Hohe Dunkelziffer
Beobachter nehmen an, dass die tatsächliche Zahl der Entführungen weit höher sein dürfte, da viele Taten nicht bei der Polizei gemeldet werden. Andere Studien nennen weit höhere Zahlen, die jedoch nicht im Einzelfall nachgeprüft werden können. Der Direktor der Kommission für Gerechtigkeit und Frieden der pakistanischen Bischofskonferenz, Emmanuel Yousaf, beschrieb gegenüber „Kirche in Not“ die gegenwärtige Lage: „Es gibt Gesetze, um gegen die Täter vorzugehen, aber sie werden zu wenig umgesetzt. Ein Grund dafür ist, dass diese Gewalt ausschließlich christliche oder hinduistische Frauen und Mädchen betrifft. Der Druck geht stark von der Gesellschaft in Pakistan und der muslimischen Seite aus. Sie setzen die Familien und die Mädchen unter Druck, und deshalb bleiben solche Taten oft unentdeckt.“
Ihr Entführer brachte sie in die 140 Kilometer entfernte Stadt Sargodha; dort wurde das Mädchen in einem Lieferwagen gefangen gehalten. „Ich habe mich gegen ihn gewehrt, aber er hat mir immer etwas ins Essen getan, und geschlagen hat er mich auch“, erzählt die junge Christin. Eine Woche später sprach ihr Entführer bei den lokalen Behörden vor. Er hatte Dokumente dabei, die belegen sollten, dass Mehwish zum Islam konvertiert sei und ihn geheiratet habe.
Nachdem ihre Eltern vom Aufenthalt und der Zwangsheirat ihrer Tochter erfahren hatten, wandten sie sich an die Einrichtung „Christians‘ True Spirit“, die sich für entführte christliche Mädchen einsetzt. Diese beantragte bei Gericht die Auflösung der Ehe – und bekam Recht. Behörden und Gerichte in Pakistan sind nach Angaben lokaler Gesprächspartner sensibler für Fälle von Zwangsverheiratungen und -konversionen geworden. Doch oft ziehen sich entsprechende Verfahren über Monate hin; das Martyrium der jungen Frauen geht in der Zwischenzeit weiter.
Seit rund einem Jahr lebt Mehwish in einer Unterkunft von „Christians‘ True Spirit“ in Lahore, in der sieben weitere Frauen Zuflucht gefunden haben. In ihre Familie kann sie aktuell noch nicht zurück: Oft werden die Entführungsopfer und ihre Angehörigen weiter bedroht oder sind sozial stigmatisiert.
„Ich habe mich geweigert, meinen christlichen Glauben aufzugeben“
Mewishs Mitbewohnerin Shumaim Lazir, ebenfalls 14, hat sich bereits für eine Schneiderlehre entschieden – trotz der traumatischen Erfahrungen, die sie Anfang 2022 durchleiden musste. Sie war in Rahwali, etwa 100 Kilometer von Lahore entfernt, drei Tage lang von zwei muslimischen Männern vergewaltigt worden. Einer der Täter, ein 36-Jähriger, befindet sich in Haft, der andere ist noch auf freiem Fuß. „Einer der Männer wollte mich heiraten, aber ich habe mich geweigert, meinen christlichen Glauben aufzugeben“, berichtet Shumaim.
„Kirche in Not“ hat in einem Anfang 2022 veröffentlichten Bericht Fälle von Zwangsverheiratungen und -konversionen christlicher Frauen und Mädchen in Pakistan, Ägypten, Irak, Syrien, Nigeria und Mosambik dokumentiert. Der Bericht trägt den Titel „Hört ihre Schreie“ und kann kostenlos bestellt werden unter: https://www.kirche-in-not.de/shop/hoert-ihre-schreie-broschuere/
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