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Die Welt ist im Fußballfieber. Die Weltmeisterschaft findet noch bis zum 15. Juli 2018 in Russland statt. KIRCHE IN NOT und die Projektpartner in über 140 Ländern organisieren jeden Tag „eine Weltmeisterschaft“ der Hilfe, der Solidarität und des Glaubens – dank der Hilfe unserer Wohltäter!

Verfolgte und notleidende Christen weltweit brauchen unsere Hilfe. Unter ihnen sind auch viele Nationen, die an der Weltmeisterschaft teilnehmen – zum Beispiel Nigeria, Mexiko, Kolumbien, Ägypten, Serbien und andere mehr.
Fußballmannschaft eines Priesterseminars aus der Demokratischen Republik Kongo.
Junge mit Fußball
Fußballer in der Ukraine.
Fußball bringt zusammen.
Hoffnung auf eine friedliche Zukunft: Fußballturnier in Karakosch in der Ninive-Ebene im Irak.

In vielen Ländern leiden Christen unter Verfolgung und Terror, Armut und Diskriminierung.

Sie sollen nicht zu den Verlierern gehören!

In den nächsten WM-Wochen stellen wir hier einige Beispiele unserer Arbeit vor. Das gilt erst recht für die Länder, in denen Kinder in Trümmern und Elend Fußball spielen – vor allem in den Flüchtlingslagern im Nahen Osten.

KIRCHE IN NOT hilft, damit Wunden des Krieges heilen können und die Menschen eine Zukunft in Ihrer Heimat haben. Ein besonders enges Band verbindet KIRCHE IN NOT auch mit dem WM-Gastgeber Russland. In der Zeit des kommunistischen Terrors schlug unser Gründer, Pater Werenfried van Straaten, eine Brücke der Solidarität über Mauern und Stacheldraht.

Brücke der Solidarität

Viele Bischöfe, Priester und Laien verschwanden spurlos in Gulags und Gefängnissen. Christen konnten vielfach nur heimlich die Messe feiern. KIRCHE IN NOT sicherte ihr Überleben. Nach dem Ende der Sowjetherrschaft nahm unser Gründer auf Wunsch des heiligen Papstes Johannes Paul II. auch die russisch-orthodoxe Kirche in die Hilfe von KIRCHE IN NOT auf. Und wieder entstanden Brücken der Ökumene, des Glaubens und des Neuanfangs aus materiellen wie moralischen Trümmern.

Mit dem historischen Treffen von Papst Franziskus und Patriarch Kyrill im Februar 2016 ging auch für KIRCHE IN NOT ein Traum in Erfüllung. Die Zusammenarbeit wurde intensiviert, zum Beispiel im Einsatz für das Leben oder beim Wiederaufbau in den kriegsgeplagten Irak und Syrien.

Neues „Fairplay“ – allen Gegensätzen und weltpolitischen Fouls zum Trotz – damit der Glaube gewinnt, weltweit! Helfen Sie mit!

So können Sie helfen

Die Ukraine ist ein Land im Fadenkreuz: Die Auseinandersetzung mit Russland hat im Osten des Landes zu einem Krieg geführt, in dem bis heute Menschen sterben. Wie schon oft in seiner Geschichte ist die Ukraine ein Spielball der Mächtigen, zerrissen von politischen und wirtschaftlichen Interessen.

Zerrissenheit prägt auch die Kirche des Landes. Nicht nur verschiedene christliche Konfessionen stehen sich gegenüber, auch die Jahre der kommunistischen Verfolgung wirken noch nach.

KIRCHE IN NOT engagiert sich seit über fünf Jahrzehnten für die Christen in der Ukraine. Über alte Wunden und neue Herausforderungen hat sich Tobias Lehner, Referent für Öffentlichkeitsarbeit bei KIRCHE IN NOT Deutschland, bei einer Reise informiert. Mit Berthold Pelster, Experte für Fragen in Angelegenheiten zur Religionsfreiheit, sprach er über seine Erfahrungen.
Marsch für das Leben in Kiew.
Brennende Häuser in der Ostukraine nach Raketenbeschuss.
Junge Erwachsene aus der Ukraine beim Beten.
Studenten am Priesterseminar in Lemberg (L’viv).
BERTHOLD PELSTER: Vor gut vier Jahren blickte die Weltöffentlichkeit auf die Ukraine: Blutige Proteste in der Hauptstadt Kiew, Annexion der Halbinsel Krim durch Russland und Krieg in der Ostukraine. Heute ist es ruhig um das Land geworden. Trügt die Stille?

TOBIAS LEHNER: Absolut. Die Ukraine ist ein Land im Krieg. Er ist allgegenwärtig in den Erzählungen der Menschen – auch wenn diese in vergleichbarer Sicherheit und Frieden leben. Trotz zweier Waffenstillstandsabkommen wird Tag für Tag in der Donbass-Region im Osten des Landes geschossen. Die Zahl der Opfer ist auf über 10 000 gestiegen.

Ich bin einem Priester begegnet, der immer wieder in die Kriegsregion reist und den Menschen beisteht. Er erzählte mir, dass genau an dem Tag, als wir miteinander sprachen, der Hilfskonvoi eines Mitbruders beschossen wurde und komplett ausbrannte – Gott sei Dank waren der Priester und die freiwilligen Helfer kurz zuvor ausgestiegen und in Sicherheit.

„Begegnungen, die unter die Haut gehen”

In Charkiw nahe der russischen Grenze habe ich eine Frau getroffen. Sie war mit ihrem Mann und zwei kleinen Kinder erst eine Woche zuvor Hals über Kopf aus dem Kriegsgebiet geflüchtet. Sie hatten nur das bei sich, was sie am Leib trugen. Jetzt wird sie in einem Zentrum des Bistums versorgt. Solche Begegnungen gehen schon unter die Haut.

Ein weiterer Konfliktherd ist nach wie vor die Halbinsel Krim. Sie wurde im März 2014 von Russland annektiert. International wurde dies als völkerrechtswidrig eingestuft. Was konnten Sie über die Lage dort erfahren?

Der Weihbischof der Diözese Odessa-Simferopol, Jacek Pyl, der für die katholische Minderheit auf der Krim zuständig ist, berichtete von einer zwiespältigen Situation.

Zum einen leben die Menschen dort in Frieden, auch wenn er brüchig ist. Auch die Kirche kann ihrer Arbeit weitgehend nachgehen.

Zum anderen ist die humanitäre Lage für viele Menschen auf der Krim äußerst angespannt. Die Lebensmittelpreise sind stark gestiegen. Gerade Familien mit Kindern oder alte Menschen können sich das Lebensnotwendigste nicht mehr leisten. Das Bistum hilft mit Lebensmittelpaketen und wird dabei von KIRCHE IN NOT unterstützt.

Mein Eindruck war: Die Wunde Krim schmerzt stark. Aber die Kirche nimmt die Situation an, wie sie ist und versucht jenseits der Politik für die Menschen da zu sein.

Politisch stark involviert war die Kirche bei den Protesten im Winter 2013/2014 auf dem Maidan-Platz in Kiew. Diese richteten sich gegen die Politik des damaligen Präsidenten Wiktor Janukowitsch. Die Proteste wurden blutig niedergeschlagen. Ein Ziel wurde aber erreicht: vorgezogene Neuwahlen, bei denen Petro Poroschenko die Macht errang. Steht der Maidan in der Wahrnehmung der Menschen für Scheitern oder Sieg?

Die Ereignisse des Maidan sind überall im Land präsent. In Kiew haben alle Gesprächspartner erzählt, wie sie in den Kirchen und Klöstern Demonstranten aus dem ganzen Land aufgenommen und Verwundete versorgt haben.

Seit dem Maidan ist für die Mehrheit der Ukrainer unumstößlich klar: Der Weg geht nach Europa. Das war vorher nicht so selbstverständlich.

Die „Revolution der Würde“, wie die Maidan-Proteste auch genannt werden, hat vielen Ukrainern, auch der Kirche, neues Selbstbewusstsein gegeben. Die verschiedenen christlichen Konfessionen in der Ukraine standen zusammen. Die Menschen haben die Kirche als Anwältin des Volkes erlebt. Das bleibt – auch wenn viele Menschen mit Enttäuschung auf den Maidan zurückblicken.

Inwiefern?

