Wie Christen dies umsetzen und welche Repressalien sie dabei erleiden, darauf ging Tobias Lehner, Öffentlichkeitsreferent von KIRCHE IN NOT, in einem Vortrag ein. Laut dem Bericht „Religionsfreiheit weltweit“, den das Hilfswerk alle zwei Jahre herausgibt, leben rund 60 Prozent der Weltbevölkerung in Ländern, in denen Glaube und Religion nicht vollkommen frei gelebt werden kann oder wo blutige Verfolgung herrscht. Religionsfeindliche Gewalt treffe alle Religionen, Christen aber oft mit besonderer Härte, da sie in ihren Ländern keine politischen Fürsprecher hätten oder wegen ihrer weltweiten Vernetzung als besonders verdächtig gelten würden.
Folter und Torturen hat er dort erlebt, aber auch ein besonders Ereignis: „Ich hörte eine Stimme, die zu mir von Liebe und Verzeihung sprach. Meine Gefängniszelle wurde hell“, erzählte Paulus. Er selber glaubte, verrückt geworden zu sein, entwickelte aber eine zunehmende Sehnsucht nach der Stimme.
Innerlich bekehrt, durfte er sich nicht taufen lassen – die Konversion zum Christentum ist in Syrien verboten. Aber er begann zusammen mit einem Jesuitenpater ein karitatives Engagement während des Syrienkriegs und geriet wieder in Konflikt mit Regime und den Kriegsparteien: Zweimal wurde er zum Tod verurteilt. Aber da war er bereits im Libanon, kam schließlich 2016 nach Deutschland.
Hier ließ er sich taufen und entdeckte ein neues Betätigungsfeld: Bei der Initiative „Elijah21“ teilt Paulus mit anderen Geflüchteten „was in meinem Herzen ist.“ Es geht ihm und seinen Mistreitern nicht darum, anderen den Glauben überzustülpen, sondern „zu diskutieren und sich kennenzulernen“ – Religionsfreiheit zu leben.
An die große Zahl christlicher Flüchtlinge, die vor fünf Jahren nach Deutschland kamen, erinnerte Bischof Bertram Meier bei der abschließenden Kreuzwegandacht im Augsburger Dom. Die Aussage von Bundeskanzlerin Merkel „Wir schaffen das“ sei zum umstrittenen, aber auch bewunderten Slogan geworden. „Die eine Seite ist die Hilfsbereitschaft in unserem Land, die andere lenkt unseren Blick in die Gegenden, aus denen die Flüchtlinge und Asylbewerber kommen. Gerade den Christen geht es dort schlecht. Der Kreuzweg Jesu geht weiter“, erklärte Meier. Es sei christliche Pflicht, Flüchtlinge aufzunehmen, aber Europa müsse auch zu seiner christlichen Identität stehen, forderte der Bischof: „Hilfe für alle – Ja! Aber auch in Rücksicht auf unsere christlichen Schwestern und Brüder!“
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