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Syrien: „Ein Kämpfer für sein Volk“

Syrien: „Ein Kämpfer für sein Volk“

Zum Tod des syrisch-orthodoxen Erzbischof von Homs, Selwanos Boutros Al-Nemeh

11.12.2020 aktuelles
„Ein Mann, der mit seinem Volk und für sein Volk gelitten hat“ – so erinnert sich Regina Lynch, Projektdirektorin von KIRCHE IN NOT, an Selwanos Boutros Al-Nemeh. Der syrisch-orthodoxe Erzbischof von Homs ist am 7. Dezember im Alter von 52 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit in Damaskus verstorben.

 

Al-Nemehs Erzdiözese Homs, Hama und Tartus gehörte zu den am stärksten betroffenen Regionen im Syrienkrieg. KIRCHE IN NOT arbeitete eng mit ihm zusammen, um die Hilfe der Ortskirche für die notleidende Bevölkerung zu koordinieren.

Bei einem Besuch von Mitarbeitern des Hilfswerks während der schwersten Phase der Kämpfe erzählte der Erzbischof: „Ich bin als Waise aufgewachsen, die Kirche war meine Mutter. Jetzt fühlen sich alle in Syrien wie Waisen.“

Erzbischof Selwanos Boutros Al-Nemeh während eines Besuchs bei KIRCHE IN NOT in München im Jahr 2012. Er starb am 7. Dezember 2020 in Damaskus.
Inmitten von Krieg und Terror organisierte Al-Nemeh zahlreiche Projekte für Waisenkinder und die ärmsten Familien seiner Erzdiözese. Ein weiteres zentrales Anliegen war für ihn Ausbildung und Dienst seiner Priester, denen es aufgrund der humanitären Katastrophe selbst an den einfachsten Dingen für ihre Aufgabe mangelt.

 

Augenzeuge der Zerstörung von Homs

Der Erzbischof war Augenzeuge der Zerstörung von Homs und zahlreicher Gräueltaten der Milizen des „Islamischen Staates“ und anderer Terrorgruppen. Dazu zählt auch das Massaker an 45 Christen im Oktober 2013 in Sadad, dem Geburtsort des Erzbischofs, wo er jetzt auch seine letzte Ruhestätte gefunden hat.

Im Mai 2014 wurde sein Bruder bei einem Bombeneinschlag in die Kathedrale von Homs schwer verwundet und starb später an seinen Verletzungen.

Erzbischof Selwanos Boutros Al-Nemeh verteilt Hilfsgüter von KIRCHE IN NOT.
Trotz solch schwerer Schicksalsschläge hörte der Erzbischof nicht auf, seinen Gemeinden Mut und Hoffnung zu vermitteln. Ein berührendes Beispiel war sein Projekt „Straße der Hoffnung“. Kinder aus der Altstadt von Homs verzierten einen Straßenzug mit Bildern und Hoffnungsbotschaften. Die Botschaft dahinter lautete: Die Christen wollen bleiben und die zerstörte Stadt wiederaufbauen.

 

Einsatz für schnellen Wiederaufbau

Al-Nemeh war einer der ersten kirchlichen Amtsträger, die nach dem Waffenstillstand auf einen schnellen Wiederaufbau drängten, um die Christen zur Rückkehr zu ermutigen. In der Stadt Al-Hama eröffnete der Erzbischof einen Kindergarten, den er „Hoffnung des Lebens“ nannte und bat um Stipendien für Schüler und Studenten, damit sie ihre Ausbildung fortsetzen konnten.

Erzbischof Al-Nemeh vor dem Bischofshaus und der Kathedrale in Homs. Beide Gebäude wurden im Krieg in Syrien stark beschädigt und konnten mittlerweile wieder aufgebaut und renoviert werden.
Neben dieser Hilfe vor Ort war auch sein internationaler Einsatz enorm, um auf die Situation der Christen in Syrien hinzuweisen. Zusammen mit KIRCHE IN NOT reiste Al-Nemeh nach Brüssel und Genf.

 

„Säule des Widerstands gegen die Verzweiflung”

Vor Vertretern der Vereinten Nationen und der Europäischen Union prangerte er die internationale Nachlässigkeit angesichts von Verfolgung und Emigration an, die zu einer völligen Auslöschung der Christen in Syrien führen kann.

„In den vergangenen sieben Jahren haben wir über 40 Projekte dank des Einsatzes von Erzbischof Al-Nemeh verwirklichen können“, resümierte Regina Lynch. „Er war eine Säule des Widerstands gegen die Verzweiflung und ein Kämpfer für sein Volk. Er war überdies ein Vorbild für die Ökumene. Der Tod von Selwanos Boutros Al-Nemeh ist ein großer Verlust.“

Unterstützen Sie den Einsatz der Kirche für die notleidende Bevölkerung in Syrien und das Überleben der Christen im Sinne von Erzbischof Al-Nemeh.

 

Helfen Sie jetzt mit Ihrer Spenden – online oder auf folgendes Konto:
Empfänger: KIRCHE IN NOT
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