Korruption und Oligarchie liegen nach wie vor wie Mehltau über dem Land. Der Krieg in der Ostukraine findet kein Ende. Die Machtbegierden Russlands sind eine ernsthafte Bedrohung. Der Eindruck vieler meiner Gesprächspartner war, dass die Regierung Poroschenko dem zu wenig entgegensetzt.

Insofern liegen große Erwartungen auf den anstehenden Präsidentschaftswahlen, die für 2019 geplant sind. Sie bergen aber auch die Gefahr neuer Unruhen …

Sie haben das komplexe Verhältnis der christlichen Konfessionen angesprochen. Wie steht es um die Ökumene?

Die Lage ist für einen Westeuropäer wirklich unübersichtlich: Es existieren im Wesentlichen drei orthodoxe Kirchen in der Ukraine, und auch die katholische Kirche tritt in zwei unterschiedlichen Erscheinungsformen auf: in der römisch-katholischen Form, wie wir sie kennen, und in der griechisch-katholischen.

Diese Kirche pflegt die ostkirchliche Liturgie und Kirchenbräuche, steht aber in voller Einheit mit dem Papst. Bedingt durch historische und politische Einflüsse ist das Verhältnis der Kirchen nach wie vor nicht spannungsfrei. Es gibt aber Signale der Annäherung.

Proteste auf dem Maidan-Platz in Kiew im April 2014.
Pater-Werenfried-Plakette im Priesterseminar von Lemberg.
Lebensmittelhilfe für eine Familie auf der Halbinsel Krim.
Gedenkstätte für Opfer der Maidan-Proteste in Kiew.
Drei orthodoxe und zwei katholische Kirchen

So fand zum Beispiel Anfang Juni in Kiew ein großer „Marsch für das Leben“ statt, den der römisch-katholische Bischof von Kiew organisiert hatte.

Christen aller Konfessionen und auch Vertreter der Muslime gingen gegen die Gender-Ideologie, für das Recht auf Leben und den Schutz der Familie auf die Straße. Das waren rund 10 000 Menschen! Solche Signale braucht die ganze ukrainische Gesellschaft dringend.

Was meinen Sie damit?

Nicht nur Korruption und Krieg, auch Armut und Drogen drohen die Ukraine zu zerreißen. Die Kirche geht mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen an.

Zwei Beispiele: In einem Kloster der Kapuziner erzählte man mir, dass für einen Neubau in der Regel enorme Bestechungsgelder fällig werden. Die Ordensmänner folgen der strikten Devise: Mit Korruption machen wir uns nicht gemein; wir zahlen nicht. Die Folge sind nicht nur Verzögerungen beim Bau, sondern auch manche Anfeindungen.

Großes Vertrauen in die Kirche

Beispiel zwei: Ich habe ein Mutter-Kind-Haus bei Charkiw besucht, das von Ordensfrauen geleitet wird. Schwangere Frauen, viele von ihnen aus schwierigen Verhältnissen und oft drogenabhängig, finden dort Unterkunft. Eine erst 18-Jährige, bereits zweifache Mutter, gestand: „Ohne die Schwestern hätte ich abgetrieben.“

In der Ukraine konnte ich erfahren, was im besten Wortsinne katholische, also „allumfassende“ Hilfe bedeutet: Hilfe ohne Ansehen der Person und Religion.

Das ist der große Unterschied zu den Sekten, die in der Ukraine immer mehr an Zulauf gewinnen. Der Bischof von Kiew, Witalij Krywyzkyj, sagte mir: „Die Kirche ist die einzige Institution, der die Menschen noch vertrauen.“

Das überrascht ja erst einmal, wenn man sich vor Augen führt, dass die Ukraine fast ein Dreivierteljahrhundert kommunistisch beherrscht war. Teilweise war die Kirche blutig verfolgt. Wie steht es um das kirchliche Leben?

Ich war beeindruckt, eine so lebendige katholische Kirche in der Ukraine zu erleben – obgleich sie eine Minderheit von etwa fünf Millionen Menschen ausmacht; die Mehrheit der Ukrainer ist russisch-orthodox.

Die Gottesdienste sind gut besucht, viele junge Leute und Kinder kommen. Die neuen geistlichen Gemeinschaften spielen eine große Rolle in der Ukraine und haben regen Zulauf.

Wichtig für die Glaubensverbreitung ist auch die kirchliche Medienarbeit, die KIRCHE IN NOT ebenfalls unterstützt. Wenn man die Kirche in der Ukraine sieht, versteht man, was Papst Johannes Paul II. mit Neuevangelisierung gemeint hat!

Es gibt auch viele Berufungen. In Lemberg (L’viv) zum Beispiel befindet sich eines der größten Priesterseminare der Welt, das zur griechisch-katholischen Erzeparchie gehört: 202 Seminaristen und 40 Kandidaten im ersten Studienjahr!

Eines der größten Priesterseminare der Welt

Es ist eine Freude zu sehen, wie enteignete Kirchen wiederaufgebaut, geschlossene Klöster zum Leben erweckt wurden. Gleichzeitig sind die Wunden der Verfolgung noch überall sichtbar: die Erinnerung an die Märtyrer während der kommunistischen Herrschaft, kirchliche Häuser, die noch immer nicht zurückgegeben werden, die prekäre Situation vieler Geistlicher und der Gläubigen.

Also nach wie vor ein weites Feld für die Hilfe …

Vor 55 Jahren hat der Gründer von KIRCHE IN NOT, Pater Werenfried van Straaten, mit der Ukraine-Hilfe begonnen. Im Priesterseminar von Lemberg hat man ihm sogar ein Denkmal errichtet. Auch an anderen Orten, wo wir waren, sagte man uns: „Ohne die Hilfe von KIRCHE IN NOT hätten wir nicht überleben können.“ Und das gilt nach wie vor.

„Das Land droht auszubluten”

Die Kirche in der Ukraine ist heute zwar nicht mehr verfolgt, aber sie leidet. Das gilt im Hinblick auf die materielle wie geistliche Not der Menschen, die in einfachsten Umständen leben und von denen immer mehr keine Zukunft mehr in der Heimat sehen. Das Land droht auszubluten.

Die Kirche leidet aber auch in den großen Mühen ihrer Seelsorger. Ein Pfarrer in Odessa sagte mir: „Ich spare lieber das Geld für meine Krebsbehandlung, damit ich für meine Dorfgemeinde eine Kapelle bauen kann.“ Solche zupackende Hingabe habe ich überall in der Ukraine vorgefunden. Und die guten Früchte dieser Hilfe sind überall zu sehen.

Tobias Lehner, Referent für Öffentlichkeitsarbeit bei KIRCHE IN NOT Deutschland.
Jacek Pyl, Weihbischof in der Diözese Odessa-Simferopol/Ukraine.

So können Sie helfen

In Kana in Galiläa wirkte Jesus sein erstes Wunder, als er bei einer Hochzeit Wasser in Wein verwandelte.

Den Ort Kana gibt es auch heute noch. Er liegt zwischen dem See Genezareth und Nazareth im Norden Israels. Heute leben dort 20 000 Muslime und 3000 Christen.
Der Priester Simon Khoury dankt den Wohltätern für das Fahrzeug.

Pfarrer Simon Khoury hat viel zu tun: Neben der Feier der heiligen Messe hält er Trauungen, Taufen und Beerdigungen ab, besucht kranke Menschen in den Krankenhäusern und Häftlinge in den Gefängnissen.

Er bereitet Kinder auf die Erstkommunion und junge Paare auf das Sakrament der Ehe vor, erteilt Katechese und Religionsunterricht und begleitet die Gläubigen geistlich.

Oft suchen auch Muslime Rat bei ihm, insbesondere bei familiären Problemen. In den Schulen setzte sich der Priester für ein friedliches Zusammenleben der verschiedenen Religionsgemeinschaften ein.

Vielfältige Aufgaben

Bislang wohnt er noch nicht in Kana, weil das Pfarrhaus noch eine Baustelle ist. Er lebt derzeit im rund 30 Kilometer entfernten Ibillin.

Dank unserer Wohltäter, die 8.000 Euro gespendet haben, hat Pfarrer Khoury nun endlich ein eigenes Auto. Bislang war er auf einen geliehenen Wagen angewiesen, aber für seine vielen Aufgaben an verschiedenen Orten brauchte er dringend ein Auto.

