Eine der jungen Frauen, die am Ende der Generalaudienz am 8. März Papst Franziskus begegnen wird, ist Maryamu Joseph. Sie stammt aus Bazza im Bundesstaat Adamawa im Nordosten Nigerias. Die heute 19-Jährige war neun Jahre lang in der Hand der Terrorgruppe Boko Haram. Erst im Juli 2022 gelang ihr die Flucht. Im Interview mit „Kirche in Not“ erzählt sie ihre Geschichte.
Maryamu Joseph: Neun Jahre leben in Gefangenschaft, neun Jahre Folter, neun Jahre voller Qualen! Worte können dem nicht gerecht werden, was ich erlitten habe.
Wann und wo wurden Sie gefangen genommen?
Die Kämpfer von Boko Haram haben mein Dorf im Februar 2013 überfallen. Damals war ich sieben Jahre alt. Nach einem Massaker mit vielen Toten verschleppten sie 22 Christen. Drei Woche mussten wir laufen, bis wir am Ort unserer Gefangenschaft ankamen. Sie gaben mir einen muslimischen Namen: Aisha. Sie warnten uns, nicht wie Christen zu beten, sonst würden wir getötet. Als ich zehn war, wollten sie mich mit einem ihrer Chefs verheiraten, aber ich weigerte mich. Zur Strafe sperrten sie mich ein ganzes Jahr lang in einen Käfig. Einmal am Tag brachten sie mir etwas zu essen, und schoben es unter der Tür durch, ohne den Käfig ein einziges Mal zu öffnen.
Ja, im November 2019 nahmen sie zwei meiner Geschwister gefangen und brachten sie ebenfalls in das Lager. Sie töteten meinen Bruder direkt vor meinen Augen. Ein paar Tage später bekam ich schlimme Albträume und begann zu halluzinieren.
Wie ist Ihnen nach neun Jahren die Flucht gelungen?
Am 8. Juli 2022 war nachts alles ruhig im Lager. Alle schliefen, nur ich nicht und die Mitgefangenen, die mit mir in einer Hütte untergebracht waren. Wir beschlossen zu fliehen. Ich hatte Gewissensbisse wegen meiner jüngeren Schwester, die anderswo im Lager war. Aber ich stellte mir vor, den Rest meines Lebens gefangen bleiben zu müssen. Also musste ich gehen, egal was passierte. Wir schlichen uns aus dem Lager. Zwei Tage lang rannten wir, bis wir in die Stadt Maiduguri kamen. Ich brach ohnmächtig zusammen. Später wurde ich das Traumazentrum der Diözese Maiduguri gebracht.
Der Schmerz hat nachgelassen, seit ich in Maiduguri angekommen bin. Ich habe keine Halluzinationen mehr. Am Anfang konnte ich keine Männer in meiner Nähe ertragen. Mittlerweile habe ich gelernt, den Hass loszulassen. Ich bin nicht mehr so aggressiv wie am Anfang und verstehe mich gut mit meinen Therapeuten. Was meine Arbeit angeht, so möchte ich im Zentrum lernen, schöne Kleider, Taschen und Schuhe herzustellen.
Was erhoffen Sie sich für die Zukunft?
Im Moment denke ich nicht darüber nach. Ich möchte von dem Schmerz und der Qual, die ich fühle, befreit werden. Bald werde ich wieder in die Schule gehen können. Später würde ich gern einmal Jura studieren, um wehrlose Menschen zu verteidigen. Ich würde mich riesig freuen, wenn mein Wunsch in Erfüllung gehen würde.
Auf das Schicksal entführter und missbrauchter Frauen und Mädchen in Nigeria, Pakistan, Ägypten, Irak und andernorts macht eine Fallstudie von „Kirche in Not“ mit dem Titel „Hört Ihre Schreie“ aufmerksam. Sie kann bestellt und heruntergeladen werden unter: https://www.kirche-in-not.de/shop/hoert-ihre-schreie-broschuere/
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Empfänger: KIRCHE IN NOT
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Verwendungszweck: Nigeria
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