz der alltäglichen Herausforderungen der Gläubigen. Malawi ist eines der ärmsten Länder der Welt. In diesem Umfeld hat der Glaube einen besonderen Stellenwert.

Ein Beispiel aus der Stadt Mzuzu im Norden des Landes möchte ich anführen: Dort haben wir an einem Gottesdienst teilgenommen, um 6 Uhr morgens. Da waren über 100 Gläubige zu dieser frühen Uhrzeit in der Kirche versammelt, junge und alte Menschen. Das wird man in Deutschland kaum finden.

Weite Wege bis zum Sonntagsgottesdienst

Wie unterscheidet sich das Leben in der Stadt und auf dem Land?

Es hat mich beeindruckt, welche Wege und Strapazen die Menschen auf sich nehmen, um einen Gottesdienst am Sonntag zu besuchen. Häufig sind sie stundenlang zu Fuß unterwegs. Besonders auf dem Land ist das Engagement der Gläubigen für die Pfarrei und die Priester groß.

Auch wenn die Pfarreiangehörigen selbst nur wenig haben, so geben sie gerne und großzügig auch etwas von ihrem Essen oder ihrer Ernte an die Priester weiter, manchmal auch Hühner. Es ist ein Zeichen der Freude und Dankbarkeit. Sie wissen, dass sie dort Hilfe bekommen, wenn sie Hilfe brauchen.

Wie zeigt sich das?

Wir haben eine Pfarrei besucht, die etwa 70 Kilometer von Mzuzu entfernt liegt. Die letzten 25 Kilometer führen über eine sandige Buckelpiste, für die man auch mit einem Geländewagen über eine Stunde braucht.

Hier leben zwei Priester in einem kleinen Pfarrhaus. Die vorhandene Solarzelle reicht zwar für den Ventilator oder den Fernseher, aber nicht für einen Kühlschrank. Der steht in der benachbarten Kirche.

Viele abgelegene Pfarreien

Der Pfarrer berichtete, dass die Menschen unter anderem zu ihnen kommen, wenn sie den weiten Weg nach Hause nicht mehr gehen können und möchten. Schließlich gibt es vor allem auf dem Land viele freilebende und gefährliche Tiere, die man hierzulande nur aus Zoos kennt. Dann bieten die Priester schon einmal einen Transport auf dem Motorrad an.

Was sind die größten Herausforderungen für die Seelsorge?

Das sind zum einen die großen Entfernungen innerhalb der Pfarreien. Die Priester sind oft stundenlang unterwegs, um zu den Außenstellen der Pfarrei zu gelangen. In der Regenzeit sind manche Orte komplett abgeschnitten und über Monate nicht erreichbar.

Aber auch die Katechese für die Gläubigen und die Weiterbildung für die Priester sind wichtig. Wo kein Priester vor Ort sein kann, kommt den Katecheten eine besondere Bedeutung zu, denn sie leben mit den Menschen auf den Dörfern, teilen mit ihnen ihre Freuden und Sorgen und sind wichtige Ansprechpartner.

Daher ist ihre Ausbildung, aber auch die der Priester, sehr wichtig. Im Hauptstudium des Priesterseminars in Malawi befinden sich zurzeit übrigens 140 Studenten. Auch eine Zahl, wovon deutsche Seminare nur träumen können.

Wie ist die politische Situation in Malawi?

Momentan ist die Lage im Land ruhig, auch wenn der Wahlkampf für die Präsidentschafts- und Parlamentswahl im kommenden Jahr bereits langsam in die Gänge kommt. Der Präsident möchte gerne wiedergewählt werden.

Viele Gemeinden auf dem Land sind nur über sandige Wege mit Schlaglöchern erreichbar.
Stefan Stein, Referent für Öffentlichkeitsarbeit bei KIRCHE IN NOT Deutschland.
Einfluss der führenden Partei auf die Medien

Auch die Amtsinhaber in den verschiedenen Regionen des Landes haben schon ihre Ambitionen für eine Wiederwahl im staatlichen Rundfunk weitergegeben und ihre Einigkeit mit dem Präsidenten öffentlich bekundet. Die führende Partei hat einen großen Einfluss auf die Medien.

In der Bevölkerung ist vor allem der Vizepräsident angesehen. Bisher hat er jedoch noch keine offizielle Kandidatur angekündigt.

Für Sie war es die zweite Projektreise für KIRCHE IN NOT auf den afrikanischen Kontinent. Vor zwei Jahren sind Sie bereits nach Simbabwe gereist. Wie unterscheidet sich Malawi von Simbabwe beziehungsweise anderen südafrikanischen Ländern?

Das ist vor allem der hohe Anteil an Muslimen in manchen Regionen. Der überwiegende Teil der Malawier ist christlich, über 80 Prozent. Etwa 15 Prozent der 16 Millionen Einwohner sind Muslime.

Im Osten des Landes sind die Zahlen genau umgekehrt: Dort sind etwa drei Viertel der Einwohner Muslime und die Christen in der Minderheit. Das Zusammenleben der beiden Religionen funktioniert im Allgemeinen, weil sowohl Christen als auch Muslime mit den alltäglichen Herausforderungen um Essen und Arbeit kämpfen müssen.

Moscheen selbst in kleinsten Dörfern

Allerdings wächst auch in Malawi der Einfluss des Islam aus dem Ausland. Es werden Moscheen gebaut, vor allem an markanten Plätzen, wie zum Beispiel auf einem Hügel in der Hauptstadt oder direkt an den Highways; selbst in ganz kleinen Dörfern.

Das Wissen der Christen über den Glauben der Muslime ist jedoch relativ gering. Hier möchten die malawischen Bischöfe in Zukunft mehr investieren, damit Christen nicht nur über den Islam und seine Traditionen, Facetten und Einflüsse Bescheid wissen, sondern auch ihren eigenen Glauben reflektieren, leben und verteidigen können.

Wie hilft KIRCHE IN NOT in Malawi?

Das Hilfswerk unterstützt nicht nur Malawi, sondern auch in Sambia, dem Nachbarland, das wir zumindest kurz im Rahmen derselben Projektreise besucht haben. Alle Bischöfe, Priester, Schwestern und Gläubige sind unheimlich dankbar für die Hilfe, die KIRCHE IN NOT ermöglicht.

Das Hilfswerk ist dort sehr bekannt, denn es ist in vielen Bistümern präsent. Zum Beispiel hat KIRCHE IN NOT in der Vergangenheit die Priester bei der Anschaffung von Motorrädern oder Geländewagen unterstützt – angesichts der Entfernungen und schlechten Straßenverhältnisse eine absolut notwendige Investition.

Die Hilfe kommt an

Die Priester erhalten auch Mess-Stipendien, die KIRCHE IN NOT an sie weitergibt. Wenn also ein Wohltäter aus Deutschland beispielsweise eine Gregorianische Messreihe feiern lassen möchte und diese bei KIRCHE IN NOT in Auftrag gibt, können damit die Priester in Malawi und Sambia unterstützt werden.

Die Hilfe kommt an und fördert die Freude am katholischen Glauben und dessen Fortbestand in Malawi und Sambia.

So können Sie Christen in Malawi unterstützen

KIRCHE IN NOT steht der Christen in Malawi und Sambia zur Seite. Zu den Projekten in den beiden Ländern zählen unter anderem die Ausbildung von Priestern, der Lebensunterhalt für Seelsorger durch Mess-Stipendien, die Schulung von Katecheten, der Bau von Kirchen und die Bereitstellung von Fahrzeugen für die Seelsorge in entlegenen Gebieten.

Um weiterhin helfen zu können, bittet KIRCHE IN NOT um Spenden

So können Sie helfen

Jedes Jahr gibt die kubanische Bischofskonferenz mit der Unterstützung von KIRCHE IN NOT einen liturgisch-katechetischen Kalender heraus. Für viele Menschen in allen Diözesen des Landes ist er zu einem unentbehrlichen Begleiter durch das Jahr geworden ist.

