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Eine Stimme von KIRCHE IN NOT ist verstummt

Eine Stimme von KIRCHE IN NOT ist verstummt

Zum Tod unseres Kollegen Berthold Pelster (†58)

15.02.2021 aktuelles
Der gelbe Haftzettel klebt noch auf dem Buch, das er zu Beginn seiner Krankheit im Frühjahr 2020 einem Kollegen auf den Tisch gelegt hat: „Vielleicht von Interesse. Mit liebem Gruß Berthold“. Die Seiten durchgeackert, mit verschiedenen Farben markiert, mit Notizen versehen. Titel des Buches: „Verfolgte Christen. Einsatz für die Religionsfreiheit“.

 

Besser lässt sich nicht zusammenfassen, wie Berthold Pelster war und was er für KIRCHE IN NOT Deutschland war: Strukturiert, penibel genau – und herzlich. Der Einsatz für verfolgte Christen und Religionsfreiheit war SEIN Thema. 20 Jahre lang hat er für KIRCHE IN NOT gearbeitet und – es ist nicht übertrieben, das zu sagen – gelebt.

Berthold Pelster mit seinem Buch „Christen in großer Bedrängnis“.

Sein Beruf war Berufung

Berthold hat seinen Weg zu KIRCHE IN NOT selber als Berufungsweg beschrieben: Der studierte Volkswirt aus Coesfeld im Münsterland hatte einige Jahre in der Welt der Banken verbracht, auch in leitender Position. Doch Zahlen, Bilanzen und Statistiken füllten sein Leben auf Dauer nicht.

Berthold suchte zeitlebens mehr: Er wollte in einem gut-bildungsbürgerlichen Sinne verstehen, „was die Welt im Innersten zusammenhält“, wofür es sich zu leben, woran es zu glauben, worauf es sich zu hoffen lohnt. Antworten, die er mehr und mehr im katholischen Glauben fand.

Und bei KIRCHE IN NOT: Als die Leitung des damaligen Regionalbüros in Münster frei wurde, bewarb er sich erfolgreich auf die Stelle. Das war zur Jahrtausendwende, das auch zu einer Art inneren Lebenswende für ihn werden sollte.

Berthold Pelster im Europaparlament 2012.
Fast zehn Jahre war er in Münster Ein-Mann-Büro und „Selfmade-Bettler“ von KIRCHE IN NOT. Neben der Kontaktpflege zu den Wohltätern im norddeutschen Raum hat Berthold in dieser Zeit zahlreiche Bücher und Schriften verfasst.

Das entsprach seinem Wesen: Berthold war ein kommunikativer Mensch mit engelsgleicher Geduld.

Am Schreibtisch aber konnte er sich regelrecht „eingraben“ in Themen und Bücher. Da war ihm auch kein theologisches oder wissenschaftliches Werk zu schwer. Dass die Beschäftigung mit religiösen Themen für ihn nicht nur Kopfsache war, das kann jeder bezeugen, der ihn in der Hauskapelle von KIRCHE IN NOT beten gesehen hat.

Im Gespräch mit Gästen aus der Weltkirche.

Gefügt und Glück gefunden

Berthold war es immer wichtig – da war er ganz Volkswirt und Banker –, dass Fakten und Zusammenhänge detailgetrau wiedergegeben werden. Er hatte immer viele Fragen, und war sehr enttäuscht, wenn diese nur oberflächlich oder gar nicht beantwortet wurden.

2019 mit Hermann Gröhe MdB, Beauftragter für Kirchen und Religionsgemeinschaften der CDU/CSU-Fraktion.
Hunderttausende Fragen hat er auch gestellt als Moderator der Sendereihen „Weitblick“ und „Spirit“ im Rahmen der Fernseharbeit von KIRCHE IN NOT. Dazu musste er 2009 von Münster nach München übersiedeln, nachdem das Regionalbüro aufgelöst worden war. Er freute sich auf den Neuanfang. Weniger leicht fiel ihm dagegen die Herausforderung, regelmäßig vor der Kamera und im Scheinwerferlicht zu stehen.

Aber Berthold fügte sich, und fand auch in München seine Berufung – beruflich wie privat: Hier lernte er seine Frau Renate kennen und lieben. Sie war ihm Seelengefährtin und Stütze, wie die Monate der schweren Krankheit einmal mehr gezeigt haben.

Mit der Sendung „Weitblick“ zu weltkirchlichen und „Spirit“ zu geistlichen Themen waren auch Bertholds beide große Leidenschaften wieder vereint. Er war eine verlässliche und unerschöpfliche Quelle, was die Situation verfolgter Christen in zahlreichen Ländern der Welt angeht. Sein Wissen floss auch in die Studie „Christen in großer Bedrängnis“ ein, die die Situation verfolgter Christen in Brennpunktländern schilderte und die er fünfmal in völliger Allein- und Kleinarbeit erstellt hat. Auch auf Ebene von KIRCHE IN NOT (ACN) International hat er zuletzt im Herausgeberkomitee mitgearbeitet. Wegen seiner hohen Expertise zum Thema Religionsfreiheit war er auch immer wieder als Interviewpartner gefragt, vor allem aber als Vortragsredner, was ihn zu Pfarreien, Gebetskreisen und ökumenischen Gruppen in ganz Deutschland führte.Berthold war über Jahre eines der bekanntesten Gesichter von KIRCHE IN NOT Deutschland. Viele Wohltäter schätzten seine ausgeglichene und freundliche Art. Er freute sich und es machte ihn stolz – auch wenn er das wahrscheinlich nicht zugegeben hätte –, wenn er bei Veranstaltungen oder auf Infoständen erkannt und angesprochen wurde: „Sie kenne ich aus dem Fernsehen!“ „Sie reden immer so angenehm!“

Im Gespräch auf dem Katholikentag Leipzig 2017.

Bereit und vertrauend im Sterben

Angenehm, auch das ist keine Übertreibung, war auch die Zusammenarbeit mit Berthold. Von Natur aus eher abwartend und abwägend, konnte seine innere Gefühlslage nur erahnen, wer ihn länger kannte. Es ging ihm nicht um die Person, nicht um Alltagskleinklein, es ging um die Sache. Und was diese „Sache“ für ihn bedeutete, brachte er noch in den Monaten seiner Krankheit auf den Punkt: „Ich habe mit dem Herrgott einen Deal. Wenn ich noch eine Million für KIRCHE IN NOT sammeln soll, dann bleibe ich hier. Wenn er es anders bestimmt, bin ich auch bereit.“

Dass diese Bereitschaft angesichts einer aggressiv voranschreitenden Krebserkrankung so plötzlich und so schnell von ihm gefordert sein sollte, hat ihn wohl auch innerlich erschreckt. Aber er ging bis zuletzt bewusst, gottergeben und vertrauend seinen letzten irdischen Weg.

Nun ist er am Tag des heiligen Valentin, dem 14. Februar 2021, auf der anderen Seite angelangt. Viel zu früh, auch wenn sein Sterben Erlösung war. Wir trauern um ihn und vertrauen darauf: Dass er vom Himmel aus das Werk von KIRCHE IN NOT unterstützt. Ruhe in Frieden, Berthold!