„Die Sanktionen töten das syrische Volk genauso wie Waffen“, sagte beispielsweise der maronitisch-katholische Erzbischof Joseph Tobji aus Aleppo bei einer Konferenz am Sitz des Europaparlaments in Brüssel, die KIRCHE IN NOT Ende Juni organisiert hatte.
Die seit Jahren anhaltenden Handelsbeschränkungen hätten fatale Folgen für die Zivilbevölkerung. „Warum müssen Kinder und kranke Menschen wegen des Mangels an Arzneimitteln sterben? Warum müssen Arbeitslose verhungern, die wegen des Embargos ihre Stelle verloren haben?“, fragte der Bischof vor Europa-Parlamentariern.
Ein weiteres Problem ist nach wie vor die Abwanderung. Bischof Tobji bezeichnete sie als „eine gefährliche blutende Wunde“. Viele Menschen sehen sich durch Krieg und Perspektivlosigkeit gezwungen, im Ausland ihr Glück zu suchen, darunter auch zahlreiche Christen.
Seien sie vor dem Krieg bereits eine Minderheit der syrischen Bevölkerung gewesen, „so werden sie ganz verschwinden, wenn die Lage sich nicht bald ändert“, so Bischof Tobji. Bereits zwei Drittel der Christen seien ausgewandert. Die vielzitierte „Bekämpfung der Fluchtursachen“ sei bislang weitgehend ohne Inhalt geblieben.
„Aber wenn die Christen im Nahen Osten verschwinden, entstehen auch Probleme für Europa“, erklärte Tobji. Denn die syrischen Christen stellten eine „kulturelle Brücke“ zwischen dem Nahen Osten und der westlichen Welt dar und seien ein wichtiges Friedenselement innerhalb der Gesellschaft.
Ein Schwerpunkt der Hilfe liegt für KIRCHE IN NOT auf der Unterstützung von christlichen Kindern und Jugendlichen – ein Viertel der neu aufgelegten Hilfsmaßnahmen widmen sich diesem Ziel. Denn gerade die Sorge um die Zukunft ihrer Kinder ist für viele Familien ein Auswanderungsgrund.
Unser Hilfswerk hat in den Städten Homs und Damaskus Stipendienprojekte gestartet, um Schul- und Studiengebühren für mittellose Familien zu übernehmen. Über 1200 Schülern und rund 550 Studenten kommt die Unterstützung zugute.
Zudem hat KIRCHE IN NOT Hilfen für Schulanfänger aus 300 notleidenden Familien in der syrischen Hauptstadt zugesagt. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Betreuung von Kindern, die unter Kriegstraumata leiden.
In Aleppo hat die armenisch-katholische Gemeinde das Projekt „Lasst mich meine Kindheit leben“ initiiert.
„Wir möchten Kindern ermöglichen, nach Jahren des Krieges ihre Kindheit wiederzuentdecken, erneut spielen zu lernen, um das Grauen zu überwinden“, erklärte der zuständige Pfarrer Antoine Tahan. Neben Freizeitangeboten für Kinder werden auch psychologische Hilfe und Unterstützung für die Familien angeboten.
Entsprechend der pastoralen Grundausrichtung unseres Hilfswerk stellen wir in dem neuen Maßnahmenpaket auch umfangreiche Aufbauhilfen für zerstörte Kirchen und Kathedralen, Förderprogramme für Priesterseminaristen und Mittel für den Lebensunterhalt von Geistlichen bereit.
Oft würden davon auch Hilfen für notleidende Gemeindemitglieder, aber auch muslimische Nachbarn finanziert, erklärte Erzbischof Tobji. „Das Kirchenportal ist die erste Tür, an die die Menschen klopfen, wenn sie Hilfe brauchen.“
Vielfach seien die christlichen Kirchen die einzigen Institutionen, die langfristig helfen. „Aber ohne die Unterstützung durch Hilfswerke wie KIRCHE IN NOT könnten wir nichts tun“, so Tobji.
Die Hilfen trügen dazu bei, das Land wiederaufzubauen, „ein Leben in Würde wiederaufzunehmen“ und Christen trotz der angespannten Lage zum Bleiben zu bewegen, erklärte der Bischof und appellierte an die internationale Solidarität: „Helfen Sie uns, Frieden zu finden.“
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