Die Kirche hat in Kuba nur in sehr begrenztem Umfang Zugang zu den Kommunikationsmitteln. Somit sind diese Kalender ein wichtiges Medium für die Neuevangelisierung. Nicht nur unter Katholiken ist die Nachfrage groß, sondern der Kalender ist auch bei Menschen beliebt, die sonst keinen Kontakt mit der Kirche haben.
Für den Kalender 2018 war ein Poster des Heiligsten Herzen Jesu beigefügt.
Der beliebte Kalender hängt nicht nur in Privathäusern in Kuba, sondern auch in Krankenhäusern oder Behörden.
Zwei Frauen aus Kuba schauen sich den neuen Kalender an.

Jedes Jahr ist der mit zahlreichen farbigen Abbildungen ausgestattete Kalender einem anderen Thema gewidmet. Er enthält zudem auch Gebete sowie wichtige Botschaften des Papstes und der Bischöfe.

Es gibt außerdem viele Bilder, und natürlich werden die katholischen Feste und Heiligengedenktage markiert. Auf diese Weise werden die Leser durch das Kirchenjahr geführt.

Kalender mit vielen Bildern

Der Vorteil eines Kalenders besteht darin, dass er auch von Menschen genutzt wird, die sich keine Bücher leisten können oder aufgrund ihres Bildungsstandes eher wenig lesen. Zudem eignen sich die Heiligenbilder dazu, dass die Menschen sie, wenn der Kalender abgelaufen ist, ausschneiden und an die Wand hängen.

In diesem Jahr war dem Kalendern als besonderes Extra ein Poster des Heiligsten Herzens Jesu beigelegt, das die Gläubigen in ihren Häusern aufhängen können. Für die kubanische Bischofskonferenz ist dieser farbige Kalender ein wichtiges Mittel, den Glauben in den Familien lebendig zu erhalten. Durchschnittlich erreicht jeder dieser Kalender in einer Familie fünf Personen.

Aber er hängt nicht nur in Privathäusern oder im kirchlichen Umfeld, sondern auch in Kliniken, Krankenstationen und Behörden. Vor einigen Jahren hing er sogar in der Kulisse einer nationalen Seifenoper, die im Fernsehen ausgestrahlt wurde.

Dank der Hilfe unserer Wohltäter, die 30.000 Euro ermöglicht haben, konnten über 400 000 Exemplare gedruckt werden. Unzählige Menschen freuen sich nun darüber, dass sie auch im Glauben durch dieses Jahr begleitet werden.

So können Sie helfen

Der neue Geschäftsführende Präsident der Päpstlichen Stiftung Kirche in Not/Aid to the Church in Need (ACN), Thomas Heine-Geldern, hat seine künftige Tätigkeit unter das Zeichen der Kontinuität gestellt.

Beim Festakt zur Verabschiedung seines Vorgängers Johannes Freiherr Heereman von Zuydtwyck und zu seiner eigenen Einführung sagte er in Königstein im Taunus, dem Sitz des Generalsekretariats des Hilfswerkes, „der Glaube, die Tatkraft, die heitere Gelassenheit und das Gottvertrauen“, das seinen Vorgänger ausgezeichnet habe, sei für ihn Vorbild und Richtschnur für den Führungsstil des Werkes.

In seiner kurzen Ansprache nahm der Österreicher, der nach seiner Promotion zum Dr. jur. an der Universität Wien und der Ausbildung zum MBA an der weltbekannten Managerschmiede Insead (Institut Européen d’Administration des Affaires) in Fontainebleau bei Paris fast vierzig Jahre in mehreren Vorständen und Aufsichtsräten vor allem der Papierindustrie tätig war, auch Stellung zur „Funktion von ACN als Brücke der Liebe und des Gebetes“.
Der Präsident der Päpstlichen Stiftung „Kirche in Not“, Mauro Kardinal Piacenza (links), überreicht dem scheidenden geschäftsführenden Präsidenten, Johannes Freiherr Heerman von Zuydtwyck, als Zeichen des Dankes den Päpstlichen Silvesterorden.

Das Werk bilde eine Brücke zwischen der weltweiten Gemeinschaft der Spender auf der einen und den Projektpartnern in mehr als 140 Ländern auf der anderen Seite.

Heine-Geldern sieht darin keine Einbahnstraße, sondern eine Synthese zwischen der professionellen Hilfe für die verfolgte und bedrängte Kirche und dem persönlichen Zeugnis für Christus, womit jeder Wohltäter auch in seinem Alltag und Umfeld zur Evangelisierung beitrage. Glaube und Professionalismus – so folge das Werk dem Auftrag, „zu handeln, als hänge alles von mir ab, und zu vertrauen, als hänge alles von Gott ab“.

„Brücke zwischen Spendern und Projektpartnern”

Ein großes gemeinsames Projekt mit der notleidenden Kirche vor Ort sei die Hilfe für die Christen im Nahen Osten, betonte Heine-Geldern. Seine erste Reise mit KIRCHE IN NOT, damals noch als Präsident der österreichischen Sektion, ging 2014 zusammen mit Johannes Heereman in den Irak, kurz nach der Vertreibung der Christen durch den IS.

Seither hat ACN für Nothilfe, pastorale Begleitung und den Wiederaufbau im Irak mehr als 40 Millionen Euro aufgebracht. Er sehe es als ein Zeichen der Vorsehung, dass er kurz vor seiner Einführung gerade von einer Reise in den Irak zurückgekommen sei.

Mauro Kardinal Piacenza mit Dr. Thomas Heine-Geldern.
Dr. Thomas Heine-Geldern, Geschäftsführender Präsident von Kirche in Not/ACN International.

Der Familienmensch (seit über vierzig Jahren verheiratet, Vater von vier erwachsenen Kindern) kam zum Vorschein, als Heine-Geldern den familiären Charakter des Werkes mit seinen 23 Nationalsekretariaten beschrieb, die von dem Generalsekretariat koordiniert würden. Der Präsident der Stiftung, Mauro Kardinal Piacenza, dankte dem scheidenden Geschäftsführenden Präsidenten, Johannes Freiherr Heereman, für die sieben Jahre an der Spitze des vor siebzig Jahren vom „Speckpater“ Werenfried van Straaten gegründeten Hilfswerks KIRCHE IN NOT.

In die Amtszeit von Heereman, auch er Jurist, fiel die institutionelle Neugründung als Päpstliche Stiftung durch Papst Benedikt XVI., die Gründung von sechs neuen Nationalbüros und der Anstieg des Spendenvolumens auf heute rund 120 Millionen Euro pro Jahr. Heereman hatte zuvor dreißig Jahre die Geschicke des Malteser-Hilfsdienstes geleitet.

Johannes Freiherr Heereman verabschiedet

Heereman hinterlasse, so Heine-Geldern, ein bestelltes Haus, und er hoffe, mit dem Rat seines Vorgängers sowie der Hilfe der Mitarbeiter in der Zentrale und in den Nationalbüros an dieses Niveau anknüpfen zu können.

Der neue Geschäftsführende Präsident ist 66 Jahre alt, spricht – neben seiner Muttersprache Deutsch – fließend Englisch und Französisch und verfügt über reiche Erfahrung nicht nur in der internationalen Wirtschaft, sondern auch im Stiftungswesen.

So können Sie helfen

Bischof Sarat Chandra Nayak weiß, was es heißt, „unberührbar“ zu sein. Der 60-Jährige leitet die katholische Diözese von Berhampur im westindischen Bundesstaat Odisha – und gehört der Kaste der Dalits an. Das ist die niedrigste Kaste der indischen Gesellschaftsordnung; früher wurden sie landläufig als „Unberührbare“ bezeichnet.

„Weil ich selber ein Dalit bin, ist es für mich vielleicht leichter als für andere, das Leitbild vom ,Dienerʼ einer Gemeinde zu verstehen.“ Dabei ist das Wort „Diener“ als Beschreibung für den Stand der Dalits grob beschönigend: Dalits werden zu niedrigsten Aufgaben herangezogen, wie der Müllentsorgung oder zum Latrinenputzen. Sie leben separiert von der übrigen Gesellschaft in Slums. Ein Dalit darf weder neue Kleidung noch Schuhe tragen. Er darf sich nicht mit einem Schirm vor der Sonne schützen und keinem Angehörigen einer höheren Kaste aufrecht ins Gesicht sehen. „Selbst wenn jemand nur mit dem Schatten eines Dalits in Berührung kommt, geht man davon aus, dass er unrein geworden ist“, erzählt Nayak.
Heilige Messe in einer Dalit-Gemeinde.
Eine Dalit-Familie vor ihrem Hausaltar.
Zerstörte christliche Kirche in der Diözese Berhampur.
Konversionsgesetz aus Angst vor Re-Kolonialisierung

Doch es geht noch eine gesellschaftliche Stufe tiefer: Nämlich dann, wenn ein Dalit sich entschließt, die Religion zu wechseln. Im Gespräch mit dem weltweiten päpstlichen Hilfswerk „Kirche in Not“ erklärt Bischof Nayak den Hintergrund: „Nach der indischen Unabhängigkeit trat ein Erlass in Kraft, mit dem den Dalits und anderen Minderheiten besondere Fördermittel gewährt werden. Damit sollten sie nach Jahrhunderten der Vernachlässigung entschädigt werden. Für Dalits, die anderen Religionen angehören, gilt das jedoch nicht.“

Wird ein Dalit also Christ oder Muslim, bricht auch noch das geringe staatliche Almosen weg. Appelle, das zu ändern, verhallten ungehört: „Christen machen nur 2,5 Prozent der indischen Gesamtbevölkerung aus“, erklärt Nayak. „Daher konnten wir nicht viel tun, um diesen Erlass anzufechten.“

Für die christliche Gemeinschaft ein großes Problem: Denn fast zwei Drittel der indischen Christen sind Dalits. „Die Diskriminierung der Dalits ist ein Verstoß gegen die Menschenrechte“, betont Nayak. Um Druck zu machen und den Zusammenschluss mit anderen religiösen Minderheiten zu suchen, hat die Indische Bischofskonferenz eine Kommission ins Leben gerufen, die sich der Rechte der Dalits annimmt. Bischof Nayak ist deren Vorsitzender.

Friedlicher Protest sei dringend nötig, erklärt er, denn die Lage der konvertierten Dalits habe sich noch weiter verschlechtert: „Die gegenwärtige Regierungspartei BJP mit ihrer hindunationalistischen Ideologie ist klar dagegen, die Förderung von Minderheiten auf christliche und muslimische Dalits auszuweiten.“ In sechs indischen Bundesstaaten herrschen Anti-Konversions-Gesetze, die den Religionswechsel unter Strafe stellen.

Dahinter stecke die Furcht vor einer Re-Kolonialisierung der indischen Kultur. „Überdies stellt das Christentum bestimmte hinduistische Gebräuche in Frage.“ Dabei seien durchaus Erfolge erzielt worden, so der Bischof: „Die Praxis der Witwenverbrennung, weil einer Frau nach dem Tod ihres Mannes kein eigenes Existenzrecht zugestanden wurde, ist heute fast vollständig verschwunden.“

Bischof Sarat- Chandra Nayak.
20 Prozent der sozialen Dienste werden von Christen geleistet

Es ärgert ihn, dass es „als selbstverständlich“ hingenommen werde, dass gut 20 Prozent der Dienstleistungen im Bildungs- und Gesundheitsbereich von Christen getragen würden, obwohl diese nur eine kleine Minderheit seien. Von Nationalisten werde versucht, auch hier das Engagement der Christen zurückzudrängen – zum Schaden für die ganze indische Gesellschaft.

Doch nicht nur nach außen gebe es viel an Überzeugungsarbeit zu leisten: „Ein Rest des Kastendenkens bleibt auch bei manchen Christen nach der Taufe noch bestehen.“ 144 Bischöfe hat Indien. Nur zwölf sind Dalits. In der Vergangenheit sei das Kastendenken manchmal als Teil der indischen Kultur bei der Glaubensunterweisung toleriert worden, sagt Nayak. Das sei auch ein Grund dafür, warum sich das Christentum zunächst nur im Süden des Landes ausgebreitet habe, wo der Überlieferung nach der Apostel Thomas missionierte. Dort hätten vor allem Christen höherer Kasten gelebt. „Aufgrund der Kastenmentalität breitete sich der Glaube mehr als 1500 Jahre lang nicht auf andere Landesteile aus. Das änderte sich erst durch die Ankunft des heiligen Franz Xaver in Indien (im Jahr 1542; Anm. d. Red.).“ Doch auch seitdem gebe es noch viel zu tun, um die Vorbehalte zu durchbrechen.

Der Glaubensmut und die – im christlichen Sinne verstandene – Dienstbereitschaft der christlichen Dalits tragen das ihre dazu bei, ist Bischof Nayak überzeugt: „Obwohl christlichen Dalits Sozialleistungen vorenthalten werden und sie unter Diskriminierung leiden, bleiben sie ihrem Glauben dennoch treu. Das geht bis zum Martyrium.“

Das weltweite päpstliche Hilfswerk steht der kleinen und in manchen Regionen bedrängten christlichen Minderheit Indiens zur Seite. Die meisten geförderten Projekte des Hilfswerks entfallen auf den Subkontinent. Dazu zählen die Ausbildung von Priestern, die Arbeit von Ordensgemeinschaften, der Lebensunterhalt für Seelsorger durch Mess-Stipendien, die Schulung von Katecheten, der Bau von Kirchen, die Bereitstellung von Fahrzeugen für die Seelsorge in entlegenen Gebieten und die Förderungen der „Kleinen christlichen Gemeinschaften“, die für die pastorale und karitative Arbeit der Kirche in Indien von Bedeutung sind.

Helfen Sie den Christen in Indien

Um die christliche Minderheit Indiens weiterhin unterstützen zu können, bittet KIRCHE IN NOT um Spenden

So können Sie helfen

Der maronitische Bischof der Küstenstadt Tartus im Westen Syriens, Antoine Chbeir, glaubt, dass es den Kriegsparteien nicht mehr darum geht, Frieden herbeizuführen. „Viele Menschen in Syrien glauben, dass der Krieg nie enden wird. Es scheint den Großmächten vor allem darum zu gehen, dass der Konflikt immer weiter besteht“, sagte Chbeir dem weltweiten päpstlichen Hilfswerk KIRCHE IN NOT.

Während 2017 noch eine Einigung auf diplomatischem Weg in greifbarer Nähe gewesen sei, habe sich mit den jüngsten Bombardements die Lage erneut verschärft. An eine innersyrische Lösung glaubt Chbeir nicht mehr: „Das Ende des Syrienkriegs liegt in der Hand der internationalen Gemeinschaft, insbesondere bei Russland, den Vereinigten Staaten und Europa.“
Kinder aus Tartus bitten auf einer Kundgebung um Frieden.
Zerstörter Straßenzug in Homs.
Syrer mit einer Lebensmittelration, die KIRCHE IN NOT finanziert hat.

Der seit nunmehr sieben Jahren andauernde Krieg habe nicht nur unzählige Menschenleben gefordert, sondern auch eine Verelendung weiter Bevölkerungsteile mit sich gebracht. „Schätzungen zufolge leben 70 Prozent der Syrer mittlerweile unter der Armutsgrenze.“ In seiner Bischofsstadt Tartus liege die Arbeitslosenquote bei 30 Prozent, in anderen Landesteilen bei 60 Prozent. „Und die Menschen, die Arbeit haben, verdienen kaum mehr als 60 US-Dollar im Monat.“ Hinzu komme der fortwährende Geldverfall.

Hilfe für 30 000 Binnenflüchtlinge

Durch die Lage am Mittelmeer ist Tartus eine wichtige Anlaufstelle für Vertriebene und Geflüchtete. „Wir helfen in unserer Diözese rund 30 000 Binnenflüchtlingen. Tag für Tag erhalten wir Bitten um Hilfe“, berichtet der Bischof. Auch unter erschwerten wirtschaftlichen und humanitären Umständen sei es notwendig, diesen Gesuchen nachzukommen: „Damit wollen wir vermeiden, dass die Menschen für immer das Land verlassen – häufig über das Mittelmeer und unter Einsatz ihres Lebens.“

Für Chbeir stehen die Unterstützung für Kinder und Jugendliche im Vordergrund, denn viele hätten aufgrund des Krieges und der Flucht keine Schule besuchen können. Seine Diözese habe allein im Februar 900 Schul- und Studienstipendien bezahlt, 2000 Lebensmittelpakete verteilt, 800 Mietbeihilfen geleistet, und über 100 Operationen für Kriegsverletzte finanziert. KIRCHE IN NOT unterstützt das Bistum dabei.

