Ukraine: „Menschen leben jeden Tag, als wäre es ihr letzter“
Projektreferentin von KIRCHE IN NOT berichtet aus dem Kriegsgebiet
19.04.2023•aktuelles
Magda Kaczmarek betreut seit 32 Jahren in der internationalen Zentrale von KIRCHE IN NOT Projekte in Osteuropa und auf dem Balkan. Kürzlich ist sie von einem erneuten Besuch in der Ukraine zurückgekehrt.
Im Interview schildert sie ihre Erfahrungen aus dem Kriegsgebiet und erklärt, warum KIRCHE IN NOT jetzt verstärkt bei der Seelsorge für traumatisierte Menschen helfen will.
KIRCHE IN NOT: Frau Kaczmarek, es war nicht ihr erster Besuch in der Ukraine seit Kriegsbeginn. Welche Veränderungen haben Sie festgestellt?
MAGDA KACZMAREK: Es war meine dritte Reise seit Beginn der russischen Invasion. Diesmal konnte ich Kiew und die Nachbarstädte Irpin und Browary besuchen, die von russischen Truppen zerstört wurden. Als ich im April 2022 zum ersten Mal nach Kriegsbeginn in der Ukraine war, habe ich tausende Vertriebene in der Westukraine gesehen. Heute gibt es dort weniger Binnenflüchtlinge, aber in der Zentralukraine sind es mehr geworden.
Sieben Millionen binnenvertriebene Menschen
Um wie viele Vertriebene handelt es sich? 15 Millionen Menschen mussten die Ostukraine verlassen: Sieben Millionen sind nach Polen und Westeuropa gegangen, eine Million nach Russland. Sieben Millionen Menschen halten sich als Binnenvertriebene in der West- und Zentralukraine auf.
Die Kämpfe konzentrieren sich aktuell auf die Süd- und Ostukraine. Was wissen Sie über die Lage dort? KIRCHE IN NOT steht in regelmäßigem Kontakt mit Priestern, Ordensfrauen und Bischöfen, die in den umkämpften Gebieten tätig sind. Sie leben jeden Tag so, als ob es ihr letzter wäre.
Millionen von Menschen haben ihre Lebensgrundlage, ihre Heimat verloren. Ihre Welt ist zusammengebrochen. Diesen Menschen zu helfen, ist eine große Herausforderung auch für die katholischen Gemeinden.
KIRCHE IN NOT hat seit Kriegsbeginn mit millionenschweren Hilfspaketen die Nothilfe in der Ukraine unterstützt. Was sind die zukünftigen Prioritäten? Ein Ende des Krieges ist aktuell nicht in Sicht. Es ist wichtig, dass wir nicht müde werden zu helfen. Die größte Herausforderung besteht neben der konkreten Nothilfe darin, die seelischen Wunden zu heilen, besonders bei den Kindern.
„Besonders Kinder leiden unter seelischen Wunden”
Psychologische Begleitung und Rehabilitation werden immer wichtiger. Nach Aussage von Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, dem Oberhaupt der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, benötigen 80 Prozent der Bevölkerung Hilfe. Dazu müssen Priester und Ordensfrauen in der Seelsorge entsprechend geschult werden. KIRCHE IN NOT ist bereit, dabei zu helfen.
Unterstützen Sie den Einsatz der Kirche in der Ukraine für vertriebene und vom Krieg in der Ukraine betroffenen Menschen! Spenden Sie entweder online oder auf folgendes Konto: