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Pakistan: Protest nach Todesurteil gegen einen Christen

Pakistan: Protest nach Todesurteil gegen einen Christen

05.07.2024 aktuelles
Nach dem Todesurteil gegen einen Christen wegen mutmaßlicher Blasphemie hat der Vorsitzende der pakistanischen Bischofskonferenz, Bischof Samson Shukardin aus Hyderabad, weltweite Aufmerksamkeit gefordert. „Die internationalen Menschenrechts- und Hilfsorganisationen sollen sich zu Wort melden und gegen diese Entscheidung Stellung beziehen. Das wird einen großen Einfluss auf die Regierung haben“, sagte Shukardin gegenüber KIRCHE IN NOT.

 

Die jüngste Gerichtsentscheidung vom 1. Juli sei für die christliche Minderheit „sehr, sehr schmerzhaft. Viele Menschen sind enttäuscht.“ Medienberichten zufolge hatten nach der Gerichtsentscheidung in mehreren Städten Pakistans Menschen gegen das Urteil protestiert.

Bischof Samson Shukardin aus Hyderabad (Pakistan).
Ein Gericht in Sahiwal in der Provinz Punjab im Osten Pakistans hatte den jungen Christen Ehsan Shan der Blasphemie für schuldig befunden. Er wurde zum Tod mit vorausgehender 22-jähriger Haft und zu einer Geldstrafe von einer Million Pakistanischer Rupien (umgerechnet über 3300 Euro) verurteilt. Shan soll in den sozialen Medien ein Bild geteilt haben, dass eine zerstörte Koran-Seite zeigt. Diese mutmaßliche Schändung war der Auslöser für christenfeindliche Ausschreitungen in der Stadt Jaranwala im August 2023, bei der mehr als 80 Wohnhäuser von Christen und über 25 Kirchen zerstört wurden.

 

Der Blasphemie für schuldig befunden

Behörden hatten in der Folge mehr als 300 an den Ausschreitungen beteiligte Personen verhaftet. Berichten der katholischen Nachrichtenagentur „Fides“ zufolge sollen jedoch nur 18 Anklagen erhoben worden sein. Bischof Shukardin zufolge sei bislang keiner dieser mutmaßlichen Täter verurteilt worden. „Einer unserer Christen wird zum Tod verurteilt, und den anderen, denen Angriffe auf Kirchen und Wohnhäuser vorgeworden werden, passiert nichts.“

Brennende Barrikade vor einer Kirche in Jaranwala in Pakistan im August 2023.
Shan wurde vorgeworfen, das Bild der Koranseite weiterverbreitet zu haben. Das sei jedoch zum Zeitpunkt der Ausschreitungen häufig geschehen, betonte der Vorsitzende der katholischen Kommission für Gerechtigkeit und Frieden in der Diözese Faisalabad, Khalid Rashid, gegenüber KIRCHE IN NOT: „Abertausende Menschen haben das Bild geteilt, darunter auch Beamte, Mitglieder der Polizei und der Regierung. Ehsan Shan wird herausgegriffen und ins Visier genommen. Wir verurteilen dieses Urteil.“ Der junge Christ stamme aus einer armen Familie und besitze wenig Schulbildung. Er sei sich der Tragweite nicht bewusst gewesen, als er das Bild geteilt habe.

 

„Gericht unter Druck gesetzt worden“

Das Gericht in Sahiwal sei von fundamentalistischen Gruppen unter Druck gesetzt worden, beklagte Rashid: „Diese Gruppen haben den Richter bedroht, und deshalb hat er dieses Urteil gefällt.“ Der Anwalt des Verurteilten hat angekündigt, in Revision zu gehen; die Kommission für Gerechtigkeit und Frieden unterstützt ihn darin. KIRCHE IN NOT hilft in Fällen von Blasphemievorwürfen gegen Christen bei der Finanzierung der Anwaltskosten und arbeitet eng mit der Kommission zusammen.

Verteilung von Hilfsgütern in Jaranwala (Pakistan) wenige Tage nach dem Überfall auf Kirchen und Wohnungen von christlichen Familien.
Das Todesurteil gegen Ehsan Shan fällt in eine Zeit zunehmender Gewalt gegen Christen der pakistanischen Provinz Punjab. So wurde Ende Mai in der Stadt Sargodha eine Familie angegriffen, der ebenfalls die Schändung des Koran vorgeworfen wurde. In der Folge starb der 72-jährige Christ Nazir Gill Masih an schweren Kopfverletzungen, die ihm bei dem Übergriff zugefügt worden waren. Polizei und Behörden waren gegen die gewaltbereite Menge vorgegangen, konnten aber gegen deren Überzahl wenig ausrichten.

 

„Minderheiten haben Angst, sich in der Öffentlichkeit zu äußern“

Bischof Shukardin betonte, dass neben den Christen auch andere Minderheiten in Pakistan immer mehr von Gewalt betroffen seien: „Sie haben Angst und fühlen sich unwohl. Minderheiten haben Angst, sich in der Öffentlichkeit zu äußern.“ Zwar würden auch Muslime der Blasphemie beschuldigt und angeklagt. Allerdings stünden bei Minderheiten wie den Christen ganze Familien und Gemeinden im Visier.

Hilfe für betroffene Familien in Jaranwala.
In Pakistan sind rund 96 Prozent der Einwohner muslimischen Glaubens, der Anteil von Christen und Hindus liegt bei je rund zwei Prozent. Das pakistanische Strafgesetz sieht für Taten wie die Schändung des Korans oder Beleidigung des Propheten Mohammed Geld- und Haftstrafen bis hin zur Todesstrafe vor.

 

Während viele Gerichte in jüngerer Zeit Blasphemievorwürfe eingehender prüfen und vorausgehende Urteile aufgehoben haben, kommt es in manchen Regionen immer wieder zu Lynchjustiz wegen angeblicher Gotteslästerung.

Bitte unterstützen Sie die bedrängte christliche Minderheit in Pakistan mit Ihrer Spende – online oder auf folgendes Konto:

Empfänger: KIRCHE IN NOT
LIGA Bank München

IBAN: DE63 7509 0300 0002 1520 02
BIC: GENODEF1M05

Verwendungszweck: Pakistan

Pakistan – Der gefährliche Alltag der Christen

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