Trotz der ausweglosen Kriegssituation seien viele Flüchtlinge entschlossen, in ihre Heimat zurückzukehren, erklärte der Bischof. Als die Truppen des „Islamischen Staates“ Ende 2016 vielerorts vertrieben worden seien und sich eine Beruhigung abzuzeichnen schien, seien auch erste Bewohner nach Damaskus, Aleppo oder Idlib zurückgegangen. Mittlerweile herrsche jedoch die Meinung, „es sei besser abzuwarten“, so Chbeir. „Die Menschen fühlen sich noch nicht sicher, weil wieder einmal Bombenangriffe geflogen werden, vor allem auf Damaskus.“

„Ohne KIRCHE IN NOT könnten wir unsere Arbeit nicht tun“

Die Hilfe aus dem Ausland hält der Bischof für unabdingbar. „Ohne KIRCHE IN NOT könnten wir unsere Arbeit nicht tun: Den Menschen helfen, in Syrien zu überleben.“ Immer wieder rufe er seine Gläubigen zum Gebet für die Wohltäter auf – es sei wichtig, dass die Menschen spürten, dass sie nicht allein gelassen sind. „Wir schätzen Ihre Hilfe sehr.“

Ihr altes Wohnhaus, das diesen Namen eher verdiente, ist vor einem Jahr abgebrannt. „Meine ganze Habe ist zerstört.“

Antoine Chbeir, maronitischer Bischof von Tartus.

Seit dem Kriegsausbruch in Syrien im März 2011 hat KIRCHE IN NOT über 21 Millionen Euro für die christliche Bevölkerung des Landes zur Verfügung gestellt. Neben Lebensmittelhilfen, Kleidungs- und Medikamentenspenden finanziert das Hilfswerk auch Mietbeihilfen, Stipendien und Ausbildungsprogramme sowie Projekte zur Stromversorgung. Auch dem Wiederaufbau zerstörter Kirchengebäude und die Unterstützung der Seelsorge für die traumatisierte Bevölkerung gilt ein besonderes Augenmerk.

Helfen Sie den Christen in Syrien

Um die Christen in Syrien weiterhin unterstützen zu können, bittet KIRCHE IN NOT um Spenden.

So können Sie helfen

„Sie ist stärker als Tito“, ruft ein Arzt lachend über den Gang der Unfallchirurgie der Universitätsklinik von Sarajewo. Und die angesprochene Ordensschwester Marija Bešker, 61 Jahre alt, gibt zurück: „Natürlich. Der Staatspräsident ist lange tot. Und ich bin Gott sei Dank ziemlich lebendig.“
In dem Jahr, als der kommunistische Diktator Tito starb, 1980, legte sie ihre ewigen Gelübde bei den „Franziskanerinnen von Christus dem König“ ab. Ihr „erster Beruf“, wie sie sagt: Ihr Leben Gott zu weihen.

Nicht selbstverständlich in einem System, in dem Christen wegen ihres Bekenntnisses inhaftiert und getötet wurden. In ihrer Großfamilie – Schwester Marija wuchs mit 13 Geschwistern auf – stand die Treue zum Glauben außer Frage. Und die Verwandten erkannten schnell: Das quirlige Kind könnte ihre Durchsetzungskraft auch gut in den Dienst Gottes stellen. „Meine Tante war bereits Ordensschwester. Als ich klein war, meinte mein Onkel zu mir, ich könnte einmal ihre Oberin werden“, erzählt Schwester Marija und schmunzelt. Aus erster Ablehnung wurde umso entschiedenere Zustimmung: Schon mit 14 Jahren begab sie sich in die Obhut der Franziskanerinnen, trat wenig später ein. Das war in Mostar, in der Herzegowina. In den neunziger Jahren wurde die Stadt mit ihrem Wahrzeichen, der steil zulaufenden „Alten Brücke“, zum Symbol des Krieges und Mordens zwischen den Volksgruppen des zerfallenen Jugoslawiens, zwischen Christen und Muslimen.
Schwester Marjia Bešker bei einer Patientin.
Schwestern der Kongregation der Franziskanerinnen von Christus dem König.
Kirche und Moschee in Sarajewo.
Schwester Marija im Einsatz am Eingang der Universitätsklinik in Sarajewo.
Die „Realität des Bösen“ ausgehalten

Den Krieg erlebte Schwester Marija jedoch bereits dort, wo sie ihren „zweiten Beruf“ gefunden hat: Im Klinikum von Sarajewo, wo sie als Krankenschwester, Seelsorgerin, Organisationstalent und „Frau für alles“ seit Mitte der achtziger Jahre arbeitet. Dabei war das Engagement des Ordens im Krankenhaus aus der politischen Not geboren: Die Franziskanerinnen von Christus dem König – das weltweite päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not“ unterstützt sie seit langem – widmeten sich ursprünglich der Sorge für Waisenkinder. Doch das kommunistische Regime ließ es nicht zu, dass die Schwestern Waisenhäuser, Kindergärten oder gar Schulen betrieben. So musste auch Schwester Marija einen anderen Beruf erlernen und wurde Krankenpflegerin. Eine Entscheidung, die sie nie bereut hat – nicht einmal im Bosnienkrieg.

Sie hatte sich bewusst entschieden, auch im Feuerbeschuss mit unzähligen Toten, Schwerverwundeten und Traumatisierten in Sarajewo zu bleiben. „Es galt, die Realität des Bösen auszuhalten“, erinnert sie sich. Die Erinnerungen an die Kriegsjahre wirken nach – nicht nur geistig. Noch heute besucht Schwester Marija nach Dienstschluss Patienten von damals, die es bis heute schwer haben, weil die Kriegstraumata sie nicht loslassen, die nicht arbeiten können oder durch Kriegsschäden schwerbehindert sind. Doch selbst in Kriegsschrecken sei eine positive Erinnerung haften geblieben, so Schwester Marija: „Auch in den schlimmsten Kämpfen haben unsere Ärzte und das Pflegepersonal nie einen Unterscheid gemacht, wenn es um die Rettung eines Kroaten oder Serben, eines Christen oder eines Muslims ging.“

Selbstbewusstsein und Hoffnung trotz Unsicherheiten

Das Krankenhaus als Ort ohne soziale und religiöse Schranken: Dieses Beispiel kann der aus dem Krieg hervorgegangene Staat Bosnien und Herzegowina dringend brauchen. Denn Diskriminierung und wirtschaftliche wie soziale Ungleichheit sind nach wie vor an der Tagesordnung: Laut katholischem Erzbistum Vhrbosna mit Sitz in der Haupstadt Sarajewo verlassen jährlich bis zu 10 000 Katholiken das Land. Die meisten von ihnen sind Kroaten.

Grund ist neben der wirtschaftlichen Unsicherheit auch die religiöse Diskriminierung. Denn radikale islamische Strömungen im Land haben Zulauf – verstärkt durch Einflüsse aus dem Ausland. So hält der Exodus an, der im Bosnienkrieg begonnen hat. „Die fehlende Gleichberechtigung äußert sich politisch, administrativ und vor allem, wenn es um die Arbeitsplätze geht“, sagt Erzbischof Vinko Kardinal Puljić aus Sarajewo. „Es stellt sich die ernste Frage nach der Zukunft der katholischen Kirche in Bosnien und Herzegowina.“ Umso wichtiger sei es, dass die Kirche „Normalität vorlebe“, so Puljić. „So wollen wir den Menschen Selbstbewusstsein und Hoffnung für die Zukunft vermitteln.“

Selbstbewusstsein und Hoffnung: Das verkörpert Schwester Marija, wenn sie durch die Gänge der Unfallchirurgie wuselt, hier einen Verband wechselt, dort eine Infusion anlegt. Und vor allem: Sich in der Hektik des Klinikbetriebs Zeit nimmt – nicht nur für die Kranken, sondern auch für die Angehörigen. Das Sozialsystem im noch jungen Staat Bosnien und Herzegowina steht auf tönernen Füßen, viele Menschen haben eine geringe Rente, viele keine Krankenversicherung. Da ist es gut, wenn es Ratgeber und Vermittler zwischen Ärzten und Patienten gibt. Menschen wie Schwester Marija. „Es reicht nicht, die medizinische Ausbildung abgeschlossen zu haben“, ist sie überzeugt, „man muss die Sorge für die Kranken als eine Berufung begreifen“. Mittlerweile ist sie Oberschwester im Klinikum – auch das ist keine Selbstverständlichkeit. Der staatlich verordnete Atheismus wirkt im öffentlichen Sektor noch nach. Ihr habe es jedoch noch nie Probleme gemacht, dass sie einem katholischen Orden angehört, sagt Schwester Marija. „Alle Kollegen behandeln mich sehr respektvoll.“

