Spenden
Sierra Leone: „Die Armen werden an Covid-19 sterben“

Sierra Leone: „Die Armen werden an Covid-19 sterben“

Priester beklagt ungleiche Impfstoffverteilung und zieht Parallelen zur Ebola-Epidemie

01.10.2021 aktuelles
„Wir brauchen eine globale Lösung für die Corona-Krise. Die Impfstoffe gelangen zu reichen Ländern und reichen Menschen. Die letztendliche Botschaft lautet, dass die armen Menschen sterben werden.“ Das beklagte Peter Konteh, Caritas-Direktor aus Freetown in Sierra Leone im Gespräch mit KIRCHE IN NOT.

 

Der Priester, ein langjähriger Projektpartner des Hilfswerks, kritisierte, dass in dem westafrikanischen Land die wenigen ankommenden Impfstoffe „nach Alter, aber auch nach sozialer Schicht“ verabreicht würden.

Peter Konteh aus Sierra Leone.
In der aktuellen Corona-Krise sieht Konteh viele Parallelen zur Ebola-Epidemie, die in Sierra Leone von 2014 bis 2016 wütete und rund 4000 Menschen das Leben kostete. Die Bevölkerung sei noch immer traumatisiert. Deshalb habe die Bevölkerung sehr diszipliniert auf die Schutzmaßnahmen reagiert.

 

„Man sagt den Menschen, dass sie eine Maske tragen müssen, und sie hören darauf, weil sie die Konsequenzen kennen. Bei Ebola war es schwieriger, die Bevölkerung zu sensibilisieren. Viele haben das Virus nicht ernst genommen und sind gestorben“, führte der Priester aus.

Beisetzung eines Toten während der Ebola-Pandemie in Sierra Leone.
Sierra Leone sei eines der ersten Länder gewesen, das nach Ausbruch von Covid-19 den Flugverkehr kontrolliert und Reisende unter Quarantäne gestellt habe. Während der Kirchen-Schließungen hätten die Priester die Menschen zu Hause besucht und ihnen die Kommunion gebracht. Das habe auch positive Effekte gehabt, meint Konteh: „Wir sind dadurch in engen Kontakt mit den Menschen gekommen. Wir trafen ihre Familien und waren in ihren Häusern. Das bringt uns einander näher.“

 

Der Priester berichtete auch von seinem Einsatz während der Ebola-Pandemie: „Wir haben erlebt, wie ganze Familien gestorben sind. Einmal waren es 27 Familienmitglieder auf einmal.“

Priester bei einer Gottesdienstfeier in Sierra Leone.
Einer der schwersten Augenblicke während der Ebola-Epidemie für ihn sei gewesen, als er zusammen mit einem anderen Priester einen erkrankten Katecheten besuchen wollte, erzählte Konteh. Als sie ankamen, sei ihnen die Tochter des Katecheten entgegengelaufen. Ihre Eltern würden schlafen, habe sie erklärt.

 

Seelsorge für Hinterbliebene der Ebola-Epidemie

„Wir riefen den Krankenwagen, aber sie waren bereits tot. Ich habe später deswegen Albträume gehabt. Wir haben dem Mädchen so gut geholfen, wie wir konnten. Aber es war nicht in der Lage, die Situation zu begreifen.“ Bis heute gehört die Sorge für Hinterbliebene der Ebola-Epidemie zu den zentralen Aufgaben der Kirche in Sierra Leone.

Auch in der aktuellen Corona-Krise sollten alle Menschen Zugang zu den verfügbaren Hilfen bekommen, forderte der Priester: „Menschliches Leben ist einzigartig – unabhängig von Alter, Geld oder Hautfarbe. Die wissenschaftliche Forschung, die für Covid-19 durchgeführt wurde, gab es für Ebola nicht. Impfstoffe wurden entwickelt, weil Wissenschaftler unermüdlich daran gearbeitet haben.“

Schulkinder in Sierra Leone.
Konteh schloss mit einem Dank an die erfahrene Solidarität durch die Wohltäter von KIRCHE IN NOT: „Wir wissen, dass in allen unseren Schwierigkeiten Menschen für uns beten und Sierra Leone helfen.“
Um die Arbeit der Kirche im Sierra Leone zu unterstützen, bittet KIRCHE IN NOT um Spenden – entweder online oder auf folgendes Konto:

Empfänger: KIRCHE IN NOT
LIGA Bank München

IBAN: DE63 7509 0300 0002 1520 02
BIC: GENODEF1M05

Verwendungszweck: Sierra Leone

Weitere Informationen