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Hl. Johann Nepomuk Neumann: Apostel der Neuen Welt

Hl. Johann Nepomuk Neumann: Apostel der Neuen Welt

05.01.2021 aktuelles
Die Welt kennt ihn als einen großen Missionar und Bischof von Philadelphia. Weniger bekannt sind seine Wurzeln. Am 28. März 1811 wurde Johann Nepomuk Neumann in Prachatitz (Prachatice) im Böhmerwald geboren, 1963 wurde er selig-, 1977 heiliggesprochen. Sein Gedenktag ist der 5. Januar.

 

Der Vater des Heiligen war von Beruf Strumpfwirker und erst 1802 aus dem unterfränkischen Obernburg am Main ausgewandert. Er hatte sich in Prachatitz, etwa 45 Kilometer westlich von Budweis, niedergelassen. Johann Nepomuk war das vierte von sieben Kindern.

Statue des hl. Johann Nepomuk Neumann in Prachatitz
Er besuchte von 1818 bis 1823 die Elementarschule seiner Vaterstadt, ehe er auf das von Piaristen geleitete Gymnasium nach Budweis kam. In seinem “Lebenslauf”, den er am Tag vor seiner Bischofsweihe aufschrieb, berichtete er, wie josefinisch geprägt seine Studienzeit war – auf dem Gymnasium ebenso wie in der Philosophie, wo auf dem Budweiser Lyzeum Zisterzienser des Stiftes Hohenfurt seine Lehrer waren.

 

Während seines Theologiestudiums in Prag wurde er mit Schriften der Leopoldinen-Stiftung in Wien bekannt. Diese Stiftung war der älteste Missionsverein im deutschsprachigen Raum, benannt nach der Prinzessin Leopoldine, die als Frau des brasilianischen Kaisers Pedro I. starb. So reifte sein Entschluss, nach Nordamerika zu gehen.

Auch eine Straße ist in Prachatitz nach dem Heiligen benannt.
Weil die Diözese Budweis damals aufgrund von Priesterüberschuss keine Neupriester brauchte, wurde Neumann nach Abschluss seiner Studien nicht zur Priesterweihe zugelassen. So nahm er am 11. Februar 1836 Abschied von der Heimat und reiste zu Fuß nach Frankreich, um am 20. April von Le Havre aus nach New York zu segeln. Die Leopoldinenstiftung bezahlte ihm die Reise, denn in Nordamerika suchte man Priester für die deutschen Auswanderer. Am Fronleichnamstag 1836, am 2. Juni, geht Neumann in New York an Land; am 24. Juni wird er zum Diakon und einen Tag später von Bischof John Dubois zum Priester geweiht.

 

In der Wildnis bei Buffalo am Eriesee (US-Bundesstaat New York) beginnt er unter Einwanderern und Indianern seine priesterliche Tätigkeit, über die wir durch Briefe in die Heimat gut unterrichtet sind. Armut, Mühe und Enttäuschung bestimmen sein Leben im Gebiet der Niagarafälle. 1839 kommt sein Bruder Wenzel nach.

Im November 1840 tritt Johann Neumann bei den Redemptoristen ein, sein Bruder Wenzel folgt ihm als Ordensbruder. In seinem Lebenslauf schreibt Johann Neumann: “Ich selbst war nie ein rechter Novize, denn als ich in unsere liebe Kongregation eintrat, gab es noch keinen Novizenmeister und kein Noviziat in Amerika. Aber ich habe desungeachtet viele Erfahrungen gemacht und viele Versuchungen kennen gelernt, mit denen der alte Feind die Rekruten des hl. Alfonsus heimsucht.”

