Dem Bericht „Religionsfreiheit weltweit 2021“ zufolge, wurde dieses Grundrecht zwischen 2018 und 2020 in 62 von 196 untersuchten Ländern nicht respektiert. Die Zahl der in diesen Staaten lebenden Menschen liegt bei fast 5,2 Milliarden. In 26 Ländern sind die Einwohner sogar massiver Verfolgung ausgesetzt, heißt es in dem Bericht.
In einem Statement hob er die Lage der Christen und muslimischen Uiguren als „besonders dramatisch“ hervor. Es gebe Zerstörungen von Moscheen und Kirchen sowie Beseitigung von Kreuzen, so Grübel.
„Wir müssen aufschreien, wenn das Menschenrecht auf Religionsfreiheit verletzt wird“, appellierte der Beauftragte der Bundesregierung. Dabei müsse man Bündnisse schließen, Partner und Mitstreiter suchen und auch gemeinsam handeln. Grübel dankte KIRCHE IN NOT für den vorliegenden Bericht und dessen wichtige Arbeit.
Die Direktorin der Projektabteilung von KIRCHE IN NOT, Regina Lynch, berichtete, dass das Hilfswerk von den Projektpartnern vor Ort „schockierende Berichte und Fotos von barbarischen Anschlägen der Dschihadisten“ aus Mosambik erhalte, vor allem aus der Provinz Cabo Delgado im Norden.
„Jeder, egal ob Muslim oder Christ, der die Ideologie der Dschihadisten nicht akzeptiert, wird dafür bestraft. Die Menschen müssen mit ihrem Leben bezahlen, sind grausamen Formen der Folter ausgesetzt oder müssen mit ansehen, wie ihre Häuser und Ernten zerstört werden.“ KIRCHE IN NOT unterstütze hier Hunderttausende vertriebene Menschen mit Nothilfe und psychologischer Betreuung zur Traumabewältigung, so Lynch.
Diese Radikalisierung treffe jedoch nicht nur den afrikanischen Kontinent. Der Bericht zeigt ein Anwachsen transnationaler islamistischer Netzwerke, die sich von Mali und Mosambik über die Komoren bis hin zu den Philippinen erstrecken, mit dem Ziel, ein sogenanntes „transkontinentales Kalifat“ zu errichten.
Der Bericht stellt zudem einen neuen Trend heraus. Auf künstlicher Intelligenz basierende Technologie, Cybernetzwerke und Massenüberwachung werden in einigen Nationen zur Verstärkung der Kontrolle und Diskriminierung missbraucht. Aber auch dschihadistische Gruppen nutzen digitale Technologien, um Anhänger zu radikalisieren und zu rekrutieren, heißt es in dem Bericht „Religionsfreiheit weltweit 2021“.
Heiner Koch, Erzbischof von Berlin, sagte: „Religionsfreiheit und Menschenwürde sind Geschwister. Sie sind untrennbar miteinander verbunden – nicht nur durch ihre Bedeutung als elementares Menschenrecht, sondern auch durch die Verletzungen, denen sie gleichermaßen ausgesetzt sind. Ohne Religionsfreiheit kann eine wahrhaft offene und plurale Gesellschaft nicht existieren.“
In diesem Kontext müsse man auch die Christenverfolgung verstehen. „Sie ist nicht isoliert zu betrachten, sondern immer als ein Bestandteil von Menschenrechtsverletzungen“, so Koch.
In den westlichen Ländern registriert der Bericht „Religionsfreiheit weltweit 2021“ einen Anstieg der „höflichen Verfolgung“. Der zugespitzt-ironisch formulierte Begriff wurde von Papst Franziskus geprägt und beschreibt Tendenzen, wonach neue kulturelle Normen und Werte in Widerspruch zu den Rechten der Einzelnen auf Gewissensfreiheit stehen und bewirken, dass Religion „in die geschlossenen Räume von Kirchen, Synagogen oder Moscheen“ verbannt wird.
Angesichts der Ergebnisse des Berichts „Religionsfreiheit weltweit 2021“ stellte der geschäftsführende Präsident von KIRCHE IN NOT (ACN) International, Dr. Thomas Heine-Geldern, fest: „Die Reaktion der internationalen Gemeinschaft auf religiöse Gewalt und auf religiöse Verfolgung im Allgemeinen ist zu gering und kommt oft zu spät – too little, too late.“
Auch wenn Menschenrechte in aller Munde seien, führe die Religionsfreiheit oft ein Schattendasein. Er bezeichnet den vorliegenden Bericht als „Warnsignal“: Die Aussichten auf ein friedliches Zusammenleben seien düster, „solange die Religions- und Glaubensfreiheit nicht als grundlegendes Menschenrecht geachtet wird, das auf der Menschenwürde jedes Einzelnen beruht“.
Die Ergebnisse, Quellen und Verfahrensweise der Studie sowie alle 196 Länderberichte sind abrufbar unter: www.religionsfreiheit-weltweit.de. Die Zusammenfassung der Studie kann auch als gedruckte Ausgabe im Bestelldienst von KIRCHE IN NOT Deutschland bestellt werden.
Unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende – schnell und einfach online!