In Maria Schoßberg wird die Schmerzhafte Muttergottes verehrt, die Mutter der sieben Schmerzen, die Sedembolestna, wie sie die Slowaken anrufen. Die Entstehung dieses später so bedeutenden Wallfahrtsortes ist eine ungewöhnliche Geschichte und beginnt mit einem Ehestreit, bei dem der Graf Emerich Czobor seine zankende Ehefrau Angelika kurzerhand samt ihrer Zofe aus der Kutsche warf und allein weiterfuhr. Die entsetzte Gräfin gelobte Besserung und versprach in ihrer Hilflosigkeit, der Gottesmutter eine Statue zu errichten, wenn sich der Graf wieder versöhne bzw. sie erst einmal aus der Einöde abhole. Der heißblütige Mann tat es und ließ den Kutscher bald umkehren, um die Damen zu holen.
Als er von dem Gelöbnis seiner Frau hörte, beauftragte er einen Schnitzer aus der Umgebung, aus dem Holz eines Birnbaumes ein Bild der Schmerzhaften Muttergottes zu schnitzen, das dann in einer dreieckigen und daher Triangel genannten Kapelle aufgestellt wurde. Das soll im Jahre 1464 geschehen sein. In dieser ersten Kapelle blieb die Statue fast 100 Jahre, ehe man sie wegen der Türkengefahr vorübergehend im nahen Schloß in Sicherheit brachte, dann aber nach der endgültigen Vertreibung der Türken aus Ungarn wieder in der Kapelle aufstellte.
Anfang des 18. Jahrhunderts mehrten sich in Schoßberg plötzlich die Gebetserhörungen. Es strömten so viele Verehrer Mariens herbei, dass die kirchlichen Behörden eine kanonische Untersuchung einleiteten, die damit endete, dass im Jahre 1732 der Reichsprimas des Königreiches Ungarn der Statue den Titel eines wahren Gnadenbildes zuerkannte. Damals, 1732, kamen allein bei zweihundert Prozessionen fünfundzwanzigtausend Pilger nach Maria Schoßberg. Die Wallfahrtsseelsorge wurde dem damals im ganzen Reich der Stephanskrone bedeutenden Orden der Pauliner übertragen (die z. B. noch heute Tschenstochau betreuen). 1733 begann der Orden mit dem Bau der großartigen Kirche, die 1764, nach 31 Jahren Bauzeit, vollendet wurde, also zum 300. Jahrestag des Gelübdes der Gräfin Angelika. Kaiserin Maria Theresia war damals oft in Schoßberg und beschenkte die Kirche. Doch schon 1786 hob ihr Sohn Kaiser Josef II. den Paulinerorden im ganzen Habsburgerreich auf. Die Wallfahrtskirche wurde nun Pfarrkirche und entging im Gegensatz zu vielen anderen dadurch der Zerstörung. Allerdings verschwanden damals die wertvolle Bibliothek und das Archiv mit Urkunden und Dokumenten zur Geschichte der Wallfahrt und der Gebetserhörungen.
In den letzten Jahren der kommunistischen Herrschaft erlebte die Wallfahrt auch hier einen Aufschwung. Am Fest der Sieben Schmerzen Mariens, am 15. Und 16. September 1984, kamen 50.000 Pilger, darunter 30.000 Jugendliche, die wesentliche Teile der Wallfahrt gestalteten. Diese begann am Samstagabend um 21 Uhr mit Kreuzweg und anschließendem Rosenkranz. Einzelne junge Menschen gaben zu jeder Kreuzwegstation und jedem Rosenkranzgebet Einführungen.Gebet, Gesang und stille Anbetung dauerten bis zum morgendlichen Jugendgottesdienst um 8.30 Uhr. Um 10.30 Uhr zelebrierte der damalige Bischof Julius Gabris von Tyrnau (Tmava) mit zahlreichen anderen Priestern das Pontifikalamt.
Bischof Gabris forderte damals in seiner Festpredigt die Slowaken auf, sich selbst, ihre Familien, Gemeinden und Diözesen möglichst täglich erneut der Muttergottes zu weihen, in Vorbereitung auf das Jubiläum des 1100. Todestages des heiligen Slawenapostels Methodius 1985. Dann – so hoffte der Bischof – werde Papst Johannes Paul II. selbst kommen und die Slowaken der Muttergottes weihen. Für diesen Papstbesuch sei während der Wallfahrt immer wieder gebetet worden, berichteten Augenzeugen.
Damals konnte der Papst noch nicht die Einladung annehmen und nach Maria Schoßberg kommen. Die erste Reise in die Tschechoslowakei war erst 1990 nach Prag, Velehrad und Preßburg möglich und dann 1995 auch nach Maria Schoßberg, wo nach der Wende die im Jahre 1950 vertriebenen Salesianer 40 Jahre später wieder in ihr Kloster zurückkehren konnten.
26 Jahre nach Johannes Paul II. wird nun Papst Franziskus am Fest der Schmerzen Mariens mit den Bischöfen des Landes am nationalen Wallfahrtsort beten und danach auf der Ebene vor der Basilika von den Sieben Schmerzen Mariens zum Volk sprechen.
Prof. Dr. Rudolf Grulich (aktualisiert von Volker Niggewöhner)
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