Obwohl der Papst 1995 eigens nach Olmütz kam, um Sarkander heilig zu sprechen, ist er ein unbekannter Heiliger geblieben, sozusagen eines der „böhmischen Dörfer“ im Heiligenkalender der Kirche. In Mähren wurde er aber schon vor der Seligsprechung sehr verehrt: Es gibt Andachtsbilder, die Johannes Nepomuk im Kreise anderer Heiliger zeigen, die Johannes heißen: Johannes der Täufer, Johannes der Evangelist, Johannes Chrysostomus und Johannes von Damaskus.
Johannes Sarkander stammt aus dem schlesischen Skotschau, das heute in Polen liegt. Dort wurde er 1576 geboren. Bei der Familie seines älteren Bruders Paul lebte Johannes Sarkander nach dem Tode seines Vaters in Freiberg bei Neutitschein (tschechisch Přibor). Als er sich 1597 an der Universität Olmütz einschrieb, vermelden die Annalen: Johannes Sarkander, ein Mährer aus Freiburg (Priborensis Moravus). Er studierte Theologie in Olmütz und Graz, ließ sich aber erst 1609 zum Priester weihen.
Solch ein Kosakentrupp von 4.000 Reitern zog Anfang Februar 1620 über Schlesien und Mähren nach Wien, wobei die Soldaten überall auf dem Weg plünderten. Am 6. Februar näherten sich diese Kosaken auch Holleschau, von wo aus ihnen Sarkander mit dem Schlosskaplan und seinen Gläubigen in einer feierlichen Prozession in Richtung Hullein entgegenzog.
Johannes Sarkander trug an der Spitze der Prozession eine Monstranz mit dem Allerheiligsten. Als die Soldaten die Prozession und den Priester mit der Monstranz sahen, stiegen sie von den Pferden und knieten nieder. Sie umritten dann Holleschau und sprengten bis Wien durch. Dieses Ereignis wurde Sarkander von den Protestanten zum Vorwurf gemacht. Sie behaupteten, er habe mit den Kosaken im Einverständnis gestanden, ja er habe sie bei seiner Reise nach Tschenstochau sogar angeworben.
Hier wurde er beim Verhör mehrfach gefoltert, damit er aussage, er habe die Kosaken geholt. Während der Haft und der Folter war auch der evangelische „Winterkönig“ Friedrich von der Pfalz in Olmütz. Unter anderem wurde von ihm beim Verhör am 18. Februar 1620 verlangt, das Beichtgeheimnis zu verletzen und die Inhalte der Beichten seines Herren von Lobkowicz bekannt zu geben.
Prof. Rudolf Grulich, Kirchenhistoriker
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