Daran kann kein Zweifel bestehen, wenn man die umtriebige Ordensfrau betrachtet. Aber sie schreibt die kleinen und großen Erfolge ihrer Arbeit nicht allein ihrer Kompetenz zu, erzählt Schwester Marija lächelnd: „Wenn ich zu einem Arzt gehe und ihn um etwas bitte, dann bete ich still: ,Denk an mich barmherzige Mutter Gottes, dass er gut aufgelegt ist und mir den Gefallen tut.ʼ“

Das Gebet, persönlich wie gemeinschaftlich, sei ihre Kraftquelle – und die Arbeit im Klostergarten: „Wenn die Blumen darin aufblühen, dann spüre ich keine Müdigkeit“, bekennt Schwester Marija. Ihre zwei Berufe – Ordensfrau und Krankenschwester – seien für sie die Erfüllung ihres Lebens, trotz aller Schwierigkeiten, in denen ihr Land und die Katholiken darin leben. Sie strahlt aus, was sie sagt: „Je mehr der Mensch sich anderen widmet, desto zufriedener und glücklicher ist er.“ Und auch darin ist sie wohl stärker als Tito.

Helfen Sie der Kirche in Bosnien und Herzegowina:

Um der Ordensgemeinschaft von Schwester Marija sowie der christlichen Minderheit in Bosnien und Herzegowina weiterhin helfen zu können, bittet KIRCHE IN NOT um Spenden.

So können Sie helfen

Die Pygmäen: Das ist der Sammelbegriff für die wohl ältesten indigenen Urvölker Afrikas, die in den Urwäldern Zentral- und Westafrikas siedeln. Zu der Stammesgruppe gehören heute gerade einmal 150 000 bis 200 000 Personen – denen ein Merkmal gemeinsam ist: Die relativ geringe Körpergröße. Da sie zudem eine relativ helle Hautfarbe haben, sind die Pygmäen unter ihren dunkelhäutigen Landsleuten am Äquator in mehrfacher Hinsicht isoliert: Sozial, wirtschaftlich, kulturell. Durch die anhaltende Ausbeutung des Regenwaldes sind sie in ihrer Existenz bedroht.

Die Pygmäen pflegen weitgehend ihre Stammeskulte. Doch in vergangenen Jahrzehnten gab es auch Begegnungen mit dem Christentum. Einzelne Stammesmitglieder ließen sich taufen. So zum Beispiel in der Republik Kongo. Dort wurde ein junger Priester der Diözese Ouésso im Norden des Landes an der Grenze zu Kamerun auf eine wohl einzigartige Mission geschickt: Franck Bango wirkt als Seelsorger unter den Pygmäen. Das weltweite päpstliche Hilfswerk KIRCHE IN NOT unterstützt ihn dabei. Emmanuelle Ollivry-Kaeser von KIRCHE IN NOT Frankreich hat mit dem Priester über seine Erfahrungen gesprochen.
Hochzeit eines Pygmäen-Paares.
Prozession bei einer heiligen Messe in der Pfarrei der Pygmäen.
EMMANUELLE OLIVRY-KAESER: Seit wann gibt es unter den Pygmäen katholische Christen?

FRANCK BANGO: Katholische Pygmäen gibt es schon seit einiger Zeit, aber ihre Präsenz fällt noch kaum auf. In den 1960er Jahren haben sich im Kongo die Spiritaner (Ordensleute der „Missionsgesellschaft vom Heiligen Geist“, Anm. d. Red.) dieser Ureinwohner angenommen. Später haben das die Franziskanerschwestern fortgesetzt. Sie haben sich für Bildung und medizinische Versorgung der Pygmäen eingesetzt, denn sie sind vielfach von den übrigen Einwohnern abgetrennt und vergessen. In der Folge ließen sich auch einzelne Stammesangehörige taufen. Sie besuchten die Gottesdienste in den nächstliegenden Pfarreien – auch wenn das bisweilen stundenlange Fußmärsche bedeutete. Neu ist jetzt, dass es eine eigene Pfarrei in einem Pygmäendorf gibt. Die Einwohner hatten selbst darum gebeten. Und ich bin seit vier Jahren ihr Pfarrer.

Was ist das Neue an diesem Modell?

Die Pygmäen sind fast allein dafür zuständig, damit das Gemeindeleben gelingt. Einige von ihnen wurden zu Katecheten ausgebildet und erteilen Religionsunterricht, die Pfarreimitglieder verwalten die geringen Gemeindefinanzen, sie legen die Ordnung der liturgischen Feier fest, bilden die Chorsänger und die Messdiener aus … Das ist für viele ein großer Schritt, Verantwortung für die Gemeinschaft zu übernehmen. Aber die Pygmäen bleiben nicht unter sich. Alle sind in unserer Gemeinde willkommen.

Anfangs sehr zurückhaltend
Wie wurden Sie aufgenommen, als sie vor vier Jahren hier ankamen?

Ich kam, um Seelsorge zu betreiben und zu evangelisieren. Ich konnte weder Geld mitbringen, noch humanitäre Hilfe. Die ist ja auch in guten Händen bei den Ordensschwestern, die schon lange hier präsent sind. Anfangs waren die Pygmäen mir gegenüber sehr zurückhaltend.

Woher kam diese Zurückhaltung?

Die Pygmäen leben ja sehr isoliert. Das macht sie misstrauisch. Auch bin ich keiner von ihnen. Manche dachten, dass das Christentum nicht mit ihren Traditionen vereinbar sei. Aber ich entdeckte: Viele leben schon nach einigen Grundwerten des Evangeliums, ohne es zu wissen. Das war für mich ein wichtiger Anknüpfungspunkt. Ich lebte mit ihnen, begleitete sie beim Fischen … Es dauerte zwei Jahren, bis sie mich akzeptierten.

Sie sagten, viele Werte des Evangeliums seien schon unter den Pygmäen präsent. Welche zum Beispiel?

Die Ehe hat bei den Pygmäen einen hohen Stellenwert. Es gibt weder Scheidung noch Polygamie. Der ganze Reichtum der Pygmäen ist die Familie. Sie sind keine Materialisten. Selbst wenn sie ein wenig Geld zur Verfügung haben, geben sie es nicht für Besitztümer aus. Als ich ihnen erklärte, wie nah sie der Lehre der Kirche schon sind, begann sich etwas in ihnen zu ändern. Sie hörten mir zu und da sie mit einem außergewöhnlichen Gedächtnis begabt sind, merkten sie sich alles. Nach zwei Jahren konnten wir in unserer Pfarrgemeinde die ersten Taufen und Hochzeiten feiern. Einer von den Neugetauften ist mittlerweile Katechet.

Franck Bango, Pfarrer der Pygmäen
Blick auf Wohnhütten von Pygmäen in der Republik Kongo.
Viele Veränderungen
Was hat der christliche Glaube im Leben der Pygmäen verändert?

Ein großes Problem war der Alkoholkonsum. Am Wochenende und den traditionellen Beschneidungsfesten, mit denen meistens samstags der Eintritt der Männer ins Erwachsenalter gefeiert wird, wurde sehr viel getrunken. Ich habe den Männern dann versucht zu erklären, dass der Alkoholkonsum den Respekt vermindern würde, den ihre Frauen und Kinder ihnen sonst entgegenbringen. Das hat sie sehr betroffen gemacht. Mittlerweile nehmen sie immer noch an diesen traditionellen Festen teil, trinken aber maßvoll – und kommen am darauffolgenden Sonntag zur heiligen Messe!

Es gibt noch viele andere Veränderungen – zum Beispiel im Umgang mit Eigentum oder die Aufgabe von religiösen Praktiken, die mit Flüchen und Verwünschungen verbunden sind. Viele Pygmäen wollen endlich davon befreit werden …

Im Kongo verzeichnen zahlreiche Gruppen großen Zuwachs, die sich zwar christlich nennen, aber in der Regel von der amerikanischen Sekte „Great Awakening“ (Große Erweckung) beeinflusst sind. Wie ist die Situation?

