KIRCHE-IN-NOT-Mitarbeiterin Agnès Sebaux hat mit ihm geprochen.
Diese Gacaca-Gerichte wurden wieder ins Leben gerufen, um die erforderlichen Gerichtsverfahren der über 100 000 Menschen zu beschleunigen, die beschuldigt wurden, am Völkermord beteiligt gewesen zu sein.
Die Männer, die 29 Jahre später immer noch im Gefängnis sitzen, wollten die ihnen angelasteten Taten nicht gestehen oder sie haben mehrere Verbrechen begangen und ihre Strafen wurden zusammengefasst. Manche sind auch jene, die in diesem Völkermord die Befehle erteilten.
Wie helfen Sie diesen Menschen?
Es ist langer Prozess der Begleitung der Gefangenen und auch der Gemeinschaft, in die sie zurückkehren werden, damit sie gemeinsam den Weg der Versöhnung gehen. Wir bereiten die Häftlinge darauf vor, indem wir sie aufklären, dass es notwendig ist, dass sie um Vergebung bitten.
Wenn sie dazu bereit sind, schreiben sie an alle Menschen, die sie um Vergebung bitten wollen, einen Brief. Sie verpflichten sich dazu, ihr Verhalten zu ändern und drücken ihren Wunsch aus, harmonisch mit der Gemeinschaft zusammenzuleben. Die Leitung der Haftanstalt unterschreibt diese Briefe, um ihre Echtheit zu beglaubigen.
Die Briefe werden den überlebenden Familienangehörigen durch Priester oder die freiwilligen Helfer der entsprechenden Kirchengemeinde überbracht. Sie übernehmen es auch, die Absicht des Häftlings zu erklären. Dann entsteht ein Dialog, um die Gültigkeit der Aussagen zu überprüfen. So gibt es beispielsweise Briefe, in denen alle Informationen stehen, in anderen Briefen sind sie nicht vollständig. Die Überlebenden und Betroffenen führen andere Fakten auf. Die Kommission übernimmt es, all diese fehlenden Informationen festzuhalten und an den Häftling zurückzuschicken. Wir arbeiten als Vermittler, damit die Wahrheit ans Tageslicht kommt.
Die Vergebung muss von der ganzen Familie akzeptiert werden, sowohl von den Familienmitgliedern des Überlebenden als auch von den Familienmitgliedern des Häftlings. Wir organisieren Treffen mit den Überlebenden und auf der anderen Seite mit den Familien der Häftlinge. Anschließend bringen wir beide Seiten zusammen.
Die meisten Menschen sind gläubig; innerhalb dieses Prozesses der Vergebung spielt der Glaube eine maßgebliche Rolle. Wir beten und tauschen uns über Bibeltexte aus. Wir laden auch Menschen ein, die diesen Vergebungsprozess bereits hinter sich haben, damit sie von ihren Erfahrungen berichten. Das ermutigt die anderen.
Wir organisieren auch Pilgerfahrten nach Kibeho, einem Marienerscheinungsort in Ruanda, wohin wir Pfarreigruppen einladen. Jeder erzählt dann, welchen Weg er gegangen ist. Man tauscht sich aus. Jeder bestärkt sich selbst auf seinem Weg der Vergebung.
Nach sechs Monaten versucht die Kommission Gerechtigkeit und Frieden, den Stand der Versöhnung einzuschätzen. Wenn dieser Prozess erfolgreich verlaufen ist, organisiert die Kirche einen Tag der Einheit und der Versöhnung. Die ehemaligen Häftlinge gestehen in der Öffentlichkeit, was sie getan haben, und bitten um Vergebung. Auch die Betroffenen sprechen öffentlich ihre Vergebung aus.
Auch für den ehemaligen Häftling ist es sehr schwer. Manche sagen uns, dass es „draußen“ schlimmer als im Gefängnis ist. Sie sagen: „Meine Frau führt nun ein neues Leben, mit einem anderen Mann. Ich habe Angst, den Mitgliedern der Familie zu begegnen, deren Angehörige ich getötet habe. Wie kann ich in die Kirche gehen, wo ich Morde begangen habe?“
Eine weitere Schwierigkeit beruht darin, dass nicht alle Mitglieder der Opferfamilie Vergebung aussprechen wollen. Es ist notwendig, den Rhythmus jedes Einzelnen zu respektieren und ihn auf diesem Weg zu begleiten.
Im Zuge unserer Arbeit begegnen uns auch Häftlinge, die zu Unrecht angeklagt und inhaftiert wurden. Es kann zum Beispiel sein, dass Häftlinge zugeben, dass sie geplündert, aber nicht getötet haben. So erhoben einige Überlebende unter dem Eindruck ihrer Gefühle oder aufgrund von Rachegelüsten falsche Anschuldigungen. Wenn jedoch das Gerichtsurteil ausgesprochen wurde, ist es schwierig, die Zeit zurückzudrehen.
Vergessen wir nicht, dass nach dem Karfreitag das Osterfest kommt, das Zeichen des Sieges des Lebens über den Tod, das Zeichen der Hoffnung auf eine bessere Zukunft in Jesus Christus.
Im Jahr 2021 wurden in der Diözese Cyangugu 154 Häftlinge begleitet und Treffen mit 98 Familien organisiert, die den Völkermord überlebt haben. KIRCHE IN NOT unterstützt die Arbeit der Nationalen Kommission für Gerechtigkeit und Frieden bei der Ausbildung von 120 Priestern und Ordensleuten in den Bereichen Trauma-Sensibilisierung, aktives Zuhören und psycho-spirituelle Begleitung zur Stärkung der Resilienz der Gemeinschaft.
Empfänger: KIRCHE IN NOT
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BIC: GENODEF1M05
Verwendungszweck: Ruanda
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