Unsere Wohltäter haben ihn nicht im Stich gelassen, und so ist seine seelsorgliche Arbeit viel leichter geworden. Ein herzlicher Dank an alle, die geholfen haben!

So können Sie helfen

„KIRCHE IN NOT ist eine der größten Anwältinnen der verfolgten Christen weltweit.“
Dies stellte der Regensburger Bischof Dr. Rudolf Voderholzer in seiner Predigt beim Begegnungstag von rund 200 Freunden und Wohltätern des Hilfswerks in der Domstadt fest. In der Stiftskirche zur „Alten Kapelle“ beklagte Voderholzer, dass die steigende Zahl der verfolgten Christen zu wenig Beachtung fände – in der weltlichen, aber bisweilen auch in der kirchlichen Öffentlichkeit.

Die Tatsache, dass in Deutschland Religionsfreiheit herrsche, dürfe nicht den Blick dafür verstellen, dass viele Christen weltweit ihren Glauben nicht frei leben könnten. „Reden Sie der Christenheit ins Gewissen“, rief Voderholzer die Mitarbeiter und Wohltäter von KIRCHE IN NOT auf.
Bischof Rudolf Voderholzer und die Konzelebranten der heiligen Messe.
Karin Maria Fenbert im Gespräch mit Father John Bakeni und Pater Firas Lutfi.
Die Ehrengäste beim Begegnungstag (v. l.) mit KIRCHE-IN-NOT-Geschäftsführerin Karin Maria Fenbert: Pater Firas Lutfi OFM aus Aleppo (Syrien), Father John Bakeni aus Maiduguri in Nigeria, Bischof Dr. Rudolf Voderholzer und Dr. Paul Josef Kardinal Cordes.
Blick in die Reihen der Teilnehmer im Kolpinghaus.

Der Bischof betonte seine persönliche Verbindung zum Hilfswerk.

Als „Sohn einer Familie, die von Krieg und Vertreibung geprägt ist“, habe der Name des Gründers von KIRCHE IN NOT, Pater Werenfried van Straaten, und sein Engagement für die deutschen Heimatvertriebenen und die Christen hinter dem Eisernen Vorhang für ihn „immer einen guten Klang gehabt.“

Ausdrücklich dankte der Bischof auch für das Engagement von KIRCHE IN NOT im Bereich Glaubensverkündigung und Neuevangelisierung. Dies sei gerade heute wichtig: „Eine Kirche, die überhaupt nicht mehr aneckt, müsste sich fragen, ob sie noch in den Fußspuren Jesu unterwegs ist.“

„,Pastoral correctnesʻ ist in die Kirche eingedrungen“

Das Thema „Neuevangelisierung – Modewort oder Lichtblick?“ griff bei der anschließenden Veranstaltung im Kolpinghaus auch Paul Josef Kardinal Cordes auf.

Der frühere Präsident des Rates „Cor unum“ und einer der „Väter“ der Weltjugendtage, hob die Dringlichkeit eines missionarischen Aufbruchs der Kirche hervor: „,Pastoral correctnesʻ ist von der Politik in die Kirche eingedrungen.“ Selbst geweihte Hirten seien versucht, das Evangelium „auf den Zeitgeist zu verkürzen“. Die Folgen seien spürbar: So glaubten einer Umfrage zu Folge in Deutschland nur rund 16 Prozent der Katholiken an einen personalen Gott.

Dieser Entwicklung habe der heilige Papst Johannes Paul II. und seine Nachfolger die Neuevangelisierung entgegengesetzt. Große Bedeutung komme hierbei den neuen geistlichen Gemeinschaften zu. Cordes war in seinen ersten Jahren in Rom mit der Begleitung dieser Gemeinschaften betraut.

Anfängliche Skepsis sei bei ihm bald der Begeisterung gewichen: „Diese Neuaufbrüche des Glaubens sind für mich ein Zeichen, dass Gottes Geist weiter in Christi Kirche aktiv ist.“ Der Verdienst der geistlichen Gemeinschaften sei es vor allem, die ursprünglich missionarische Berufung jedes einzelnen Christen wieder zu betonen.

„Viele suchen Nestwärme der Glaubensgemeinschaft”

Unabhängig von der persönlichen Zugehörigkeit könnten alle Christen von diesen Aufbrüchen lernen, so Cordes. Dies gelte besonders im Hinblick auf eine tragende Gemeinschaft. „Wie viele Mitchristen suchen in einer zunehmend weltlich-kalten Welt die Nestwärme der Glaubensgemeinschaft.“ Gesellschaftliche Verankerung und selbst der regelmäßige Gottesdienstbesuch könnten dies oft nicht bieten, noch weniger die Angebote der Medien, „suchen sie doch ständig das Haar in der kirchlichen Suppe und machen nicht selten die Mücke zum Elefanten.“

Auch „Innerlichkeit“ durch das gemeinsame Beten und die Anbetung, sowie die „Gottverwiesenheit“ der geistlichen Gemeinschaften seien Cordes zufolge für alle Christen nachahmenswert: „Ihre Pastoral wechselt ab zwischen Erleben und Bedenken und sie verbinden etwa die Teilnahme an großen Veranstaltungen mit deren deutender Aufarbeitung.“

Solche Feste wie der Weltjugendtag seien bei aller sinnlich wahrnehmbaren Freude „glaubensgetränkt, nicht welttrunken“.

Einseitiges Bild über Kriegsparteien in Syrien

Die Gottverwiesenheit der Christen, die unter Krieg oder Verfolgung leiden, wurde beim anschließenden Podiumsgespräch deutlich. „Der christliche Glaube in Syrien hat jahrhundertealte Wurzeln. Es ist der Glaube der Märtyrer, die stand gehalten haben. Darum bleiben auch wir.“ Dies bekannte Pater Firas Lutfi aus Aleppo. Sein Franziskanerkloster ist zu einer Anlaufstelle für die notleidende Bevölkerung der zerstörten Stadt geworden.

Er sei mitten im Krieg nach Aleppo gesandt worden, so Firas. „Ein Journalist fragte mich: ,Warum gehst Du gerade jetzt dorthin?ʻ Aber die Frage muss lauten: ,Wofür gehst Du?ʻ“ Der Glaube der Menschen, besonders der Kinder, die trotz Krieg und islamistischem Terror ausharrten, hätten auch seinen Glauben neu bestärkt.

Seit dem Ende der Kämpfe in Aleppo vor zwei Jahren kümmert sich Lutfi zum Beispiel um den Aufbau von Betreuungszentren für Traumatisierte oder um Ausbildung und Versorgung von Kindern, deren Väter im Krieg gefallen seien. „Wir geben ihnen Namen und Zukunft.“ Auch erste Familien seien bereits zurückgekehrt. „Wir können sie unterbringen und versorgen – dank der Hilfe von KIRCHE IN NOT, das unseren Wiederaufbau begleitet.“

Bischof Dr. Rudolf Voderholzer bei der Predigt in der Stiftskirche zur Alten Kapelle in Regensburg.
„Gefahr des Islamismus in Syrien nicht gebannt”

Dennoch gehe der Krieg in einigen Landesteilen weiter. Auch die Gefahr des Islamismus sei nicht gebannt, auch wenn der „Islamische Staat“ weiter an Boden verliere, erklärte der Ordensmann. „Es existieren zehn verschiedene Milizen im Land.“

Diese hätten viele Kämpfer aus dem Ausland in ihren Reihen, auch aus Europa. Problematisch sei die einseitige Berichterstattung der europäischen Medien. Sie würden den Menschen eine Situation präsentieren, in der genau feststehe, wer von den Kriegsparteien gut und böse sei. Aber dies sei nicht so einfach.

Im syrischen Krieg gehe es längst nicht mehr um Demokratie und Freiheit. „Es geht um wirtschaftliche Interessen. Hier wird Geopolitik gemacht“, sagte Lufti. Diese gelte für die USA ebenso wie für die Türkei, die im Januar 2018 ein Militäroffensive auf die nordsyrische Stadt Afrin gestartet hat. „Hier geht es um die Kurdenfrage, nicht um Syrien. Aber die Kurden sind ein Teil des syrischen Volkes“, sagte Lutfi.