Die Mehrheit der kongolesischen Bevölkerung bezeichnet sich als Christen. Nur gut ein Drittel ist katholisch. Das hat auch mit dem Wachstum von Sekten zu tun. Als ich im Jahr 2014 hier ankam, existierte im nächstgrößeren Ort eine sogenannte „Kirche vom geweihten Öl“. Dort wurde verkündet: „Wenn du krank bist, so kommt die Krankheit von einem Onkel oder einer Tante, die Dich verhext hat.“ Dies entzweite die Familien. Da den Pygmäen die Familie heilig ist, haben sie solche Lehren aber nicht überzeugt.

Sie als katholischer Priester scheinen aber überzeugt zu haben. Was ist ihr Rezept?

Man muss viel Geduld haben, trotz Zeiten der Entmutigung. Und man muss die Menschen lieben, sie sehr lieben.

Von Kirchenbau bis zum Lebensunterhalt für Priester

Das weltweite päpstliche Hilfswerk KIRCHE IN NOT steht den Katholiken in der Republik Kongo seit Jahrzehnten bei. Allein in den vergangen zehn Jahren hat das Hilfswerk dort rund 250 Projekte gefördert: von der Unterstützung bei der pastoralen Arbeit über Bildungsprojekte, den Kirchenbau und die Beschaffung von Fahrzeugen bis hin zum Lebensunterhalt für Priester, die ein geringes oder gar kein Einkommen haben.

Helfen Sie der Kirche im Kongo:

Um weiterhin der Kirche im Kongo helfen zu können, bittet KIRCHE IN NOT um Spenden.

So können Sie helfen

Die 26 Priester der Diözese Wabag sind dankbar für die 2025 Mess-Stipendien unserer Wohltäter. Bischof Arnold Orowae hatte uns um Hilfe gebeten, denn die Diözese ist arm, und die Priester müssen neben ihrem priesterlichen Dienst noch durch landwirtschaftliche Arbeit zu ihrem Lebensunterhalt beitragen.

Dabei betreuen die Priester riesige Pfarreien mit zahlreichen Außenstationen im nur schwer zugänglichen Bergland. Die Straßen, auf denen sie weite Wege zurücklegen müssen, sind oft kaum passierbar. Dennoch betreuen sie die 75 000 Gläubigen der Diözese unermüdlich.
Bischof Arnold Orowae feiert mit vielen Priestern einen Gottesdienst.
Prozession in Papua-Neuguinea.
Bei einem Gottesdienst in Papua-Neuguinea.

Sie besuchen kranke Menschen, beraten und begleiten Familien, besuchen die Außenstationen, um die Sakramente zu spenden, erteilen Religionsunterricht und feiern die heilige Messe in Schulen. Außerdem veranstalten sie Besinnungstage für Jugendliche, Kinder, Ministranten und Katecheten.

Seit dem von Papst Franziskus ausgerufenen „Jahr der Barmherzigkeit” im Jahr 2016 ist auch die Zahl derjenigen gestiegen, die das Sakrament der Buße empfangen wollen. So verbringen die Priester auch viel Zeit mit Beichtehören.

Priester sind unermüdlich unterwegs

Ebenfalls wird die eucharistische Anbetung vielerorts stärker gepflegt. Die Feiertage werden festlich begangen. So wird das Patronatsfest der jeweiligen Pfarrei mit einer Novene vorbereitet. Im Rosenkranzmonat Oktober gibt es Prozessionen in allen Ortschaften, in denen es eine Kapelle gibt. Die Priester sind also unermüdlich unterwegs.

Die Mess-Stipendien unserer Wohltäter sind den Priestern eine unschätzbare Hilfe. Obwohl eine heilige Messe nicht „bezahlt“ werden kann, hat es in der Kirche eine lange Tradition, Priestern für die Feier der heiligen Messe in einer bestimmten Intention, beispielsweise für einen Verstorbenen, eine Gabe zu spenden.

Sie ist keine reine „Vergütung“, sondern ein Zeichen der Liebe und der Dankbarkeit seitens der Gläubigen.

Bischof Arnold Orowae schreibt uns: „Alle meine Priester sind glücklich über die Mess-Stipendien, die sie erhalten haben, und feiern die heilige Messe mit Freude in den Anliegen derjenigen, die sie gestiftet haben.“

Mehr als eine Hilfe für den Lebensunterhalt

Die Mess-Stipendien kommen nicht nur dem jeweiligen Priester selbst für seinen Lebensunterhalt zugute, sondern sie helfen ihm auch dabei, für einige der Bedürfnisse seiner Pfarrei aufzukommen. Beispielsweise kann er mit dem Geld Hostien und Messwein kaufen oder dafür sorgen, dass die Kapellen in den abgelegenen Dörfern würdiger ausgestattet oder besser erhalten werden.

So können Sie helfen

Die Dominikaner in Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo, freuen sich über einen neuen Minibus.

Ihr altes Fahrzeug hatte unwiederbringlich seinen Geist aufgegeben, als sie einmal 210 Kilometer von ihrem Kloster entfernt unterwegs waren. Seitdem mussten sie ohne Wagen irgendwie zurechtkommen.

Dank unserer Wohltäter, die 22.000 Euro ermöglicht haben, konnten sie nun einen neuen Minibus anschaffen. Der Dominikanerorden ist seit 1912 in der heutigen Demokratischen Republik Kongo vertreten. Das Land war zu dieser Zeit eine belgische Kolonie. Damals waren es belgische Patres, die als Missionare dorthin kamen. Inzwischen sind es kongolesische Ordensmänner, die in ihre Fußstapfen getreten sind.
Der neue Minibus ist für viele Aktivitäten der Dominikaner von großer Bedeutung. Auch die Dominikaner, die noch studieren, gelangen damit nun besser und sicherer zur Universität.
Die Dominikaner in Kinshasa freuen sich über ihr neues Gefährt.
Die Dominikaner in Kinshasa freuen sich über ihr neues Gefährt.
Ein junger Dominikaner freut sich über den Autoschlüssel für den neuen Minibus.

In vier Diözesen ist der Dominikanerorden vertreten und hat sechs Niederlassungen mit insgesamt 42 Patres. Die Dominikaner betreiben Militär- und Polizeiseelsorge, betreuen ehemalige Kindersoldaten, kümmern sich um Waisen, Menschen mit Behinderungen und Opfer sexueller Gewalt und sind außerdem in fünf Pfarreien tätig.

Dominikaner freuen sich über viele Berufungen

Besonders schön ist, dass es viele junge Berufungen gibt: Zurzeit sind es siebzehn Studenten, sechs Novizen und acht Pränovizen, die sich darauf vorbereiten, sich eines Tages mit ihren feierlichen Gelübden ganz an den Orden zu binden. Zwei junge Männer sind zudem schon zu Diakonen geweiht worden und freuen sich auf ihre Priesterweihe.

Der neue Minibus ist für viele Aktivitäten der Dominikaner von großer Bedeutung. Insbesondere kommt er aber den jungen Männern zugute, die noch studieren.

Denn eine der beiden Universitäten, an denen die Studenten ausgebildet werden, ist 15 Kilometer vom Dominikanerkloster entfernt gelegen. Der öffentliche Verkehr in der 10-Millionen-Stadt Kinshasa ist unzuverlässig und unzureichend.

So war es den Studenten fast unmöglich, pünktlich und zuverlässig zu den Lehrveranstaltungen zu kommen. Zudem verloren sie auch viel Zeit, die sie für ihr Studium und für ihr klösterliches Leben gebraucht hätten.

Sicher zur Universität

Pater Albert Akora Kanika schreibt uns: „Dank des Fahrzeugs sind unsere Studenten auf der Straße weniger Gefahren ausgesetzt. Sie sind gesünder und froher, können regelmäßiger und besser an den Kursen, aber auch am Leben im Kloster teilnehmen und erzielen in ihrem Studium bessere Ergebnisse.“

Die Dominikaner danken allen Wohltätern, die die Anschaffung des Minibusses ermöglicht haben.

