Auch die Schulbücher zeichneten ein fürchterliches Bild von den Christen. Doch die Diskriminierung ist noch nicht alles: „Ich fürchte, ich oder meine Familie könnten Opfer des Blasphemie-Gesetzes werden“, sagt Robin.
Das auch in Pakistan umstrittene Blasphemie-Gesetz wurde 1986 zur Zeit der islamistischen Militärdiktatur eingeführt. Es sieht bei Verstößen gegen den Islam drakonische Strafen vor: Die Schändung des Korans wird mit lebenslanger Haft bestraft, für abschätzige Bemerkungen über den Propheten Mohammed wird die Todesstrafe verhängt. Oft reichen schon vage Anschuldigungen aus, damit Verdächtige verhaftet werden. Nicht selten stehen hinter solchen Anschuldigungen persönliche Streitigkeiten.
Religiöse Minderheiten wie Christen oder Hindus werden besonders häufig der Blasphemie beschuldigt: Internationale Aufmerksamkeit erlangte der Fall der Christin Asia Bibi, die im November 2010 wegen angeblicher Gotteslästerung zum Tod verurteilt wurde.
Unter anderem hatten sich Papst Benedikt XVI. und Papst Franziskus für die fünffache Mutter eingesetzt. Die Berufung gegen das Urteil wurde im Oktober 2014 zurückgewiesen, ein weiteres Verfahren vor dem höchsten pakistanischen Gericht wurde immer wieder vertagt und steht bis heute aus.
Robin kennt einige Beispiele, wie auch Jugendliche unter die Räder des Blasphemie-Gesetzes kommen können: „Mein Kumpel Raja wurde von seinen Mitschülern in der staatlichen Oberschule beschuldigt, er habe den Koran geschändet. Sie erzählten unsinnige Dinge darüber.“
Das habe aber die Schulleitung nicht gehindert, drastisch zu handeln: „Er musste die Schule verlassen, sonst hätte man ihn wohl umgebracht. Jetzt arbeitet er als Hilfsarbeiter in einer Fabrik. Seine Zukunft sieht nicht gut aus“, sagt Robin. Was seine eigenen Entwicklungsmöglichkeiten in Pakistan angeht, ist er sehr pessimistisch: „Eigentlich möchte ich nicht hierbleiben. Die religiöse Gewalt wird immer brutaler.“
Viele Menschen, die sich für Frieden und Gleichberechtigung eingesetzt hätten, seien ermordet worden. „Der Rest der Welt sieht uns Pakistaner doch nur als Terroristen“, stellt Robin fest. Seine Familie jedoch würde nie die Heimat verlassen.
Und so bleibt auch er – in der Hoffnung auf Solidarität aus dem Ausland: „Ich wünsche mir, dass wir mithilfe der Christen im Westen sicherer und freier leben – und etwas über moderne Technologien lernen können“, bringt es Robin auf den Punkt, wieder ganz Sechzehnjähriger.
Immerhin kann er mit seiner Familie in einem Stadtteil von Karatschi wohnen, in dem Christen relativ sicher sind. Es ist eine Wohnsiedlung für Angestellte der indischen Küstenwache. Viele Christen arbeiten dort als Reinigungskräfte.
Der Arbeitgeber sorgt für Sicherheitskräfte an den Eingängen. So ist ein Hauch von Normalität möglich, erzählt Robin: „Die schönste Zeit verbringe ich mit meiner kleinen Schwester – sie ist meine ganze Freude!“
Er selbst würde später gern in einer Bank arbeiten – ein gewagter Wunschtraum, wie er selbst zugibt. „Aber was auch immer geschieht: Ich vertraue stets auf Gott. Ich habe immer einen Rosenkranz bei mir. Wenn ich mich fürchte oder leide, bete ich das Vaterunser.“
KIRCHE IN NOT steht der verfolgten christlichen Minderheit in Pakistan bei. Unser Hilfswerk unterstützt unter anderem den Bau von Kirchen und Pfarrhäusern sowie die Ausbildung von Priestern, Ordensleuten und Katecheten.
Außerdem leistet KIRCHE IN NOT Hilfe, wenn Christen angegriffen oder aufgrund des Blasphemie-Gesetzes beschuldigt werden. Um weiterhin helfen zu können, bittet das Hilfswerk um Spenden.
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