Im Rahmen einer von KIRCHE IN NOT organisierten Internet-Konferenz sprachen Pius Tabat und Stephen Amos über diese schwierigen Tage.
„In der Nacht sind wir von Gewehrschüssen geweckt worden. Wir wussten nicht, was geschah. Als wir an die Tür kamen, hielt uns jemand ein Gewehr an den Kopf. Er nahm unsere Handys, Geräte und Wertsachen ab und forderte uns auf, mitzukommen. Wir liefen drei bis vier Stunden lang, ohne zu wissen, wohin. Später ließen sie uns auf Motorräder aufsteigen, und wir fuhren, bis wir am frühen Morgen an unserem Ziel ankamen.
Später forderten sie uns auf, Kontakt mit unseren Eltern aufzunehmen und sie darüber zu informieren, dass wir entführt worden waren. Während der Telefonate schlugen sie uns. Wir weinten vor Anspannung, während unsere Eltern am Telefon zuhörten. Dieser Ablauf wiederholte sich ungefähr zwei Wochen lang immer wieder. Immer wenn wir telefonierten, schlugen sie uns.
Die meiste Zeit des Tages saßen wir mit verbundenen Augen unter einem Baum. Wir konnten uns nicht hinlegen, der Rücken schmerzte, aber wir konnten nichts tun. Wir wurden weiter geschlagen: auf den Kopf, den Rücken, jedes beliebige Körperteil, jeden Tag ohne jedes Mitleid.
Wir bekamen Reis zu essen, den wir aus einem sehr schmutzigen Behältnis aßen. Mit demselben Behältnis holten sie Kraftstoff für ihre Motorräder, aus demselben Behältnis tranken wir Wasser aus einem Bach. Wir konnten das Motoröl sehen und schmecken, aber wir hatten keine andere Wahl. Manchmal gab es einmal am Tag zu essen, ganz selten zweimal. Unsere Kleidung wechselten wir nie.
Einer von uns wurde sehr krank. Sie nahmen ihn, ließen ihn am Wegesrand liegen und sagten jemandem, dass er ihn aufsammeln sollte. Zum Glück überlebte er.
Während dieser Tage fing einer der Kidnapper an, Fragen zu stellen, und Michael versuchte, ihm den christlichen Glauben zu erklären. Es kam der Punkt, an dem der Kidnapper darum bat, das Vaterunser gelehrt zu bekommen, und Michael brachte es ihm bei.
Vielleicht ist das irgendwie herausgekommen oder der Kidnapper hat es selbst weitergegeben. Sie kamen eines Abends und holten Michael. Wir dachten, er würde freigelassen, dass es eine gute Nachricht war. Wir konnten doch nicht ahnen, dass er an diesem Tag getötet werden würde!
Doch an diesem Tag wurden wir nicht getötet. Drei Tage später sagten sie uns, dass wir freigelassen werden. Das klang zu schön, um wahr zu sein – nach so vielen Tagen der Gefangenschaft, nach so viel Schmerz und Schlägen.
Sie fuhren uns auf ihren Motorrädern zu einer verlassenen Siedlung und setzten uns dort ab. Sie sagten uns, wir sollten so lange gehen, bis wir auf einen Mann treffen, der uns zum Priesterseminar zurückbringen würde. Wir fanden ihn, und er brachte uns auf seinem Motorrad zum Priesterseminar zurück. Wir waren frei.
Wir glauben nicht, dass es Zufall war, dass wir vier Tage nach seiner Ermordung freigelassen wurden. Es war, als ob sein Blut uns befreit hätte, als ob er den Preis für unsere Freiheit bezahlt hätte.
Unsere Familien waren glücklich, uns wiederzusehen, und dankten Gott für unsere Freilassung. Als sie von unserer Entscheidung erfuhren, unsere Ausbildung fortzusetzen, gab es keine Vorwürfe. Sie versuchten auch nicht, uns davon abzubringen.
Tatsächlich war es so, dass uns all das Geschehene ermutigte. Wenn Gott uns aus dieser Situation errettet hat, dann hat er noch viel mit uns vor. Wir fühlen uns ermutigt, an unserer Berufung festzuhalten.“
Empfänger: KIRCHE IN NOT
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