„Es war ein herzliches Glaubenstreffen. Für mich ist wichtig, dass unsere Katholiken ein größeres Selbstbewusstsein bekommen.“ Dieses Fazit zieht Salesianerpater Martin Jilek, ein langjähriger Projektpartner von KIRCHE IN NOT.
„Ich glaube, dass es auch für den Heiligen Vater wichtig war, unseren starken Glauben zu sehen“, erzählt Jilek. Während die Medien während der Papstreise eher politische und soziale Fragen thematisierten, sei die Papstreise vor Ort in erster Linie ein geistliches Ereignis gewesen, das auch von der mehrheitlich orthodoxen Bevölkerung mitgetragen worden sei.
„Eine Umfrage vor dem Besuch ergab, dass 54 Prozent der Bulgaren dem Papst und seinem Anliegen gegenüber aufgeschlossen sind“, so der Salesianerpater.
Trotzdem müssen man Geduld haben: Die Ökumene sei in Bulgarien nicht verwurzelt. „Auf persönlicher Ebene aber gibt es durchaus gute Kontakte mit den orthodoxen Priestern“, erzählt Jilek.
Hinzu komme die Erfahrung der fast zwei Millionen Bulgaren, die im Ausland lebten und dort mit der katholischen Kirche in Berührung kämen. „Normalerweise sind unsere Erfahrungen im Miteinander der Konfessionen eher positiv.“
Das Motto „Friede auf Erden“ zeige auch, dass Bulgarien ein Beispiel für andere Länder sein könne: „Religionen und Kulturen leben hier seit vielen Jahren friedlich zusammen“, sagt Jilek. Das Land sei Heimat verschiedener ethnischer Minderheiten. Die größte Gruppe seien die Roma. Sie würden prozentual immer mehr.
„Zum Beispiel sind 40 Prozent der Erstklässler in Bulgarien Roma-Kinder“, führt Jilek aus. „Man muss den Weg für eine gute Ausbildung und Begleitung dieser Kinder finden, die oft aus ärmsten Verhältnissen kommen. Schnelle Lösungen gibt es nicht – die haben vermeintlich nur radikale Politiker.“
Die Salesianer haben Reisen zu den beiden Stationen des Papstbesuchs in Sofia und Rakowski organisiert. Daran hätten insgesamt über 140 Menschen teilgenommen, darunter auch rund 20 Jungen aus der Roma-Siedlung der Stadt. „Sie sind alle begeistert zurückgekommen. Es war natürlich eine gute Gelegenheit zur Evangelisierung“, so der Pater.
Gerade die Roma seien sehr offen für den Glauben. „Oft ist das mit abergläubischen Praktiken vermischt. Darum braucht es Geduld und Unterstützung auf dem Glaubensweg. Aber die Basis ist da.“ Beim Sonntagsgottesdienst in Rakowski sei es auch zu einer originellen Begegnung der Jugendlichen mit dem Papst gekommen, erzählt Jilek. „Die jungen Leute haben dem Papst zugerufen. Da ist er zu ihnen gekommen und hat ihnen erklärt, dass es wichtig sei, im Herzen Stille zu schaffen. Denn dort spricht Gott. Aber jetzt sollten die Jugendlichen ruhig noch weiter viel Krach machen.“
Der Papstbesuch hat dem Salesianer auch wieder für seine Herzensangelegenheit Kraft gegeben: den Bau einer neuen Kirche und eines Ausbildungszentrums für Jugendliche in Stara Sagora. Dabei kam es immer wieder Verzögerungen, immer wieder Anfeindungen von den Nachbarn – gerade wegen der Arbeit mit den Roma.
Das schreckt Jilek nicht. In zwei Jahren möchte er eine Grundschule eröffnen, die für alle Volksgruppen offen sein soll. KIRCHE IN NOT hilft ihm dabei. „Das ist für uns nicht nur eine finanzielle Unterstützung, sondern auch eine geistliche“, erklärt der Salesianer. „Wir sind sehr dankbar, dass wir als kleine katholische Minderheit in Bulgarien spüren können, dass wir Teil der Weltkirche sind.”
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