„Die Sirenen heulten in unseren Straßen. Wir mussten so schnell wie möglich weglaufen vor dieser Hölle.“ Die Hölle, das waren die heranrückenden Truppen des sogenannten „Islamischen Staates“, die das jahrhundertealte Siedlungsgebiet der Christen überrannten.
„Ich habe auf dem ganzen Weg geweint. Ich dachte, ich würde niemals zurückkommen in meine Stadt, in meine Schule, würde meine Freunde nie mehr wiedersehen.“ Schließlich erreichten sie das nahe Erbil – nur gut 70 Kilometer entfernt, aber als Hauptstadt der Autonomen Region Kurdistan ein Hort der Sicherheit. Zuerst kampierten sie unter freiem Himmel, dann im Flüchtlingslager.
„Jeden Tag waren wir traurig und hatten Angst, bis wir uns schließlich daran gewöhnt hatten“, sagt Helda. Trauer durchzieht ihr Gesicht, die kindliche Unbekümmertheit ist verschwunden. Die Flucht wurde zum dauerhaften Exil mit offenem Ende. Das Leben war hart: „Wir hätten nie gedacht, dass wir eines Tages wie Bettler dastehen.“
Für die vertriebenen Kinder wurden in Erbil mit Hilfe von KIRCHE IN NOT Schulen gebaut; Helda und ihre Familie konnte schließlich in eine kleine Wohnung umziehen. Ein neues Leben begann. Helda erinnert sich: „Ich war lange traurig und hoffte, in meine alte Schule zurückkehren zu können. Aber ich schloss auch neue Freundschaften.“
Trost und Hoffnung gab ihr und der Familie der Glaube an Gott und der starke Zusammenhalt der christlichen Gemeinde: „Wir fühlten uns nie verlassen. Wann auch immer wir uns an Gott gewendet haben, fühlten wir Freude und Vertrauen. Er ist überall bei mir.“ Helda zeigt mit Stolz ihre Bibel, Bilder von Jesus und Heiligen.
Nach dem Sieg irakischer und kurdischer Truppen über den IS Ende 2016 keimte in den vertrieben Christen langsam wieder Hoffnung. Der Vater fuhr nach Karakosch, nahm das beschädigte Wohnhaus in Augenschein. Es konnte fürs Erste notdürftig repariert werden; Freunde und Bekannte halfen dabei.
KIRCHE IN NOT sicherte die Finanzierung. Diese wird für die christlichen Dörfer der Ninive-Ebene auf über 250 Millionen US-Dollar geschätzt. Fast 13 000 Gebäude müssen wiederaufgebaut werden, dazu kommt die am Boden liegende Infrastruktur.
Der Aufbruch hält an: Kurz vor Weihnachten, ein Jahr nach der Befreiung, konnten Helda und ihre Familie zurück. Der Traum erfüllte sich, so wie für gut ein Drittel der vertriebenen Christen. Die Freude ist groß. Sie geht wieder in ihre alte Schule, trifft die alten Freunde.
Und vor allem träumt sie wieder wortreich von einer Zukunft, die mehr bereithält als den Kampf ums Überleben. Doch noch ist nicht alles beim Alten: Die Unsicherheit bleibt. „Am liebsten möchte ich im Irak bleiben, hier bin ich zu Hause“, sagt Helda. „Aber wenn ich Fotos und Videos vom Terror sehe, möchte ich weg. Ich kann das nicht ertragen.“
Um den Wiederaufbau der christlichen Dörfer im Irak weiter voranzutreiben und der Bevölkerung materiell wie pastoral beistehen zu können, bittet KIRCHE IN NOT um Spenden.
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