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Mosambik: Massaker an Jugendlichen und Angriffe auf Kirchen

Mosambik: Massaker an Jugendlichen und Angriffe auf Kirchen

28.04.2020 aktuelles
„Der Herr des Lebens zeige den Menschen in Asien und Afrika seine Nähe, die schwere humanitäre Krisen durchmachen, wie etwa in der Region Cabo Delgado im Norden Mosambiks“, sagte Papst Franziskus in seiner Osterbotschaft.

 

Er ist einige der wenigen internationalen Persönlichkeiten, die sich öffentlich zur terroristischen Gewalt in dieser Provinz im Norden Mosambiks geäußert haben – eine Tragödie, von der viele Menschen nichts wissen.

 

Tragödie abseits der Medien

Seit 2017 kommt es in der Region zu terroristischen Gräueltaten; Hintergründe und Urheber bleiben im Dunkeln. Maria Lozano (KIRCHE IN NOT) sprach mit Bischof Luiz Fernando Lisboa aus Pemba, das in der Provinz Cabo Delgado liegt, über die aktuelle Situation. Sie hat sich über die Ostertage nochmals verschlimmert.

Luiz Fernando Lisboa (Bischof von Pemba/Mosambik).
MARIA LOZANO: Vor ein paar Wochen haben Sie über Angriffe auf die Stadt Mocímboa da Praia im Norden Ihrer Diözese berichtet. Wie ist die Lage dort heute?
BISCHOF LUIZ FERNANDO LISBOA:
In den vergangenen Monaten wurden nicht nur Mocímboa da Praia, sondern auch in zwei anderen wichtigen Ortschaften Anschläge verübt. In Mocímboa da Praia ist die Lage zurzeit unter Kontrolle, aber leider hat es viele Plünderungen gegeben.

 

Während der Angriffe sind viele Menschen aus der Stadt geflohen und haben im Wald Zuflucht gesucht. Einige Kriminelle haben dies ausgenutzt, um die Häuser zu plündern. Am 20. April wurde einer dieser Diebe gefasst und von der Bevölkerung gelyncht. Leider führt dieses Klima des Terrors zu Unsicherheit und zunehmender Kriminalität.

 

Überfall auf eine Kirche am Karfreitag

Am Karfreitag wurde die Missionsstation im Dorf Muambula angegriffen. Was ist dazu bekannt?
Die Angreifer überfielen die Kirche und steckten mehrere Kirchenbänke sowie das aus schwarzem Holz gefertigte Bildnis der Muttergottes in Brand. Sie zerstörten auch ein Bild des Heiligsten Herzens Jesu, dem die Pfarrei geweiht ist. Glücklicherweise konnten sie nicht die ganze Kirche in Brand stecken, sondern nur die Kirchenbänke.

Bischof Luiz Fernando Lisboa segnet Gläubige bei einem Pastoralbesuch (Foto: Leandro Martins).
War dies der erste Anschlag auf eine Kirche?
Es wurden bereits sechs Kapellen bereits angegriffen und niedergebrannt. Auch auf Moscheen wurden Brandanschläge verübt. Allerdings sind in jüngerer Zeit offensichtlich die christlichen Kirchen die Hauptziele.

 

Stimmt es, dass es in einem der Dörfer des Distrikts Muidumbe zu einem Massaker gekommen ist?
Ja, am 7. April in Xitaxi. Zu unserer großen Trauer wurden dort 52 junge Menschen niedergemetzelt, als sie sich weigerten, sich den Aufständischen anzuschließen. Für uns sind sie Märtyrer des Friedens, weil sie es abgelehnt haben, sich am Krieg zu beteiligen und deshalb ihr Leben verloren haben.

Der ausgebrannte Altarraum der Herz-Jesu-Kirche in Muambula nach einem Brandanschlag am Karfreitag 2020.
Warum ist Mosambik zum Schauplatz des islamistischen Terrors geworden?
Ich würde nicht behaupten, dass Mosambik ein Schauplatz des islamistischen Terrors ist. Die jüngsten Anschläge sind vermeintlich vom sogenannten „Islamischen Staat“ verübt worden, aber es bestehen weiterhin Zweifel daran.