Generell müsse jetzt die Einheit der Nation im Vordergrund stehen: „Syrien ist wie ein Mosaik verschiedener Religionen und Ethnien. Wir haben über Jahrhunderte in Frieden gelebt. Das gilt es zu bewahren.“ Dazu gehöre auch die Zusammenarbeit mit den Muslimen, zu denen Firas gute Kontakte pflegt. Islam und Terrorismus seien nicht dasselbe.

„Größtes Problem im Islam ist das Schweigen der Mehrheit“

Ein Bekenntnis, dem Father John Bakeni aus Maiduguri im Nordosten Nigerias unter Vorbehalt zustimmte: „Das größte Problem im Islam ist das Schweigen der Mehrheit zum Terrorismus, statt ihn zu verurteilen. Terror ist leider ein Aspekt des Islams.“ Er könne daher nur an die deutsche Gesellschaft appellieren, bei jedem Migranten aus islamischen Staaten dessen Hintergrund genau zu prüfen, „damit Sie nicht das durchleiden müssen, was wir in Nigeria durchmachen.“

In seinem Heimatland hat die islamistische Terrorsekte „Boko Haram“ rund 30 000 Menschen getötet und über zwei Millionen Menschen vertrieben. Bei „Boko Haram“ handle es sich um eine salafistische Gruppierung, deren Geldgeber im Dunkeln blieben, erläuterte Bakeni: „Die Spur führt in die Golfstaaten.“

Der Priester koordiniert für sein Bistum Maiduguri die Hilfe für die Binnenflüchtlinge und Überlebenden, „denn der Staat lässt uns vollkommen im Stich“. Fördergelder blieben aus oder würden durch die grassierende Korruption in die falschen Hände gelangen.

Mit Hilfe von KIRCHE IN NOT hat Bakeni ein Betreuungsprogramm für Witwen in die Wege geleitet, deren Männer durch „Boko Haram“ ums Leben gekommen sind. Auch deren Kinder erhalten jetzt Ausbildung und Versorgung. „Aber wir müssen noch mehr tun – wir haben über 5000 Witwen“, sagte Bakeni. Es handle sich um eine „handfeste humanitäre Krise“.

„Zwei- bis dreimal in der Woche wird ein Anschlag verübt“

Auch wenn „Boko Haram“ an Boden verloren habe, nähmen jetzt islamistische Selbstmordattentate zu. „Zwei- bis dreimal in der Woche wird ein Anschlag verübt.“ Größte Herausforderung sei es jetzt, die Vertriebenen bei der Rückkehr in ihre Heimatorte zu unterstützen.

Dabei hoffe er weiterhin auf die Unterstützung von KIRCHE IN NOT, sagte Bakeni: „Es war KIRCHE IN NOT, die uns in der schwierigsten Phase unserer Geschichte wieder emporgezogen und uns neue Hoffnung gegeben hat.“

So können Sie helfen

KIRCHE IN NOT Deutschland hat in München eine Neuauflage der Dokumentation „Christen in großer Bedrängnis“ vorgestellt.

Das päpstliche Hilfswerk gibt das Buch bereits zum fünften Mal heraus.

Auf 256 Seiten werden Verstöße gegen Religionsfreiheit, Einzelschicksale, aber auch hoffnungsvolle Aufbrüche in 15 Brennpunktländern vorgestellt. Die Dokumentation konzentriert sich auf Vorfälle in den Jahren 2016 und 2017. „Das Ausmaß an Unterdrückung, Gewalt und Verfolgung gegen religiöse Gemeinschaften, darunter auch gegen die Christen, ist nach wie vor auf einem hohen Niveau“, erklärte Berthold Pelster, Experte für Fragen der Religionsfreiheit beim deutschen Zweig von KIRCHE IN NOT und Autor des Berichts.
Islamistischer Terror ist Verfolgungsursache Nummer eins

Zwar sei etwa im Nahen Osten die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) mittlerweile zurückgedrängt, aber die Kämpfer würden sich nun neu organisieren oder als Einzeltäter Anschläge verüben.

Auch in afrikanischen Ländern sei der islamistische Terror Verfolgungsursache Nummer eins. Diese Verfolgung treffe allerdings nicht nur Christen. Die Extremisten machten auch vor ihren muslimischem Glaubensbrüdern keinen Halt.

„Schicksale der Opfer religiöser Gewalt sichtbar machen”

„Christen in großer Bedrängnis“ gehe es darum, die Schicksale der Opfer religiöser Gewalt sichtbar zu machen – jenseits von Zahlen, erklärte Pelster: „Es kursieren unterschiedliche Angaben, wie viele Christen verfolgt sind. Das hängt auch damit zusammen, ob bereits gesellschaftliche Diskriminierung zur Verfolgung gerechnet wird oder nicht. Die Grenzen sind fließend. Statt schwer zu ermittelnder Zahlen sollten eher die betroffenen Personen im Vordergrund stehen.“

Zwei Betroffene kamen im Anschluss selbst zu Wort. Franziskanerpater Firas Lutfi lebt im syrischen Aleppo. Sein Kloster ist eine wichtige Anlaufstelle für die notleidende Bevölkerung der zerstörten Stadt, „die die UNO als gefährlichsten Ort der Welt bezeichnet hat“, so Lutfi.

Der Ordensmann schilderte einige Vorfälle, die „wir als christliche Gemeinschaft in Aleppo als direkte Verfolgung betrachten“, etwa die Entführung von Priestern und Gläubigen – darunter auch der beiden Bischöfe Mar Gregorios Yohanna und Boulos Yazigi im Jahr 2013. Seither gibt es von ihnen kein Lebenszeichen.

Hostien vermischten sich mit dem Blut der Verwundeten

Auch Kirchen und Klöster, darunter sein Franziskanerkonvent, seien bombardiert worden. Als eine Bombe während des Sonntagsgottesdienstes in einer Kirche niederging, „vermischten sich die konsekrierten Hostien mit dem Blut der Verwundeten“, sagte Lutfi. „Es gab keinen Ort, an dem wir vor Verfolgung sicher waren.“

Dies habe sich Ende 2016 geändert, als der IS aus Aleppo vertrieben wurde. „Für viele Menschen war dies ein Wunder. Tatsächlich nämlich war die Stadt am 13. Mai 2016 dem Unbefleckten Herzen Mariens geweiht worden. Damals wurde Aleppo noch von Terroristen belagert“, sagte Lufti. Auch wenn die Waffen dort seither schwiegen, herrsche „ein Mangel an allem, was man für ein würdevolles Leben braucht.“

Der Franziskanerpater stellte anschließend zwei aktuelle Hilfsprojekte vor, die er initiiert hat: Die Behandlung traumatisierter Kinder und die Betreuung von Müttern, deren Männer im Krieg gefallen oder sie im Stich gelassen haben.

Lufti dankte KIRCHE IN NOT und allen Helfern: „Ohne aktive Nächstenliebe würde sich der Nahe Osten in ein Museum verwandeln mit alten Steinen, aber ohne die lebendigen Steine im Form von Christen.“ Firas wies auf die Worte von Papst Franziskus hin, wonach das größte Problem der leidenden Christen das Schweigen und die Gleichgültigkeit der Weltgemeinschaft sei. Dieses Schweigen gelte es zu brechen.

Christen in Nigeria schon vor „Boko Haram“ diskriminiert

Eine Hoffnung, die auch Father John Bakeni aus Maiduguri im Norden Nigerias hegt: „Die Welt braucht Fakten und keine Propaganda.“ In seiner Heimat Nordnigeria lebten über 30 Millionen Christen, etwa ein Drittel der Gesamtbevölkerung.

Dennoch hätten sie keinerlei Ansehen und litten unter „sozialer und religiöser Gewalt“. Ihnen würden Chancen auf Bildung, Beschäftigung und der Zugang zu Staatsämtern ebenso verwehrt wie die Genehmigung für den Bau neuer Kirchen. „Die letzte Genehmigung wurde 1979 erteilt“, so Bakeni.

