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Indien: „Offene Christenverfolgung“ im Bundesstaat Manipur

Indien: „Offene Christenverfolgung“ im Bundesstaat Manipur

Gewalt im Osten des Landes hält seit Anfang Mai an

21.07.2023 aktuelles
Die seit Anfang Mai anhaltenden Ausschreitungen im ostindischen Bundesstaat Manipur haben sich lokalen Beobachtern zufolge zu einer „offenen Christenverfolgung“ ausgeweitet. Laut KIRCHE IN NOT vorliegenden Informationen sollen bereits über 350 Kirchen und kirchliche Einrichtungen von militanten Hindu-Nationalisten niedergebrannt worden sein.

 

Lokale Quellen beschuldigen die Regierungspartei BJP, die Gewalt gegen die christliche Minderheit weiter anzuheizen. Diese Theorie erhält weitere Nahrung, nachdem Mitte Juli der stellvertretende BJP-Parteivorsitzende im benachbarten Bundesstaat Mizoram aus Protest gegen die Gewalt zurückgetreten ist.

Beschädigte kirchliche Gebäude in der Erzdiözese Imphal. Am 3. Mai 2023 wurde das Areal von einem Mob überfallen, der die Einrichtung zerstörte und Feuer legte.
In seiner Erklärung kritisierte R. Vanramchhuanga, dass weder die von der BJP geführte Provinz- noch die indische Bundesregierung die Taten bislang verurteilt hätten. „Darum glaube ich, dass die massive Zerstörung christlicher Kirchen in Manipur von den staatlichen und zentralen Behörden unterstützt wurde“, zitieren lokale Medien den Politiker.

 

Ethnischer wird zu einem religiösen Konflikt

Im Bundesstaat Manipur, der an Myanmar grenzt, gibt es Spannungen zwischen der überwiegend hinduistischen Volksgruppe der Meitei und den christlichen Stämmen der Kuki und Naga. Letztere werden von der Regierung als „registrierte Stammesgemeinschaft“ anerkannt.

Der Versuch der Meitei, ebenfalls in die Liste aufgenommen zu werden und daraufhin einsetzende Gegenproteste von Einwohnern, die eine weitere Diskriminierung der christlichen Minderheiten befürchten, schlugen in Gewaltexzesse gegen die Christen um. Mittlerweile sollen über 100 Angehörige der Kuki getötet worden und über eine halbe Million Menschen auf der Flucht sein.

Ausgebranntes Auto und Motorrad in der Pfarrei St. Paul in Sangaiprou (Erzbistum Imphal, Bundesstaat Manipur/Indien).
KIRCHE IN NOT liegen verschiedene Augenzeugenberichte lokaler Ansprechpartner vor, die das Vorgehen und das Ausmaß der religiösen Gewalt dokumentieren.

 

So drangen in einem Stadtviertel der Provinzhauptstadt Imphal nach Angaben der lokalen katholischen Diözese Anfang Mai Angreifer in die Pfarrei St. Paul und das dazugehörige pastorale Ausbildungszentrum ein, an dem sich Angehörige verschiedener Ethnien aufhielten. „Der Mob zertrümmerte Fensterscheiben, Türen, Statuen und legte Feuer am Altar“, heißt es in dem Bericht.

 

Kirchliche Einrichtungen geplündert und niedergebrannt

Die auf dem Gelände lebenden Personen seien zusammengetrieben worden; die Angreifer hätten die Ausweise kontrolliert, um sicherzugehen, dass sich keine Angehörigen der Ethnie der Kuki unter ihnen befanden. Ähnliche Übergriffe hätten sich in den darauffolgenden Tagen wiederholt; mittlerweile sei die ganze Kirche und das Pastoralzentrum niedergebrannt, teilte die Diözese mit.

Mädchen aus dem Bundesstaat Manipur mit Protestplakat und Hilferuf an den indischen Premierminister. Übersetzung des Plakats: Lieber Mr. Modi, Manipur brennt: Bis jetzt mehr als 100 Tote; mehr als 10 000 Häuser niedergebrannt, mehr als 75 000 Menschen haben ihre Heimat verloren; mehr als 40 Tage kein Internet – warum sind Sie so still?
Das Dorf Khopibung im indischen Bundesstaat Manipur stand am 12. Juni 2023 in Flammen. Ein Mob aggressiver Meitei hat es angezündet. 44 Häuser und die katholische Kirche sind niedergebrannt. Seit Anfang Mai sind bereits über 70 Dörfer zerstört worden.
Auch in Canchipur, einem Vorort von Imphal, seien in der Pfarrei „Holy Redeemer“ („Heiliger Erlöser“) die Kirche, das Pfarrhaus, ein Kloster, eine katholische Schule und ein dazugehöriges Wohnheim von Angreifern geplündert, beschädigt und in Brand gesetzt worden. „Es waren drei oder vier Polizisten vor Ort, konnten den Mob jedoch nicht unter Kontrolle bringen“, heißt es in einem Bericht.

 

KIRCHE IN NOT beobachtet die Situation im Bundesstaat Manipur mit Sorge. Unser Hilfswerk steht in Kontakt mit den örtlichen kirchlichen Stellen, um Nothilfe zu leisten, die betroffenen Menschen zu versorgen und ihr Leid zu lindern.

Bitte unterstützen Sie die Arbeit der Kirche in Indien und ihren Einsatz für benachteiligte Volksgruppen– online oder auf folgendes Konto:

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Verwendungszweck: Indien

Hindu-Nationalismus: Zunehmende Gewalt gegen religiöse Minderheiten in Indien

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