“Passio Christi Conforta Me – Leiden Christi, stärke mich!”, war der Wahlspruch für sein Bischofswappen.
Die Chronik des Noviziates vermerkt: “Dieser erste Novize unserer amerikanischen Provinz genoss nicht den regelmäßigen Unterricht und die sorgfältige Leitung eines geordneten Noviziates, dennoch ward er sogleich mit den Arbeiten reifer Ordensmänner betraut, und zeichnete sich aus durch treue Beobachtung der Ordensregeln, durch Liebe zur Kongregation und durch große Tugenden.”

 

Video von der Heiligsprechung Johann Nepomuk Neumanns:

Seine erste Pfarrstelle nach dem Ablegen der Gelübde war die Seelsorge an der Alfonsus-Kirche in Baltimore (US-Bundesstaat Maryland), wo es damals 4000 deutsche Katholiken gab. Bald wurde er Stellvertreter des Provinzials; er betreute die Armen Schulschwestern Unserer Lieben Frau, die von München nach Nordamerika gekommen waren und die ihn heute “als unseren Gründer in Amerika verehren”.

Pater Neumann ließ Kirchen bauen und Schulen gründen, er predigte und hörte Beichte in sieben Sprachen. Er schrieb einen deutschen “Kleinen Katechismus”, der 30 Auflagen erlebte, ein größerer englischer wurde 18-mal nachgedruckt.

Die dreisprachige Gedenktafel und ein Bild von Johann Neumann an seinem Geburtshaus. Er war der erste Heilige des nordamerikanischen Kontinents.
An seinem 41. Geburtstag, am Passionssonntag 1852, wurde er zum Bischof von Philadelphia geweiht. Als Wahlspruch für sein Bischofswappen wählte er “Leiden Christi, stärke mich!”

Als Schulbischof, der 100 Pfarrschulen gründete, ging Neumann in die Geschichte des amerikanischen Katholizismus ein. Er ließ 50 Kirchen bauen, gründete eine franziskanische Schwesterngemeinschaft und hielt Diözesansynoden.

Im Alter von 49 Jahren brach er gesundheitlich zusammen und starb am 5. Januar 1860. Sein Begräbnis war die größte Feier, die Philadelphia bis dahin erlebt hatte, so zahlreich waren die Menschen gekommen. Seine Bedeutung für die katholische Kirche in Nordamerika kann kaum überschätzt werden.

Prof. Dr. Rudolf Grulich und die Oberin der Borromäerinnen, die im Geburtshaus des heiligen Johann Neumann ein kleines Kloster betreuen.
Schon 1886 wurden in Budweis und Philadelphia, 1895 in Rom der Seligsprechungsprozess eingeleitet. 1963 erfolgte die Selig- und 1977 die Heiligsprechung. An ihr nahmen meist Sudetendeutsche und Amerikaner, aber nur wenige Exiltschechen teil, da in Böhmen Kirchenverfolgung herrschte.

Erst seit der Wende 1990 ist auch in Prachatitz Bischof Johann Neumann kein Unbekannter mehr: Die deutschen Bewohner waren dort nach dem Zweiten Weltkrieg vertrieben worden, die Neuansiedler wussten kaum etwas von dem großen Sohn der Stadt.

Heute erinnert am Geburtshaus in der Neumann-Straße eine Gedenktafel an ihn. Das Haus hatte die ältere Schwester des Bischofs geerbt, die bei den Borromäerinnen eintrat. Das Geburtshaus wurde ein kleines Kloster, das heute wieder von diesem Orden betreut wird. Zum 40. Jahrestag der Heiligsprechung Neumanns eröffnete die Kongregation der Schwestern der Barmherzigkeit in Zusammenarbeit mit der Stadt und den römisch-katholischen Pfarreien von Prachatice 2017 auch eine Galerie im Neumanneum

Prof. Dr. Rudolf Grulich

Das Geburtshaus, auch Neumanaeum genannt.

