KIRCHE IN NOT: Herr François-Marsal, Sie haben kürzlich Burundi besucht. Wie ist das Leben in dem ostafrikanischen Land?
MAXIME FRANCOIS-MARSAL: Seit mindestens 500 Jahren leben die Völker der Twa, Hutu und Tutsi zusammen auf dem Gebiet des heutigen Burundi. Die ethnischen Gruppen sind nicht klar voneinander abgrenzbar, denn sie sprechen dieselbe Sprache, haben dieselbe Religion und ähnliche Sitten und Bräuche. Burundi hat jedoch eine sehr leidvolle Geschichte voller Massaker, Morde, sozialer Konflikte und Gewalt und ist davon geprägt.
Dennoch hat der christliche Glaube im Land keine tief reichenden Wurzeln. Er ist erst vor knapp 125 Jahren angekommen. In Burundi sind zwar zahlreiche neue religiöse Bewegungen entstanden, doch diesen Gemeinschaften mangelt es oft ganz allgemein an Kenntnissen über das religiöse Leben und über den christlichen Glauben. Das ist eine Herausforderung.
Was ist Ihnen an diesen religiösen Traditionen aufgefallen?
Burundi ist noch stark in seinen kulturellen Wurzeln verhaftet. Beispielsweise fürchten die Menschen bis heute die Toten, denn sie glauben, deren Seele könne das Dasein der Lebenden beeinflussen. Auch der rituelle Tanz mit der Königstrommel, Burundis berühmte Trommeltradition, die in die Liste des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen worden ist und Fruchtbarkeit, Erneuerung und Respekt für die Monarchie symbolisiert, wird in der Liturgie eingesetzt.
Zudem ist das Trommeln in Burundi ein Symbol der Würdigung. Daher ist es nicht ungewöhnlich, dass Tabernakel auf Trommeln gestellt werden. Auch als der Präsident von Burundi den Heiligen Stuhl besuchte, war sein Geschenk an den Papst eine Trommel.
Bei meiner Burundireise habe ich eine Kirche besucht, die von den Gläubigen eigenhändig gebaut worden war. Obwohl Burundi eins der ärmsten Länder der Welt ist, in dem über 80 Prozent der Bevölkerung in Armut leben, sind die Menschen sehr großzügig, kirchlich engagiert und wollen religiöse Erfahrungen machen, die ihr tägliches Leben verändern.
Seit einigen Jahren gibt es in Burundi einen Höchststand bei den Berufungen zum geweihten Leben und zum Priestertum. Es gibt viele Bewerbungen für das Priesterseminar; sie steigt von Jahr zu Jahr. Doch aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage können die Seminare nicht alle Kandidaten aufnehmen. Darum ist die Zahl neuer Bewerber auf dreizehn begrenzt.
Mehrere Frauenkongregationen wirken erfolgreich in Burundi. Die erste weibliche Ordensgemeinschaft, die der Schwestern Bene Tereziya, ist schon eine Kongregation päpstlichen Rechts geworden. Die Schönstätter Marienschwestern und die Schönstatt-Patres arbeiten seit den 1960er-Jahren in Burundi. Sie alle stärken die Bildung von Kindern und Jugendlichen, lehren die Grundlagen des Katechismus, organisieren sportliche und kulturelle Aktivitäten.
Der Präsident der Republik Burundi, Évariste Ndayishimiye, hat im März 2022 bei seinem Besuch bei Papst Franziskus bestätigt, dass die Katholische Kirche eine wichtige Rolle im Friedensprozess und bei der Versöhnung des burundischen Volkes gespielt hat und dass diese Bemühungen Früchte getragen und zu einem fragilen Frieden geführt haben.
Was die Religionsfreiheit anbelangt, sind die Aussichten zwar weiterhin unverändert, aber innere Spannungen und die äußeren Umstände drohen die Menschenrechte insgesamt zu beeinträchtigen. Besondere Aufmerksamkeit muss daher insbesondere dem Prozess der Erziehung und Ausbildung derjenigen gewidmet werden, die später das kirchliche Leben und die Entwicklung des Landes aktiv gestalten werden.
Es besteht jedoch die zunehmende Gefahr, dass es aus politischen Gründen zu Gewalt im Land kommt. In Burundi herrscht überall ein Klima des Misstrauens, sogar unter Freunden und bei Familien. Mir wurde gesagt, dass die Menschen niemals Freunde zu sich nach Hause einladen, weil sie fürchten, dass diese dann ihr Haus kennen und Jagd auf sie machen könnten, wenn der nächste Bürgerkrieg ausbricht.
Aus diesem Grund unterstützt KIRCHE IN NOT Projekte zur Förderung und zum Schutz katholischer Familien. Unser Vorgehen zielt darauf ab, die Frohe Botschaft im Herzen der Menschen zu verankern, damit sie der Versuchung der Gewalt widerstehen können.
Empfänger: KIRCHE IN NOT
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BIC: GENODEF1M05
Verwendungszweck: Burundi
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