Um die betroffenen Menschen der verheerenden Detonation kümmert sich auch KIRCHE IN NOT. Als erste Hilfe konnte mit den lokalen Kirchen eine Lebensmittelnothilfe für die Überlebenden begonnen werden.
Über die aktuelle Lage und die Arbeit von KIRCHE IN NOT im Libanon berichtet Florian Ripka, Geschäftsführer von KIRCHE IN NOT Deutschland. Die Fragen stellte Stefan Stein.
Derzeit kommt es vor allem in der Hauptstadt Beirut zu Protesten der libanesischen Bevölkerung. Die Regierung ist in der Zwischenzeit bereits zurückgetreten. Was können Sie über die wirtschaftliche und soziale Situation im Libanon sagen?
Schon vor der Explosion im Hafen von Beirut hatte es die Bevölkerung schwer: Durch eine hohe Staatsverschuldung und weitverbreitete Korruption kommt das Land wirtschaftlich nicht auf die Beine.
Viele Libanesen, insbesondere junge Menschen, denken über Auswanderung nach. Wegen der wirtschaftlichen Schwierigkeiten können nicht alle soziale Einrichtungen und Schulen aufrechterhalten werden. Die Arbeitslosenquote im Libanon liegt bei 25 Prozent, bei jungen Leuten sogar bei 37 Prozent.
Von den wirtschaftlichen Schwierigkeiten im Land ist auch die Kirche betroffen. Sie ist auf Hilfe aus dem Ausland angewiesen.
Neben der wirtschaftlichen Herausforderung ist in den vergangenen Jahren eine weitere hinzugekommen: die große Zahl an Flüchtlingen aus Syrien …
Ja, kein anderes Land hat, gemessen an der Zahl der Einwohner, so viele Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen wie der Libanon. Beim Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) sind 950 000 syrische Flüchtlinge registriert. Die libanesische Regierung schätzt sogar, dass es mindestens 1,5 Millionen sind. Das wäre ein Viertel der libanesischen Einwohnerzahl.
Hinzu kommen noch mindestens 180 000 palästinensische Flüchtlingsfamilien und 18 000 Geflüchtete aus dem Irak, Sudan und anderen Ländern.
Die Versorgung der vielen Flüchtlinge kann das Land nicht alleine stemmen. Mehr als zwei Drittel der syrischen Haushalte im Libanon lebt unterhalb der Armutsgrenze. Der Großteil leidet Hunger. Auch das Trinkwasser ist häufig mit Bakterien kontaminiert.
Sie haben bereits kurz angedeutet, wie KIRCHE IN NOT im Libanon hilft. Nennen Sie uns bitte ein Projektbeispiel, das Ihnen besonders am Herzen liegt.
Da denke ich als Erstes an die Tafel „Sankt Johannes der Barmherzige“ in der Stadt Zahlé. Hier werden jeden Tag warme Mahlzeiten für syrische Flüchtlinge zubereitet. Leider konnte die Einrichtung wegen der Einschränkungen in der Corona-Pandemie nicht geöffnet bleiben. Dennoch geht die Hilfe weiter.
Jeden Tag kochen freiwillige Helferinnen und Helfer 400 warme Mahlzeiten und geben sie an bedürftige Menschen weiter. KIRCHE IN NOT fördert dieses Projekt jährlich mit einem sechsstelligen Betrag. Hier wird weiterhin Hilfe und Unterstützung benötigt.
Hier hat KIRCHE IN NOT in Zusammenarbeit mit den lokalen Kirchen eine Lebensmittelnothilfe für besonders betroffene Familien eingerichtet. Auch erste Maßnahmen zum Wiederaufbau laufen bereits an.
Empfänger: KIRCHE IN NOT
LIGA Bank München
IBAN: DE63 7509 0300 0002 1520 02
BIC: GENODEF1M05
Verwendungszweck: Libanon
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