„Christliche Mädchen werden verschleppt und zwangsverheiratet”

Auch würden immer wieder christliche Mädchen verschleppt und zwangsverheiratet. „Wenn wir dann versuchen einzugreifen, werden als nächstes unsere Kirchen niedergebrannt.“

Diese Lage sei mit dem Auftreten der Terrorsekte „Boko Haram“ im Jahr 2009 unerträglich geworden: „Wir haben seither eine Zerstörung unserer Leben, unserer Heimat, unserer Kirchen, Schulen und unserer Kultur durchlitten.“

In seiner Diözese seien allein fünftausend Kirchenmitglieder getötet und weitere fünf Millionen Menschen vertrieben worden. „Boko Haram ist die brutalste Terrororganisation der Welt“, sagte Bakeni. Sein Bistum sei plötzlich mit Unterbringung und Versorgung tausender Flüchtlinge sowie der Terror-Überlebenden konfrontiert gewesen. Dabei habe die Sorge nicht nur den Christen gegolten: „Wir waren die ersten, die Muslime versorgt haben“, erzählte Bakeni. „Viele haben uns dafür kritisiert. Aber unsere Haltung ist: Wenn du einen Bruder in Not siehst, musst du ihm helfen.“

Insgesamt hätten die zurückliegenden neun Jahre der Verfolgung nicht nur zu einem Wachstum der christlichen Gemeinden geführt, sondern auch Christen und Muslime einander nähergebracht, erklärte Bakeni: „Ich verurteile nicht den Islam, sondern den Terrorismus. Er ist der gemeinsame Feind der Menschheit.“ Er wünsche sich aber, dass auch die Muslime ihre Stimmen gegen den Terror aus den eigenen Reihen lauter erheben würden.

Jede Woche kommt es in Nigeria zu mehreren Selbstmordanschlägen. Dennoch sei „Boko Haram“ mittlerweile militärisch auf dem Rückzug. „Aber wenn die Vertriebenen in ihre Dörfer zurückkehren, stehen sie vor dem Nichts“, sagte Bakeni.

„KIRCHE IN NOT ist Licht in der Dunkelheit”

Die hohe Korruption in Nigeria lähme den Wiederaufbau; Hilfe von Seiten der Regierung bleibe aus. „Das einzige Licht in der Dunkelheit für uns war KIRCHE IN NOT“, bekannte Bakeni. Wichtig sei neben der Hilfe auch der direkte Kontakt.

„Die Mitarbeiter von KIRCHE IN NOT haben nicht nur Gebets- und Hilfsaktionen für Nigeria organisiert, sie haben uns besucht.“ Das sei für die verfolgten Christen ein Hoffnungssignal gewesen. „Die Zuwendung und das Interesse der Öffentlichkeit gibt uns Mut.“

So können Sie helfen

In der Stadt Kapschagaj im Südosten Kasachstans haben über 60 Kinder ein neues Zuhause gefunden. Sie werden von katholischen Ordensfrauen betreut, denn eine Familie haben sie nicht.

Die Kinder haben schon früh erfahren müssen, was Leid ist: Die Mutter ist tot oder hat mit einem anderen Mann die Familie verlassen; der Vater ist Alkoholiker, arbeitet weit entfernt oder interessiert sich nicht für die Kinder. Manche Eltern leben auch auf der Straße, andere sind drogenabhängig oder im Gefängnis.
Eine Ordensschwester aus Kapschagaj und Kinder feiern Geburtstag.
Eine Ordensschwester aus Kasachstan bastelt mit Kindern.
Ein Kind malt ein Muttergottesbild aus.

Um solchen Kindern zu helfen, hatte 2001 ein italienischer Priester in Kapschagaj eine Art katholisches Zentrum gegründet. Er baute eine Kirche am Rand der 57 000-Einwohner-Stadt und erwarb einige Häuser.

Dort haben sich Schwestern niedergelassen, die Kinder aus schwierigen Familienverhältnissen aufgenommen haben. Rund um das Zentrum hat sich eine katholische Gemeinde gebildet. Die Zahl der Gottesdienstbesucher, die aus der Stadt kommen, steigt.

Kinder erleben erstmals Geborgenheit

Die Kinder erleben hier zum ersten Mal in ihrem Leben Geborgenheit, Fürsorge und ein geregeltes Leben. Sie spielen, lernen und beten gemeinsam, und manchmal machen sie auch Ausflüge.

Da das Zentrum an einem See liegt, können die Kleinen die Schönheit der Natur quasi vor der Haustür erleben. Das ist eine kostbare Erfahrung für Kinder, die oft nur Elend und Unordnung kennengelernt haben.

Manche der ehemaligen Zöglinge der Schwestern haben inzwischen selbst eine eigene Familie. Sie sind noch immer mit dem Zentrum und der Kirchengemeinde verbunden und helfen, wo sie können.

Möbel und Elektrogeräte für das neue Haus

Nun konnte noch ein weiteres Haus eröffnet werden. Drei weitere Schwestern haben sich der Gemeinschaft in Kapschagaj angeschlossen und kümmern sich dort um die Kinder. Dank der Hilfe unserer Wohltäter, die 15.000 Euro gespendet haben, konnten Möbel und Elektrogeräte für das neue Haus angeschafft werden.

Die Schwestern schreiben uns: „Wir sind Ihnen sehr dankbar für Ihre Hilfe. Wir bemühen uns, alles für die Kinder und Jugendlichen zu tun, was uns möglich ist. Möge der Herr Sie segnen und Ihnen Seinen Frieden und Seine Freude schenken.“

So können Sie helfen

Sieben Stunden am Tag widmen sich die 34 Dominikanerinnen in der angolanischen Küstenstadt Benguela dem Chorgebet. Sie beten für die Kirche und für die ganze Menschheit. Die Ordensschwestern leben arm und zurückgezogen, aber sie sagen: „Wir sind uns der Größe unserer Berufung bewusst. In unserer Klausur bringen wir Gott unser Leben dar für die Ausbreitung seines Reiches und für die Rettung der Seelen.“

Um ihren bescheidenen Lebensunterhalt zu bestreiten, backen die Schwestern Hostien und fertigen liturgische Gewänder an. Eine kleine Konditorei, die sie eingerichtet hatten, hatte leider keinen Erfolg: Die Rohstoffe waren so teuer, so dass die Einnahmen nicht einmal die Kosten deckten.
Dominikanerinnen in der angolanischen Küstenstadt Benguela
Gruppenfoto der Dominikanerinnen aus dem Bistum Benguela in Angola.

Auch mit dem Gemüseanbau im Garten hatten sie kürzlich Pech: Der Mais, die Tomaten und die Zwiebeln wurden von einer Pflanzenkrankheit befallen. Die Schwestern wussten nicht, wie es weitergehen sollte, und beteten zu Gott um Hilfe.

Gott wirkt manchmal auch durch andere Menschen. Und so haben unsere Wohltäter 9.000 Euro gespendet, um den Schwestern zu helfen. Die Ordensfrauen sind überglücklich über diese Hilfe.

„Wir sind sehr dankbar für die Großzügigkeit der Wohltäter”

Sie haben uns geschrieben: „Es war eine große Überraschung, und wir haben uns sehr gefreut über den Betrag, den Sie uns geschickt haben! Wir sind sehr, sehr dankbar für die Großzügigkeit unserer Wohltäter. Darin zeigt sich die göttliche Vorsehung, die sich immer um uns kümmert.

Wir wünschen allen unseren Wohltätern Gottes reichen Segen und seine Gnaden und versichern Sie alle unserer Gebete und unserer Zuneigung und Dankbarkeit.

In der Hostienbäckerei der Dominikanerinnen.
Ihre Hilfe für Angola

KIRCHE IN NOT hilft seit Jahrzehnten in Angola – zum Beispiel bei der Renovierung oder dem Neubau von Kirchen und Gemeindezentren. Unser Hilfswerk stellt Priestern und Katecheten Fahrzeuge zur Verfügung, damit diese ihre weitverzweigten Gemeinden erreichen können. Darüber hinaus unterstützt KIRCHE IN NOT auch die Kinder- und Jugendkatechese oder die Arbeit mit Suchtkranken.

So können Sie helfen

Am Samstag, 2. Juni, lädt KIRCHE IN NOT zu einem Begegnungstag für Freunde und Wohltäter des Hilfswerks nach Regensburg ein.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung am Samstag nach Fronleichnam stehen die Themen Neuevangelisierung in Europa und die Christenverfolgung in Nigeria und Syrien. Priester aus dem Nordosten Nigerias und aus dem syrischen Aleppo werden darüber aus erster Hand berichten.