- Hl. Papst Johannes Paul II. (als Kardinal)

Lieder zu seinen Ehren:

Im sudetendeutschen Beiheft zum Gotteslob gibt es Lieder zu seinen Ehren, die seit der Selig- und Heiligsprechung gesungen werden. Schon bei der Seligsprechung wurde erstmals in Rom auf die Melodie des Liedes “Ihr Freunde Gottes allzugleich” das folgende Lied zu Ehren des neuen Seligen gesungen:

1. Johannes, unser Schutzpatron
des schönen Böhmerwaldes Sohn,
Du liebtest Deine Heimat tief,
als Gott Dich in die Ferne rief.
Hilf allen, die vom Heimatland,
vertrieben sind durch Menschenhand,
halt sie in Gottes Gnadenstand.

2. Gott rief Dich in sein weites Feld
du hast Dich ihm bereitgestellt,
Du hast Dein Leben nicht geschont,
er hat Dich überreich belohnt.
Hilf uns, dass wir dem Ruf des Herrn
nachgehen überall und gern,
stets helfen, Gottes Reich zu mehrn.

3. Du warst zum Dienst des Herrn bereit,
hast keine Schwierigkeit gescheut,
des Herrn Joch trugst Du mit Mut,
Du hieltst wach des Herzens Glut.
Hilf dass in jedem Volk und Land
all, die Gott ruft zum Priesterstand,
sich überlassen seiner Hand.

4. Du sahst der jungen Seelen Not
und brachst für sie das heilge Brot,
hast ihnen Schulen aufgebaut
sie Gottes Liebe anvertraut.
Hilf, dass wir alle sind bereit,
den Weg zu weisen jederzeit
der Jugend in die Heiligkeit.

5. Drum bitt für uns, der Du dem Herrn
gedient bis an Dein Ende gern,
dass wir auch jeden Tag aufs neu
ihm dienen fromm in heilger Treu.
Hilf uns aus Deiner Herrlichkeit
beim Kampf in dieser Erdenzeit,
blieb bei uns stets zum Weggeleit.

Ein Jahr nach seiner Heiligsprechung sang man bei der traditionellen Vertriebenenwallfahrt auf dem Schönenberg bei Ellwangen bereits weitere Strophen. Oft wird seitdem das alte Lied von Friedrich von Spee “Ihr Freunde Gottes” mit den klassischen ersten Strophen gesungen und werden folgende angefügt:

Dem Dienste Christe ganz geweiht,
Johannes Neumann war bereit,
zu ziehn aus Böhmens Landen fort.
Bedrängten bringt er Gottes Wort.
Hilf uns in diesem Erdental …

Du Mann, der nicht zur Ruhe kam,
bis alles preise Gottes Nam,
erfleh auch uns in dieser Zeit
des Glaubens Licht und Einigkeit.
Hilf uns in diesem Erdental …

Ein Lied zur Seligsprechung stammt vom verstorbenen sudetendeutschen Dichter und Publizisten Franz Lorenz. Er war oft als Referent bei Veranstaltungen in Königstein im Taunus und ein Verehrer von Pater Werenfried van Straaten, den Gründer von KIRCHE IN NOT.

Gott rief Dich aus dem Böhmerwald,
Apostel Du der “Neuen Welt”!
Du gabst dein Herz ohn Vorbehalt,
dem armen Volk zum Heil bestellt.
Auf Urwaldwegen brachtest Du
Verlorenen des Glaubens Licht,
den Unrastvollen Rat und Ruh,
der Liebe Werk in Nächstenpflicht.
Als demutsvollen Ordensmann
hat Gott zum Bischof Dich erwählt;
dich schreckte nicht der Großstadt Bann,
das Herz in großer Tat gestählt.
Als Hirt nahmst Du in treuer Hut
ein neues Volk, der Hoffnung voll;
Du schenktest ihm als höchstes Gut
der Schule Geist, des Lebens Soll.
Amerika und Böhmerwald ?
wir stehn in deiner Liebe Schuld ?
die Heimat neu, die Heimat alt,
erbitt von Gott uns Heil und Huld.