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Wie Familien in Syrien das Fest der Geburt Christi feiern

Wie Familien in Syrien das Fest der Geburt Christi feiern

Weihnachten kehrt zurück

19.12.2018 aktuelles
„In den vergangenen Jahren konnten wir nicht mehr so feiern wie früher. Es fiel uns schwer, die Wohnung weihnachtlich zu schmücken, während um uns herum Menschen starben“, sagt Majd Jahloum.

Die junge Christin kommt aus Homs. Doch seit sieben Jahren hat sie ihre Heimatstadt nicht mehr gesehen. Sie gehörte zu den ersten Vertriebenen des Syrienkriegs. Auch wenn er nicht mehr täglich die Schlagzeilen prägt, leiden die Menschen weiterhin. Zerstörung, Tod und Trauer sind allgegenwärtig. Viele Familien sind heimatlos geworden – darunter auch zahlreiche Christen.
Weihnachtsbaum in Homs.
Die Frauen der Familie Houdaib in Homs.
Melkitisch-katholische Kathedrale in Homs. Sie wurde während des Krieges zerstört, konnte aber mittlerweile mit Hilfe von KIRCHE IN NOT instand gesetzt werden (Foto: Ismael Martínez Sanchez/KIRCHE IN NOT).
Majd Jahloum (rechts) und weitere ehrenamtliche Helfer vor dem St.-Petrus-Zentrum in Marmarita
Blick in das Tal der Christen im Westen Syriens.

Herberge fanden viele von ihnen im sogenannten „Tal der Christen“ im Westen Syriens, etwa auf halbem Weg zwischen Homs und der Mittelmeerküste. Zu ihnen gehörte auch Majd und ihre Familie. „Als wir hier ankamen, stellten wir fest, dass hier sehr wohl mit Begeisterung Weihnachten gefeiert wird: Die Straßen sind geschmückt und beleuchtet, Weihnachtsbäume werden aufgestellt. So begannen auch wir, die Geburt Jesu wieder zu feiern“, erzählt Majd. Natürlich, fügt sie hinzu, sei Weihnachten nicht mehr so schön wie in der alten Heimat Homs.

Anlaufstelle für viele vertriebene Christen

Gerade an Weihnachten ist das Zentrum St. Petrus der melkitisch-katholischen Kirche in Marmarita, dem größten Ort im „Tal der Christen“, eine Anlaufstelle für viele Vertriebene. Majd hilft dort ehrenamtlich mit, Bedürftige erhalten dort Lebensmittel, Zuschüsse für die Miete – und vor allem ein offenes Ohr.

Zeit für ein Gespräch ist immer und das verändert manchmal sogar die Stimmung, weiß der zuständige Pfarrer von St. Peter, Walid Iskandafy: „Einige Menschen, die seit Jahren kein Weihnachten mehr feiern wollten, lassen sich von der Freude der Einheimischen anstecken.“

Weihnachten – auch in Syrien ein Fest der Familie

Weihnachten sei, wie überall auf der Welt, ein Fest der Familie. Im Nahen Osten umfasst diese jedoch einen großen Verwandtenkreis, auch Nachbarn und Freunde seien willkommen. So fänden auch die Kriegsflüchtlinge Anschluss. „Viele Familien ziehen von Haus zu Haus, schenken einander Süßigkeiten und wünschen einander frohe Weihnachten.“

Dass an Weihnachten die Familie wieder zusammen ist, hat in diesem Jahr für die Houdaibs einen ganz besonders hohen Stellenwert: Sie feiern dieses Jahr zum ersten Mal in ihrem notdürftig renovierten Haus in der Altstadt von Homs. Dort leben die meisten Angehörigen der christlichen Minderheit. Von 2012 bis 2014 konzentrierten sich die erbitterten Kämpfe vor allem auf dieses Viertel. Die Spuren sind noch überall sichtbar, Häuserruinen prägen das Straßenbild.

Weihnachten zwischen Häuserruinen

Doch auch hier findet sich in diesem Jahr bereits erstmals wieder ein „Weihnachtsbaum“, auch wenn er mit den Exemplaren in den Wohnzimmern hierzulande wenig zu tun hat: Es handelt sich um ein mit grünem Stoff bespanntes Drahtgestell, an dessen Spitze ein Stern prangt.

Bei ihnen wird es dieses Jahr noch keinen Weihnachtsbaum geben, erzählt Marwan, der Sohn der Familie Houdaib: „Die Bäume sind wegen der Wirtschaftskrise viel zu teuer.“ Doch das sei verkraftbar, fügt seine Mutter Evon hinzu. Viel wichtiger sei, dass ihr altes Haus bewohnbar und die Familie zusammen ist.

„Wichtig ist, dass die Familie zusammen ist”

„Wir verdanken es KIRCHE IN NOT, dass wir Weihnachten zu Hause sein können.“ Das Geld für die Instandsetzungsarbeiten stammt von KIRCHE IN NOT, das ein Wiederaufbauprogramm für Privathäuser und Kirchen in Homs gestartet hat.

Zu den bereits instandgesetzten Gotteshäusern gehört auch die melkitisch-katholische Kathedrale „Unsere Liebe Frau vom Frieden“. Dort werden die Houdaibs die Christmette besuchen. Erzbischof Jean Abdo Arbach freut sich, wieder viele bekannte Gesichter unter den Messbesuchern zu sehen.

Christmesse in der renovierten Kathedrale

Auch wenn die ersten Bewohner wieder zurückgekehrt seien: die Lage sei sehr schwierig und niemand könne absehen, wie sich der Krieg entwickelt.
Darauf konzentriert sich auch Arbachs Weihnachtswunsch: „Wir beten um Frieden für Syrien. Der Krieg muss enden. Ich wünsche, dass die Menschen aufeinander zugehen. Wenn wir zusammenstehen, wird es Frieden geben.“

Ein Junge aus Aleppo mit Kerze.