Der Begegnungstag beginnt um 11:00 Uhr mit einem Pontifikalamt in der Stiftskirche zur Alten Kapelle (Alter Kornmarkt, 93047 Regensburg). Der Gottesdienst wird vom Regensburger Bischof Dr. Rudolf Voderholzer geleitet.

Die Veranstaltung wird anschließend im nahe gelegenen Kolpinghaus (Adolph-Kolping-Str. 1) mit einem Mittagsimbiss sowie einem Vortrag und einem Podiumsgespräch fortgesetzt.

Internationale Gäste und Berichte aus erster Hand

Der deutsche Kardinal Paul Josef Cordes wird dort ab 13:30 Uhr zum Thema „Neuevangelisierung – Modewort oder Lichtblick” sprechen. Er ist einer der „Väter” der Weltjugendtage und hat die karitative Arbeit der Kirche koordiniert.

In einem Podiumsgespräch ab 15:00 Uhr werden Pater Firas Lutfi OFM aus dem syrischen Aleppo und Father John Bakeni aus Maiduguri im Nordosten Nigerias über das Leben und die aktuelle Lage in ihren Heimatländern berichten.

In Syrien und Nigeria haben die Christen entsetzlich zu leiden unter Krieg und Terror. Doch trotz Anschlägen durch den IS oder Boko Haram wankt der Glaube der Menschen nicht.

Die Veranstaltung endet gegen 16:30 Uhr. Der Eintritt ist frei. Wegen des Mittagsimbisses im Kolpinghaus bitten wir um eine formlose Anmeldung in unserem Münchner Büro.

Rufen Sie uns einfach an oder schreiben Sie eine E-Mail. Für den Gottesdienst in der Stiftskirche zur Alten Kapelle brauchen Sie sich selbstverständlich nicht anzumelden.

So können Sie helfen

Laut dem aktuellen Bericht von Caritas Venezuela sind die Lebensmittelpreise aufgrund der Inflation im Jahre 2017 um mehr als 1300 Prozent gestiegen. Der Internationale Währungsfonds schätzt die Inflation in Venezuela für das Jahr 2018 sogar auf 13 000 Prozent. Sie ist damit die höchste weltweit. Zu der schwierigen Wirtschaftslage kommt die politische Krise hinzu.

Die Regierung hat für den kommenden Sonntag Präsidentschaftswahlen angesetzt. Maria Lozano von KIRCHE IN NOT International hat mit Jorge Kardinal Urosa, dem Erzbischof von Caracas, über die bevorstehenden Wahlen und die Lage in Venezuela gesprochen.
Wahlplakate an einer Straße in Venezuela.
Junge Erwachsene aus Venezuela.
Betende Frau in einer Kirche in Venezuela.
Die Inflation steigt. Es fehlt an Strom und Wasser. Die Menschen können sich kaum noch Lebensmittel leisten.
MARIA LOZANO: Die Wahlen waren für Oktober oder Dezember 2018 vorgesehen und wurden auf den 20. Mai vorverlegt. Die Opposition kritisierte, dass es an Zeit fehle, um den Wahlkampf zu organisieren, und rief zur Stimmenthaltung auf. Wie beurteilen Sie die Verschiebung des Wahltermins?

JORGE KARDINAL UROSA: Meiner Meinung nach ist das Vorziehen der Präsidentschaftswahlen auf den 20. Mai eine Ungerechtigkeit gegenüber den politischen Rechten der venezolanischen Bürger.

Wir haben das Recht, frei und unter angemessenen Bedingungen zu wählen. Die Wahlen müssen durchführbar und demokratisch sein. Außerdem müssen die Wahlen im letzten Vierteljahr des Jahres angesetzt werden, wie dies in der Verfassung vorgesehen ist.

Zurzeit scheint die Opposition nicht sehr aktiv zu sein. Es findet vor der Wahl keine wirkliche Mobilisierung statt. Venezuela scheint unter Schock zu stehen. Ist dies so?

Im vergangenen Jahr starben 140 Personen bei der Niederschlagung von Protestmärschen. Manchmal hatten die Opfer jedoch noch nicht einmal mit den Protesten zu tun.

Es gibt ein Video, in dem eine Frau eine Straße entlanggeht, ohne an den Märschen teilzunehmen; als sie sich von der Menge entfernt, hört man plötzlich einen Schuss. Tödlich getroffen fällt sie hin. Dies hat mich erschüttert.

„Wahlen werden sozialen Notstand nicht lösen”

Wir stehen unter Schock. Man könnte denken, dass sich das Böse ungehindert ausbreite und es egal sei, ob nun Kinder sterben oder jemand sich ergibt und dennoch umgebracht wird. Angesichts von so viel Leid sind die Menschen mutlos.

Die Presseerklärung der Bischofskonferenz spricht auch von einer Unrechtmäßigkeit der Wahlen …

Diese Wahlen werden das Problem des sozialen Notstands nicht lösen, und deshalb sind sie nicht rechtmäßig. Man müsste diese Wahlen verschieben, da sie wirklich weder legitim noch demokratisch sind.

Ist die Kirche die einzige Einrichtung in Venezuela, die ihre Stimme erhebt?

Nein. Es gibt viele Gruppen, die nicht damit einverstanden sind und das Wort ergreifen, wie zum Beispiel politische Gruppen oder die Nationalversammlung. Erstere sind sehr zersplittert und geschwächt und werden bedroht. Bei der Kirche ist die Wirkung vielleicht größer, da das Vertrauen der venezolanischen Gesellschaft in die Bischöfe stark ist.

Manche Beobachter sind der Meinung, dass die Wahlen vorgezogen wurden, da die ökonomische Lage des Landes am Ende ist. Ist dies einer der Gründe?

Das weiß ich nicht. Was ich hingegen weiß, ist, dass die venezolanische Realität erbärmlich ist: Der Mangel an Medikamenten und Infusionen ist groß, einschließlich der Gesundheitsfürsorge in den Krankenhäusern, der Mangel an Lebensmitteln und die hohen Preise dafür, das Transportproblem, der Mangel an Bargeld …

Es mangelt an allem Lebensnotwendigen

Ein Kilogramm Fleisch oder Milchpulver kostet den Mindestlohn. Wer kann sich dies leisten? Wie ist es möglich, dass es in einem Land kein Geld gibt? Das zerstört jedes Wirtschaftssystem. Seitens der Bischofskonferenz von Venezuela haben wir unsere Stimme erhoben, um diesen sozialen Notstand beziehungsweise die humanitäre Krise, die in unserem Land herrscht, anzuprangern.

Es fehlt an Strom und Wasser. Niemand hat sich darum gekümmert, die Strukturen und die Instandhaltung von Systemen aufrechtzuerhalten. Es ist schrecklich, dieses Land in Trümmern zu sehen.

Jorge Kardinal Urosa, Erzbischof von Caracas.
Caritas International spricht von mehr als vier Millionen Menschen, die das Land verlassen haben. Das wäre mehr als zehn Prozent der Bevölkerung …

Ja, es gibt diesen Exodus, weil es keine Zukunft gibt. Die Situation ist dramatisch. Momentan haben praktisch alle venezolanischen Familien einen Angehörigen, der im Ausland lebt.

Viele Menschen verlassen das Land

Dieser Exodus betrifft auch die Kirche. Zum Beispiel hier in der Erzdiözese Caracas haben schon vier ständige Diakone das Land aus familiären Gründen verlassen. Es gibt auch viele Kongregationen, die ihre Ordensschwestern außer Landes bringen, da sie keine Mittel für ihre Ernährung oder medizinische Betreuung haben.

Was wäre nötig, um Venezuela aus dieser schlimmen Lage herauszuhelfen?

Es ist schwierig, diese Situation zu ändern. Wie kann es eine Veränderung geben, wenn die Regierung praktisch die ganze Staatsgewalt innehat?

Es gibt zwar die Nationalversammlung, aber sie ist praktisch außer Kraft gesetzt, so wie man auch die politischen Parteien für nichtig erklärt hat.

Andererseits könnte man sagen, dass es eine „Hypothek“ von Venezuela im internationalen geopolitischen „Spiel“ gibt. Das Land hat die Zusammenarbeit mit einigen Ländern aufgegeben und ist strategische Allianzen mit anderen eingegangen, vor allem wenn es um Bergbau und Erdöl geht.