So können Sie helfen

KIRCHE IN NOT veröffentlicht einen neuen Glaubens-Kompass zum Thema „Christenverfolgung heute“.

Das illustrierte zehnseitige Faltblatt im Format DIN A6 benennt die Hauptursachen von Gewalt und Diskriminierung gegenüber Christen und stellt die aktuelle Situation in einigen Brennpunktländern vor. Durch seine kurze und prägnante Form eignet sich der neue Glaubens-Kompass zur Erstinformation über das brisante Thema Christenverfolgung und ist zum Auslegen oder Verteilen geeignet.
Eine durch Boko-Haram-Anhänger zerstörte Kirche in Nigeria.
Diese christliche Familie ist vor der Terrormiliz „Islamischer Staat“ aus Karakosch geflohen.

KIRCHE IN NOT setzt sich seit über 70 Jahren für verfolgte und notleidende Christen ein. Stand am Anfang die Hilfe für deutsche Heimatvertriebene und Christen hinter dem Eisernen Vorhang im Vordergrund, richtet sich der Fokus heute unter anderem auf verfolgte Christen im Nahen Osten und Ländern Afrikas, wie zum Beispiel in Nigeria.

Dort treibt die Terrorsekte „Boko Haram“ ihr Unwesen. Bei Selbstmordanschlägen wurden Tausende Menschen getötet, Hunderttausende mussten vor der Gewalt fliehen.

Ähnlich ist es auch im Irak und Syrien, wo die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) das Christentum in seiner Existenz bedroht. Auch wenn der IS vielerorts zurückgedrängt werden konnte – die Menschen sind nach wie vor auf Hilfe angewiesen.

Terror von „Boko Haram” und dem „Islamischen Staat”

Doch nicht nur der islamistische Extremismus ist heute Ursache für Christenverfolgung: Auch religiös-nationalistische Bewegungen wie in Indien und Sri Lanka oder totalitäre Regierungen gehen gegen Christen vor, so zum Beispiel in Nordkorea, wo der Personenkult um die religiöse Führung zum Religionsersatz erhoben wird.

Diese und weitere Entwicklungen stellt der Glaubens-Kompass „Christenverfolgung heute“ vor und lädt zur Solidarität und weiteren Information ein.

In der Faltblatt-Reihe „Glaubens-Kompass“ veröffentlicht KIRCHE IN NOT Broschüren zu Themen des Glaubens. Die Informationen sollen helfen, das Glaubenswissen zu vertiefen.

Titelbild des Faltblattes „Glaubens-Kompass Christenverfolgung heute“.
Solidarität mit verfolgten Christen

Der Glaubens-Kompass „Christenverfolgung heute“ kostet 20 Cent zzgl. Versandkosten. Für Pfarreien und Exerzitienhäuser ist er kostenlos, ebenso wie alle anderen Ausgaben der Reihe „Glaubens-Kompass“. Das Faltblatt können Sie entweder online bestellen oder bei:

KIRCHE IN NOT

Lorenzonistr. 62
81545 München

Telefon: 089 / 64 24 888 0
Fax: 089 / 64 24 888 50

E-Mail: kontakt@kirche-in-not.de

So können Sie helfen

Bitas „Haus“, das sind Wände aus Lehm, der Boden blanke Erde, das Dach Äste und Plastikplanen. Ihr altes Wohnhaus, das diesen Namen eher verdiente, ist vor einem Jahr abgebrannt. „Meine ganze Habe ist zerstört.“ Die Pfarrgemeinde half ihr, einen kleinen Kredit zu organisieren. So konnte sie die nötigsten Dinge und diese Notbehausung finanzieren: ein Raum zum Kochen, einer zum Schlafen und Wohnen, beide kaum drei mal drei Meter groß.

Bita, ihr Mann und ihre drei Kinder gehören zur Kaste der Dalits – und die leben extrem eingeengt. Das gilt nicht nur für den Wohnraum. Die Nachfahren der indischen Ureinwohner, die zudem die unterste Kaste in der hinduistischen Gesellschaftsordnung bilden, sind sozial wie religiös geächtet.
Bita verabschiedet ihren Sohn, bevor er sich auf den Weg in die Schule macht. (Foto: Ismael Martínez Sánchez/KIRCHE IN NOT).
Bei einem Rosenkranzgebet in Indien.
Eine christliche Prozession in Indien (Foto: Ismael Martínez Sánchez/KIRCHE IN NOT).
Bita, eine indische Christin zeigt ihre Bibel (Foto: Ismael Martinez Sánchez/KIRCHE IN NOT).
Kinder aus Indien (Foto: Ismael Martinez Sánchez/KIRCHE IN NOT).

„Dalits dürfen vieles nicht berühren, nicht berührt werden und ihre Habseligkeiten nicht überall hinstellen“, sagt Pater John. Seinen richtigen Namen will er nicht gedruckt lesen. Es würde seine Mission unter den Dalits, den „Unberührbaren“, gefährden.

Alle kämpfen ums Überleben, besonders die Dalits

Seit vielen Jahren steht Pater John an der Seite der Dalits im nordindischen Bundesstaat Bihar: fast doppelt so groß wie Niedersachsen, mit über 13-mal so vielen Einwohnern, nämlich 104 Millionen – und einer sozialen Entwicklung, die Bihar an der Grenze zu Bangladesch zum ärmsten Staat im ohnehin armen Indien macht.

Alle Menschen kämpfen hier ums Überleben, die Dalits aber noch mehr. Sie leben am Rand der Gesellschaft, gefangen in religiösen und sozialen Regeln. Pater John erzählt ein Beispiel: „Ich war im Haus eines Dalits zu Gast. Ich habe mein Glas in der Nähe der Feuerstelle abgestellt, die als besonders heilig gilt. Das war ein großes Drama.“ Für den Hausherrn war dies ein Vergehen, dass „unrein“ macht. Die Dalits sind so sehr in diesem System eingezwängt, dass sie es selbst glauben: Jede Regelübertretung bringt Unheil. Für die Umwelt – und sich selbst.

Auch Bita war früher davon überzeugt: „Ich hatte immer Angst und fürchtete böse Geister.“ Es war eine Mythenwelt, die sie immer mehr bedrängte: „Schließlich hatte ich sogar Angst davor, am Morgen aufzustehen. Ich wurde krank.“

Gottes Einladung in seine Gemeinschaft

Die Wende kam, als sie eine Christin kennenlernte, die ihr die Bibel näherbrachte. Die Botschaft von einem Gott, der sich besonders der ärmsten und niedrigsten Menschen zuwendet, sprengt alles, was sich die Dalits vorstellen können. Langsam begann sich die unbekannte Lehre auch in Bita zu entfalten. „Die Einladung, dass Gott gerade mich in seine Gemeinschaft ruft, hat mein Leben verändert“, sagt Bita. Sie ließ sich taufen. Auch ihr Mann fand durch sie zum christlichen Glauben.

Doch die Probleme wurden damit nicht weniger. Wer Bita besucht, kann die Beklemmung spüren, die in der Luft liegt. Sie lebt unter den misstrauischen Blicken der Nachbarn. Die sind mehrheitlich Hindus, ein paar wenige Moslems.

Bita mit ihrem Sohn (Foto: Ismael Martínez Sánchez/KIRCHE IN NOT).
Misstrauische Blicke der Nachbarn

Dass Bita und eine Handvoll weiterer Dorfbewohner jetzt katholische Christen sind, beobachten sie mit Argwohn. „Ich fürchte, sie sind auch ein wenig neidisch, dass ich jetzt Teil einer Gemeinschaft bin, die zu mir steht, dass ich mich jetzt endlich wieder besser fühle, seit ich in die Kirche gehe.“

Die Zahl der Christen im Bundesstaat Bihar liegt unter 0,4 Prozent. Dennoch gelten sie manchen Einwohnern als Bedrohung: Einzelne Nachbarn versuchen, Bita von ihrem neuen Glauben abzubringen, spotten, schimpfen und drohen. Hinzu kommt, dass in der Region wie überall im Land die hindu-nationalistische Partei BJP Zulauf hat. Im Regionalparlament ist sie drittstärkste Kraft, auf nationaler Ebene stellt sie seit 1998 mit zehnjähriger Unterbrechung den Ministerpräsidenten.