 

Einige meinen, dass eine lokale Gruppe dafür verantwortlich ist, die den Namen des Islamischen Staates benutzt. Wir wissen auch nicht, was hinter all dem steckt, glauben aber, dass es um natürliche Ressourcen geht.

 

Gewalt von unbekannten Tätern

Aber sind die Beteiligten an diesen Terrorakten überall dieselben? Woher kommen sie?
Wir haben bemerkt, dass die Terroristen in der Vergangenheit nur einen Anschlag an je einem Ort verübt haben. Nun sind sie dazu übergegangen, mehrere Angriffe gleichzeitig durchzuführen. Viele Berichte besagen, dass ein Teil von ihnen Mosambikaner sind und die anderen aus Tansania und anderen Ländern kommen.

Bei der Feldarbeit in Mosambik.
Haben die Anschläge eine religiöse Komponente?
Von Anfang an haben sich die muslimischen Führer von den Anschlägen distanziert. Sie haben erklärt, mit all dem nichts zu tun zu haben. Sie wollen keine Gewalt.

 

Sowohl in Cabo Delgado als auch im übrigen Mosambik haben wir nie Probleme zwischen den Religionen gehabt. Wir haben viele gemeinsame Aktivitäten unternommen: Gebete, Erklärungen und Märsche für den Frieden.

 

„Mitgefühl vor allem für junge Menschen”

Was unternimmt die Regierung in Mosambik, um die Situation zu entschärfen?
Sie hat verstärkt Verteidigungskräfte entsandt. Allerdings gibt es darunter viele junge Leute, die dort aus reiner Pflicht sind. Wenn es dann zu einem Angriff kommt, desertieren viele. Sie sind schlecht auf den Kampf vorbereitet und kaum in der Lage, mit dieser Situation umzugehen.

Ich empfinde schreckliches Mitleid mit den jungen Menschen, denn viele haben bereits ihr Leben verloren.

Gottesdienst im Freien in Mosambik.
In seiner Osterbotschaft hat der Heilige Vater über Mosambik gesprochen. Er ist eine der wenigen Stimmen, die das Schweigen brechen.
Es war für uns sehr wichtig, dass der Papst die humanitäre Krise in Cabo Delgado angesprochen hat, weil es hier eine Art „Verschwiegenheitsgesetz“ gibt.

 

„Die Lage ist sehr ernst”

Was meinen Sie damit?
Die Lage ist sehr ernst, weil nicht frei gesprochen werden kann. Einige Journalisten wurden verhaftet; bei vielen Reportern wurden die Kameras konfisziert. Es ist wichtig, dass bekannt wird, was vor sich geht, und dass internationale Organisationen tätig werden.

Die Menschen hier haben sehr viel gelitten; es gibt Hunderte von Toten. In unserer Provinz haben wir mehr als 200 000  Vertriebene. Es ist eine Ungerechtigkeit, die zum Himmel schreit. Die Menschen hier haben sehr wenig, und das Wenige, das sie haben, geht durch diesen Krieg verloren.

KIRCHE IN NOT unterstützt die schwierige Mission der Kirche in Mosambik. Unser Hilfswerk fördert zum Beispiel die Ausbildung von Priestern und Ordensleuten, finanziert Fahrzeuge für die Seelsorge, fördert den Bau und die Renovierung von Kirchen und unterstützt die kirchliche Friedensarbeit.

 

Um das Überleben der Christen in Mosambik weiterhin sichern zu können, bittet KIRCHE IN NOT um Spenden – online oder auf folgendes Konto:
Empfänger: KIRCHE IN NOT
LIGA Bank München

IBAN: DE63 7509 0300 0002 1520 02
BIC: GENODEF1M05

Verwendungszweck: Mosambik

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