Im Süden von Venezuela gibt es Diamantenminen, Gold und Koltan. Im Übrigen ist die Rücksichtslosigkeit gegenüber der Umwelt und die unkontrollierte Ausbeutung ein anderes, besorgniserregendes Thema.

Das Land ist Teil des internationalen geopolitischen und ökonomischen Spiels. Dies macht es noch schwieriger. Aber wir dürfen nicht aufhören, für unser Land zu beten und eine friedliche Lösung zu ersehnen.

So können Sie helfen

Die Verbrechen von Terrorganisationen wie dem „Islamischen Staat“ und „Boko Haram“ haben die Verfolgung von Christen ins öffentliche Bewusstsein gerückt.

Wo Christen noch bedroht werden und was die Politik dagegen tun soll, erläutert Karin Maria Fenbert, Geschäftsführerin von KIRCHE IN NOT Deutschland. Auf dem Kongress „Freude am Glauben“ wird sie über „Religionsfreiheit ist ein Menschenrecht – aber nicht überall“ referieren.
Die zerstörte maronitische Kirche in Aleppo/Syrien im Dezember 2016.
Pfarrer Thabet Habeb Mansur aus Karmales/Irak in der vom IS zerstörten Kirche des Ortes. In der Hand hält er das Messbuch und den abgeschlagenen Kopf einer Marienstatue.
Lebensmittelausgabe in Homs/Syrien.
Frau Fenbert, mit „Watu Wote – All of us“ war ein Kurzfilm über eine Terroraktion gegen Christen sogar für den Oscar nominiert. Bekommt das Thema genug Aufmerksamkeit?

Es ist ein wenig besser geworden. Die neue Bundesregierung hat ja kürzlich einen Beauftragten für Religionsfreiheit ernannt. Seit 2016 gibt es regelmäßige Regierungsberichte zur Lage der Religionsfreiheit. Wobei man sagen muss: Die USA tun das schon seit 20 Jahren! Auch in den Medien taucht Christenverfolgung wenigstens hin und wieder auf.

KIRCHE IN NOT tut einiges dafür, um auf die Lage der verfolgten Christen aufmerksam zu machen: Wir geben alle zwei Jahre auf internationaler Ebene einen „Religionsfreiheitsbericht“ heraus. Der deutsche Zweig von KIRCHE IN NOT veröffentlicht ebenfalls im Zweijahresturnus den Bericht „Christen in großer Bedrängnis“.

Zeichen der Solidarität

Hand in Hand mit der Information über verfolgte Christen geht auch die öffentlich sichtbare Solidarität mit verfolgten Christen: So konnte zum Beispiel KIRCHE IN NOT Italien erreichen, dass der Trevi-Brunnen in Rom und vor kurzem das Kolosseum rot angestrahlt wurden – als Zeichen der Solidarität mit verfolgten Christen.

Auch in anderen Ländern gab es solche Aktionen. Da ist die öffentliche Aufmerksamkeit natürlich groß. Und die ist auch dringend nötig.

Wo sind Brennpunkte der Christenverfolgung? Wo gab es in den vergangenen Jahren Verschlimmerungen – oder vielleicht Verbesserungen?

Brennpunkt ist seit Jahren der Nahe Osten. Zu Recht haben die Vereinten Nationen und die Europäische Union von einem Völkermord an den Christen des Irak durch den „Islamischen Staat“ gesprochen. Und den Christen in Syrien geht es nicht anders. Wenn eine islamistische Gruppe zurückgedrängt wird, wächst die nächste sofort nach. Das gilt auch in Afrika.

In Nigeria zum Beispiel treibt die Terrorsekte „Boko Haram“ ihr Unwesen. In Ägypten gab es in den vergangenen eineinhalb Jahren sehr schwere Anschläge auf koptische Christen durch Islamisten. Die Christen in Indien wiederum leiden vermehrt unter nationalistischen Hindus. Deren Partei BJP stellt ja sogar den Premierminister.

In Asien sind nach wie vor die kommunistischen Systeme Hauptursache der Christenverfolgung – an der Spitze Nordkorea. Andernorts gibt es leichte Zeichen der Entspannung: In Vietnam gibt es nun immerhin eine katholische Universität und die Regierung hat diplomatische Beziehungen mit dem Vatikan aufgenommen.

Letzteres gilt auch für Myanmar. Ob die Lage für Christen aber deswegen besser geworden ist, das mögen andere beurteilen.

Karin Maria Fenbert, Geschäftsführerin von KIRCHE IN NOT Deutschland.
Sie haben das neue Amt des Beauftragten für Religionsfreiheit angesprochen. Wie bewerten Sie das?

Wie schon gesagt: Grundsätzlich ist es sehr zu begrüßen. Mit dem neuen Beauftragten für Religionsfreiheit zeigt die Regierung, dass sie das Thema ernst nimmt und Handlungsbedarf sieht, auch wenn andere Länder auf diesem Gebiet schon weiter sind.

Zu hoffen bleibt, dass der Beauftragte neben den anderen Religionen auch die Religionsfreiheit der Christen seine Aufmerksamkeit widmet. Immerhin ist unser Land christlich geprägt, und Christen stellen die Bevölkerungsmehrheit.

Gibt es weitere Forderungen, die KIRCHE IN NOT an die Politiker der westlichen Welt richtet?

Im Nahen Osten stehen allem Anschein nach für die westliche Welt vor allem wirtschaftliche Interessen im Vordergrund. Das geht zulasten der Bevölkerung, vor allem der christlichen Minderheit, die noch dort ausharrt.

Eine klügere Außenpolitik wäre da wünschenswert. Eins muss man aber grundsätzlich sagen: Die Interessen von Christen können nur von Regierungen vertreten werden, die ein Verständnis davon haben, was das Christentum für eine Gesellschaft bedeutet. Daran hapert es meiner Ansicht nach in den westeuropäischen Ländern ziemlich.

Beten Sie für die verfolgten Christen

KIRCHE IN NOT bietet ein „Gebet für die verfolgte Kirche“ an. Es eignet sich zum persönlichen wie für das gemeinsame Gebet in der Gemeinde.

So können Sie helfen

Am 29. Dezember 2017 schossen bewaffnete Männer auf Gläubige, als diese einen Gottesdienst in einer koptisch-orthodoxen Kirche am südlichen Rand von Kairo verließen. Das Attentat, zu dem sich der „Islamische Staat” bekannte, erfolgte etwa zehn Minuten nach dem Gottesdienst in der Sankt-Menas-Kirche. Ihm fielen neun Menschen zum Opfer.

Eines davon war die junge Mutter Nermeen Sadiq. Ihre 13-jährige Tochter Nesma Wael stand neben ihr, als sie zum ersten Mal getroffen wurde. Nesma erzählt die tragischen Ereignisse im Gespräch mit KIRCHE IN NOT:
Der koptische Papst Tawadros II. leitet den Gottesdienst für die Opfer eines Anschlags auf eine koptische Kirche am 11. Dezember 2016 in Kairo. Mindestens 25 Menschen wurden dabei getötet.
Ein Gläubiger entzündet Kerzen in einer koptischen Kirche in Kairo (c) KIRCHE IN NOT

„Als die Messe zu Ende war, verließen meine Cousine, meine Mutter und ich die Kirche. Meine Mutter trug ein Kruzifix am Hals. Keine von uns war verschleiert. In den Armenvierteln tragen die muslimischen Frauen oft einen Schleier, um sich von den christlichen Frauen zu unterscheiden.

Wir sind in eine Querstraße abgebogen. Dort sahen wir einen Mann, der sich der Kirche auf einem Motorrad näherte. Als er über ein Schlagloch fuhr, fiel er hin. Meine Mutter ging schnell hin, um ihm zu helfen.

Waffe unter einer Weste versteckt

Sie fragte ihn: ‚Im Namen Jesu Christi, geht es Ihnen gut?’ Der Mann stand schnell auf und eröffnete im Handumdrehen mit einer automatischen Waffe, die er unter der Weste trug und herausholte, das Feuer gegen uns.

Als meine Cousine und ich die Waffe sahen, versteckten wir uns hinter meiner Mutter. Sie rief, wir sollten losrennen. Als sie uns noch zu beschützen versuchte, schoss ihr der Terrorist in den Arm. Wir liefen los, aber meine Mutter stolperte, und konnte nicht laufen. Als der Terrorist die Maschinenpistole herausholte, standen wir lediglich gut einen Meter von ihm entfernt. Meine Cousine und ich liefen zu einem Supermarkt. Dort versteckte uns die Verkäuferin hinter einem Kühlschrank.