Anhänger der Partei werden für Ausschreitungen gegenüber Christen und anderen religiösen Minderheiten verantwortlich gemacht. Die Nationalisten sehen in den Minderheiten eine Gefahr für die Einheit Indiens. Antichristliche Attacken nehmen zu: 740 Übergriffe wurden 2017 gezählt, die meisten von ihnen in Nordindien – eine Verdopplung im Vergleich zum Vorjahr.

„Wir haben wieder Hoffnung”

Und dennoch: Bita und ihr Mann stehen zu ihrem Glauben. „Wir leben mit mehr Freude. Wir haben wieder Hoffnung. Und wir haben auch neue Arbeit gefunden, in der wir besser bezahlt werden.“

Die Begegnung mit der christlichen Botschaft hat ihr Leben verändert. Auf die Frage, welche Stelle in der Bibel ihr besonders gefällt, denkt Bita kurz nach: „Jesus sagt: ,Liebe Deinen Nächsten.ʼ Das gibt mir Tag für Tag Kraft.“

Helfen Sie den Christen in Indien

KIRCHE IN NOT steht der kleinen und in manchen Regionen bedrängten christlichen Minderheit Indiens zur Seite. Die meisten geförderten Projekte des Hilfswerks entfallen auf den Subkontinent.

Dazu zählen die Ausbildung von Priestern, die Arbeit von Ordensgemeinschaften, der Lebensunterhalt für Seelsorger durch Mess-Stipendien und die Schulung von Katecheten. Außerdem fördern wir den Bau von Kirchen, die Bereitstellung von Fahrzeugen für die Seelsorge in entlegenen Gebieten und die „Kleinen christlichen Gemeinschaften“, die für die pastorale und karitative Arbeit der Kirche in Indien von Bedeutung sind.

Um die christliche Minderheit Indiens weiterhin unterstützen zu können, bittet KIRCHE IN NOT um Spenden.

So können Sie helfen

In der irakischen Ninive-Ebene sind vor dem Osterfest über 42 Prozent der christlichen Bewohner in ihre Heimatorte zurückgekehrt. Nach Angaben des Fachreferenten für den Nahen Osten von KIRCHE IN NOT, Dr. Andrzej Halemba, sind allerdings erst knapp 3000 zerstörte Häuser wiederhergestellt, das ist etwa ein Viertel.

„Manche Gebäude sind nur notdürftig repariert“, erläuterte Halemba. „Die Situation der Menschen ist sehr schwer: Die Terroreinheiten des ,Islamischen Staatesʼ sind zwar zurückgedrängt, aber ihre Ideologie ist unter manchen Irakern noch immer lebendig.“
Die ganze Familie packt mit an, damit das Haus bald wieder bewohnbar ist (Foto: Jaco Klamer/KIRCHE IN NOT).
Salar Boudagh, Generalvikar der chaldäisch-katholischen Diözese Alkosch/Irak.
Gruppenfoto mit dem Wiederaufbau-Komitee mit den ersten Rückkehrern in die Ninive-Ebene.
Blick auf den zerstörten Ortskern von Batnaya in der Ninive-Ebene.
Christliche Rückkehrer in die Ninive-Ebene.

Auch die politische Situation in der benachbarten Kurdenregion im Nordirak und die wirtschaftlichen Schwierigkeiten in ihrer Heimat führten dazu, dass viele Christen „auf gepackten Koffern“ säßen, so Halemba: „Wenn wir diese erste Gruppe der Rückkehrer jetzt nicht tatkräftig unterstützen, werden sie möglicherweise ihre Orte und ihr Land ganz verlassen.“

Einer der ersten Rückkehrer ist der Priester Salar Boudagh Kajo. Er ist Generalvikar des chaldäisch-katholischen Bistums Alkosch und arbeitet im Wiederaufbau-Komitee für die Ninive-Ebene. KIRCHE IN NOT hat es zusammen mit lokalen Vertretern der katholischen und orthodoxen Kirche ins Leben gerufen.

Noch immer fühle er „tiefen Schmerz“, wenn er daran zurückdenke, als er nach drei Jahren der Flucht seine Heimat wieder betrat, sagte Kajo im Gespräch mit KIRCHE IN NOT.

Verbrannte Bibeln und liturgische Bücher

„Ich kam mit einer Gruppe Jugendlicher in Batnaya (25 Kilometer nördlich von Mossul; Anm. d. Red.) an. Ich besuchte als erstes die Kirche und sah, dass alles zerstört war. Bibeln und liturgische Bücher lagen verbrannt auf dem Boden.“ Kurz vor ihrem Rückzug hätten die IS-Kämpfer ihre Wut besonders an den Gotteshäusern ausgelassen, sagte Kajo. Nach der Kirche habe die Gruppe der Rückkehrer die zerstörten Privathäuser in Augenschein genommen: „Aber wir kamen nicht weit, weil das Dorf voller Minen war.“

Wehmütig erinnerte sich der Priester, wieviel Aufwand die Christen in den Jahren zuvor in den Unterhalt ihrer Kirchen und Häuser gesteckt hatten. „Aber ich sagte mir: ,Danke, Herr, wir konnten zwar die Bausubstanz nicht erhalten, dafür aber den Glauben der Menschen.ʼ“ Dieser Glaube habe sich in all den Schwierigkeiten bewährt, als die Christen sich rund drei Jahre in der Autonomen Region Kurdistan mit ihrer Hauptstadt Erbil aufgehalten hätten.

KIRCHE IN NOT hatte dort geholfen, Unterbringung, Versorgung und Schulbildung der Vertriebenen zu organisieren. Diese Unterstützung geht nach wie vor weiter, denn noch immer halten sich Zehntausende geflüchtete Christen im Nordirak auf. Heute zeige sich der Glaube der irakischen Christen vor allem durch Verzeihung und dem Wunsch nach einem friedlichen Zusammenleben, ist der Generalvikar überzeugt.

„Nachdem die Christen wieder in der Ninive-Ebene zurück waren, sind viele zu ihren muslimischen Nachbarn gegangen. Sie sagten ihnen, dass sie sich wünschten, wieder in Frieden mit ihnen zusammenzuleben. Rein menschlich ist das unmöglich, in der Logik des Glaubens schon.“

Wichtig sei, dass jetzt nach und nach alle vertriebenen Christen in ihre Heimat zurückkehren könnten, sonst setze der Exodus sich fort. Denn 2003 lebten noch 1,3 Millionen Christen im Irak. Heute sind es nach Erhebungen von KIRCHE IN NOT noch etwa 250 000.

„Die Regierung bietet keinerlei Hilfe an“

„Die Kirche ist die einzige Institution, die mit den irakischen Christen und den anderen Minderheiten zusammenarbeitet“, erklärte Kajo. „Die Regierung bietet keinerlei Hilfe an.“ KIRCHE IN NOT stellt deshalb im Rahmen des „Marshall-Plans für die Ninive-Ebene“ aktuell erneut fünf Millionen US-Dollar zur Verfügung. Damit ist der Wiederaufbau von 2000 weiteren Häusern gesichert.

So soll die Zeit überbrückt werden, bis noch mehr Akteure in den Wiederaufbau einstiegen „und endlich die Bedürftigkeit und Bedrohung der christlichen Rückkehrer erkennen“, sagte Nahost-Referent Halemba. Ziel sei es, rund 6000 Häuser wiederaufzubauen.

Christen als Friedensstifter im Nahen Osten

„Dann wäre zumindest jedes zweite Haus wieder bewohnbar und noch mehr Christen könnten zurückkommen. Andernfalls würde der Rückkehrprozess sich verlangsamen oder ganz stoppen“, erklärte Halemba.

Für Salar Boudagh Kajo gibt es keinen Zweifel, worin der Auftrag für ihn und seine Glaubensgeschwister besteht: „Es ist wichtig, dass weiterhin Christen im Irak leben. Sie haben eine moralische Verantwortung, Frieden zu schließen und die Herzen ihrer Mitbürger zu wandeln. Sie fühlen sich im Nahen Osten als Friedensstifter.“

Helfen Sie den Christen im Irak

Um den Wiederaufbau von Kirchen, Häusern, christlichen Ortschaften im Irak weiter voranzubringen und die Versorgung der Vertriebenen aufrechterhalten zu können, bittet KIRCHE IN NOT um Spenden

So können Sie helfen