Konflikt zwischen Sprachgruppen verschlimmert sich
27.10.2022•aktuelles
Die neun Christen, die am 16. September im Südwesten Kameruns verschleppt worden waren, sind frei. Das gab die Diözese Mamfe dem weltweiten päpstlichen Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN) bekannt. Die Freilassung sei bereits am 23. Oktober erfolgt; nach Angaben eines der Entführungsopfer sei kein Lösegeld geflossen.
„Ich bin all jenen dankbar, die sich uns angeschlossen haben, um für die Sicherheit und die Freilassung unserer Brüder und Schwestern zu beten“, teilte Bischof Aloysius Fondong Abangalo mit. Milizen hatten bei einem Überfall auf das Dorf Nchang nahe der Grenze zu Nigeria am 16. September die Kirche St. Maria niedergebrannt und fünf Priester, eine Ordensschwester und drei weitere Gläubige verschleppt.
„Unmenschliche Freiheitsberaubung“
Ein Video, das über verschiedene Medien verbreitet wurde und während der Geiselhaft entstand, zeigt die Gruppe in einem sehr schlechten Zustand. Eine der Geiseln bittet um Hilfe. Nach lokalen Angaben soll der Clip vor rund zwei Wochen entstanden sein, als bereits Verhandlungen über die Freilassung liefen.
In seinem Schreiben bezeichnete Bischof Fondong Abangalo „die Freiheitsberaubung unserer Brüder und Schwestern“ als „unmenschlich“ und verurteilte die Entweihung der Marienkirche von Nchang. In Kamerun schwelt ein blutiger Konflikt zwischen der französischsprachigen Mehrheit und der englischsprachigen Minderheit. Die Bevölkerung in den englischsprachigen Regionen im Westen des Landes fühlt sich von der Regierung benachteiligt.
Konflikt zwischen Sprachgruppen
Der Konflikt verschlimmerte sich seit 2016, als die englischsprachigen Regionen eine Rückkehr Kameruns zum föderalen Regierungssystem forderten, um mehr Selbstständigkeit und politischen Einfluss zu erhalten. Separatisten riefen eine „Republik Ambazonien“ aus, die auch unter dem Namen „Förderale Republik Südkamerun“ firmiert. In der Folge kam es zu brutalen Kämpfen zwischen Regierungstruppen und dem militärischen Arm der anglophonen Aufständischen, den sogenannten „Amba Boys“.
Die katholische Kirche, der etwa ein Viertel der rund 26 Millionen Einwohner Kameruns angehören, hat versucht, zwischen Regierung und Aufständischen zu vermitteln. Diese Versuche sind jedoch bislang gescheitert. Die Kirche wurde von den Konfliktparteien jeweils beschuldigt, auf der Seite des Gegners zu stehen. Der Überfall auf die Kirche und die Entführung der neun Christen in Nchang soll jedoch nach Angaben lokaler Projektpartner von „Kirche in Not“ das erste Mal gewesen sein, dass die Rebellen gezielt gegen die Kirche und ihre Gläubigen vorgingen.
In den vergangenen fünf Jahren hat „Kirche in Not“ 24 Einzelprojekte in Kamerun gefördert, darunter auch ein Programm zur Friedenserziehung für Jugendliche. Unterstützen Sie die Friedensarbeit der Kirche in Kamerun mit Ihrer Spende – online unter: www.spendenhut.de oder auf folgendes Konto:
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Verwendungszweck: Kamerun
Bischof Aloysius Fondong Abangalo bringt das Allerheiligste nach dem barbarischen Akt in Sicherheit