Christinnen aus Ägypten, Syrien, Irak, Pakistan und Nigeria schildern darin ihre Schicksale. KIRCHE IN NOT stellt fest, dass Entführungen, Zwangsverheiratungen und -konversionen zunehmen. Zu den Co-Autorinnen der Fallstudie gehört die US-amerikanische Menschen- und Frauenrechtsexpertin Michele Clark. Sie hat sich vorrangig mit der Situation koptischer Christinnen in Ägypten beschäftigt. Clark lehrt an der „Elliott School of International Affairs“ in Washington.
André Stiefenhofer von KIRCHE IN NOT Deutschland hat mit ihr gesprochen.
Eine wachsende Zielgruppe, die wir dokumentieren konnten, sind Mütter mit ihren Kindern. Man nimmt nicht nur eine Person aus der christlichen Volksgruppe heraus, sondern eine Mutter und mit ihr die Nachkommen.
Wie kam es zu Ihrer Mitwirkung der Dokumentation „Hört ihre Schreie“ von KIRCHE IN NOT?
Ich habe mich in meiner beruflichen Laufbahn auf internationale Menschenrechte und Frauenrechte konzentriert. Ich habe besonders mit jungen Mädchen gearbeitet, die durch politische, religiöse oder andere Umstände traumatisiert wurden. Ein Kollege bat mich um Unterstützung, um mehr über das Schicksal koptischer Christinnen in Ägypten zu erfahren.
Ich habe dort Frauen getroffen, die entführt, zwangsverheiratet und zur Konversion gezwungen worden waren. Bislang gab es darüber nur einzelne Erzählungen, aber keine wissenschaftliche Aufarbeitung. Meine Begegnungen sind dann in zwei Berichte eingeflossen, die auch in Ausschüssen des US-Kongresses aufgegriffen wurden. Das hat der Situation der Christinnen in Ägypten mehr Sichtbarkeit gegeben.
Zwei oder drei Wochen nach dem Anruf bat die Tochter ihre Mutter, sie doch zum Markt gehen zu lassen. Der war nur ein paar hundert Meter von ihrem Haus entfernt. Seitdem wurde die Tochter nicht mehr gesehen. Der Familienvater hat mehrfach Anrufe von den Entführern erhalten. Er hat Mitschnitte gemacht und ist zur Polizei gegangen. Aber nichts ist passiert. Er hat keinerlei Unterstützung erhalten.
Dieser Missbrauch katapultiert den Fall auf eine ganz andere Ebene: Wenn die junge Frau aus einem konservativen Elternhaus kommt, gilt sie als unehrenhaft und kann nicht mehr nach Hause zurückkehren. Oder die Frau wird missbraucht und zu einer Eheschließung und dem damit verbundenen Glaubenswechsel gezwungen. Was für sie mit einer schönen Beziehung begonnen hat, wird zum Albtraum. Dieses „Loverboy-Phänomen“ ist gut untersucht und dokumentiert.
Die Fallstudie richtet sich besonders an Politiker. Was können sie tun?
Die Politiker sollten sicherstellen, dass für diejenigen, die religiöse Gewalt erlebt haben, ein sicherer Raum geschaffen wird. Das betrifft auch die Asylbestimmungen. Es gab eine Zeit, da wurde zum Beispiel bei der Gewalt gegen koptische Christinnen in Ägypten von „mutmaßlichen Fällen“ gesprochen. Doch diese Fälle sind belegbar.
Je mehr Politik und Medien erkennen, dass wir von tatsächlichen Fällen und von berechtigten Interessen sprechen, desto mehr Gewicht hat die Berichterstattung. Es wird zunehmend evident, dass es sich um eine reale Bedrohung handelt. Grund genug für einen öffentlichen Aufschrei.
Das ausführliche Gespräch mit Michele Clark können Sie in unserer Mediathek www.katholisch.tv abrufen.
Das Gespräch wird auch in unserer Sendereihe „Weitblick“ ausgstrahlt:
– EWTN: Sonntag, 16. Januar, 22:30 Uhr
– Bibel TV: Montag, 17. Januar, 15:30 Uhr
– K-TV: Dienstag, 18. Januar, 17:00 Uhr
– Schwester Hatune Dogan über Gewalt an Frauen aus religiösem Fanatismus (Radio-Interview)
– Nigeria: Sophia hat wieder eine Stimme. Eine Betroffene des Boko-Haram-Terrors kämpft sich zurück ins Leben
– Asia Bibi: „Ich habe schrecklich gelitten“
– Pakistan: 14-jährige Christin entführt
– Publikationen zum Thema „Notleidende Christen”
– „Die nigerianische Regierung tut nicht genug, um die Christen zu schützen”
– KIRCHE IN NOT über Christenverfolgung.(Glaubens-Kompass-Sendung)
– Glaubens-Kompass – „Christenverfolgung heute”
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