Von dort aus konnten wir sehen, wie der Terrorist uns mit seinem Blick suchte. Da er uns aber nicht sehen konnte, drehte er sich in Richtung meiner Mutter um, und er schoss mehrfach.

„Wir versteckten uns hinter einem Kühlschrank”

Dies geschah innerhalb weniger Minuten. Der Terrorist ging weg, und wir liefen zu meiner Mutter. Es kamen auch viele Leute, aber keiner half ihr, obwohl sie noch am Leben war. Ich versuchte, meinen Vater anzurufen, aber vergebens. Ich konnte meinen Onkel erreichen, der sofort kam. Dann kam auch ein Krankenwagen.

Die Rettungssanitäter weigerten sich jedoch, meine Mutter im Krankenwagen mitzunehmen, ehe die Sicherheitskräfte ihre Erlaubnis erteilten. Diese aber suchten die Straßen nach dem Terroristen und nach dem anderen Schützen ab, der auf die Menschen gegenüber der Kirche geschossen hatte.

Es begann ein Schusswechsel, und die Menschen liefen davon. Meine Cousine, mein Onkel und ich blieben bei meiner Mutter. Sie schaute mich an, und sagte: ‚Hab keine Angst! Ich bin bei dir. Gehorche deinem Vater und hilf deiner Schwester!’

Die beiden Mädchen Nesma (links) und Karen haben bei einem Attentat auf eine Kirche in Kairo ihre Mutter verloren.
Eine Gewehrkugel befindet sich im Gemälde des heiligen Menas in Kairo.
„Weitere Bekannte von mir lagen in einer Blutlache”

Als der Schusswechsel vorbei war, ging ich wieder in die Kirche, um meine jüngere Schwester Karen zu suchen. Sie ist acht Jahre alt und war noch da, weil der Kindergottesdienst noch nicht zu Ende war. Ich sah drei Bekannte, die in einer Blutlache lagen – sie waren gegenüber der Kirche getötet worden.

Als meine Mutter endlich in den Krankenwagen gebracht wurde, war sie schon tot.

Heute gehe ich nicht mehr allein auf die Straße. Mein Vater begleitet mich immer. Trotz des Schmerzes, den ich in meinem Herzen spüre, weil ich meine Mutter sehr vermisse, bin ich glücklich, dass ich beim Angriff bei ihr war und weil ich nicht einmal verletzt wurde. Gott wählte sie aus, damit sie in den Himmel kommt.

Ich möchte mein Land nicht verlassen, aber ich möchte einen Weg finden, um zu studieren und etwas besser zu leben, denn unsere finanzielle Lage ist nicht gerade gut.

„Unser Leben liegt in Gottes Hand”

Mein 35-jähriger Vater ist Fahrer, hat aber keine feste Stelle. Meine Mutter verdiente das meiste Geld bei uns – sie war Krankenschwester in einer Klinik für Nephrologie (Nierenheilkunde) in Kairo. Ich möchte Fachärztin für Nephrologie werden, denn dies war der Traum meiner Mutter für mich.

Meine Botschaft an alle Menschen, die überall auf der Welt verfolgt werden: Habt keine Angst! Unser Leben liegt in Gottes Hand. Wir sollen unserem Glauben treu bleiben.“

Helfen Sie den Christen in Ägypten

Rund zehn Prozent der Einwohner Ägyptens sind Christen, die meisten von ihnen sind koptisch-orthodox. Gut eine Viertelmillion Katholiken leben im Land, sie gehören mehrheitlich der koptisch-katholischen Kirche an.

KIRCHE IN NOT unterstützt die christliche Minderheit Ägyptens seit vielen Jahren. Neben dem Bau und dem Unterhalt von Kirchen fördert das Hilfswerk auch Jugendprojekte und setzt sich für benachteiligte Frauen ein. Um weiter helfen zu können, bittet KIRCHE IN NOT um Spenden

So können Sie helfen

Im vergangenen Jahr hatten die Karmeliten in der Zentralafrikanischen Republik Grund zu großer Freude: Ihr junger Mitbruder Christo legte seine Ewigen Gelübde ab.
Seine Eltern führten ihn zum Altar, wie bei einer traditionellen afrikanischen Trauung der Sohn der Braut übergeben wird. Hier schenkten die Eltern den Sohn der Kirche. Am darauffolgenden Tag wurde er in der Kathedrale von Bouar zum Diakon und sein Mitbruder Odilon zum Priester geweiht. Die Freude bei ihren Mitbrüdern und den Gläubigen kannte keine Grenzen.

Für die Ausbildung von 39 jungen Karmeliten in der Zentralafrikanischen Republik und in Kamerun haben unsere Wohltäter im vergangenen Jahr 23.400 Euro gespendet. 27 der jungen Männer stammen aus der von Gewalt erschütterten Zentralafrikanischen Republik, die zwölf anderen aus Kamerun.
Pater Federico Trinchero (Foto: KIRCHE IN NOT/Federico Trinchero).
Junge Karmeliten gratulieren sich gegenseitig nach dem Ablegen der Gelübde.
Einige junge Karmeliter aus Kamerun und der Zentralafrikanischen Republik.
Gruppenfoto der Karmeliten.

Für die Ausbildung von 39 jungen Karmeliten in der Zentralafrikanischen Republik und in Kamerun haben unsere Wohltäter im vergangenen Jahr 23.400 Euro gespendet. 27 der jungen Männer stammen aus der von Gewalt erschütterten Zentralafrikanischen Republik, die zwölf anderen aus Kamerun.

Die Karmeliten in den beiden benachbarten Ländern arbeiten bei der Ausbildung der jungen Ordensleute zusammen: Zum Theologiestudium gehen die jungen Ordensmänner aus der Zentralafrikanischen Republik nach Yaoundè, der Hauptstadt Kameruns. Das Philosophiestudium der jungen Kameruner absolvieren sie dagegen in Bangui, der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik.

Weihnachten ohne Messe und Priester

Kurz nach Weihnachten haben elf der jungen Karmeliten, die in Bangui ausgebildet werden, zusammen mit ihrem Ausbilder Pater Federico Trinchero einen Ausflug in ein abgelegenes Dorf gemacht. Als sie dort ankamen, erfuhren sie, dass schon sehr lange kein Priester mehr in diesem Dorf war und die Leute an Weihnachten keine heilige Messe feiern konnten. Sie hatten zwar ihre kleine Kirche weihnachtlich geschmückt, aber es gab keinen Priester.

Kurzerhand beschloss Pater Federico mit „seinen“ jungen Mitbrüdern, dass sie Weihnachten nachfeiern würden. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer im ganzen Dorf und der Umgebung.

Alle waren glücklich und bewegt

Am nächsten Tag waren alle gekommen, und Pater Federico feierte die heilige Messe für sie. Die jungen Karmeliten sangen die Gesänge der Weihnachtsliturgie, und alle waren glücklich und bewegt.

Pater Federico Trinchero erzählt: „Während der Messe dachte ich an dieses Land, das von unerschrockenen Missionaren evangelisiert wurde, aber dem noch Priester fehlen. Und ich schaute meine jungen Mitbrüder an und dachte: Wenn die ersten Apostel, die wir in unvollkommener Weise nachahmen, zu zwölft Galiläa, Judäa, Samarien, Asien, Griechenland und Italien evangelisiert haben, schaffen wir es, zumindest unser Stadtviertel in Bangui und die Provinzen Ombella-Mpoko, Nana-Mamberé, Ouham-Pendé und vielleicht auch Lobaye und Sangha-Mbaéré zu evangelisieren.“

Nach dem Ausflug kam der junge Bruder Grâce-à-Dieu zu Pater Federico, um ihm für diese Erfahrung zu danken: „Die Gläubigen in Bambio, die so glücklich über ihr verspätetes Weihnachtsfest waren, haben mich noch mehr davon überzeugt, Priester zu werden.“

Dank Ihrer Hilfe konnten er und 38 weitere junge Karmeliten weiterhin ihrer Berufung folgen. Die Karmeliten danken von Herzen dafür und beten für alle, die geholfen haben

So können Sie helfen