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Demokratische Republik Kongo:  „UN-Friedensmission ist vollkommen uneffektiv“

Demokratische Republik Kongo: „UN-Friedensmission ist vollkommen uneffektiv“

Bischof kritisiert Versagen der Regierung in blutigem Konflikt

04.05.2021 aktuelles
Bischof Melchisedec Sikuli Paluku aus Butembo-Beni im Osten der Demokratischen Republik Kongo hat im Gespräch mit KIRCHE IN NOT das Versagen der Regierung wie der stationierten UN-Truppen angesichts der anhaltenden Konflikte angeprangert.

 

In Bezug auf die seit Anfang April in der Region anhaltenden gewalttätigen Proteste der Zivilbevölkerung sagte der Bischof: „Man kann den Menschen, die wie Tiere geschlachtet werden, nicht einfach sagen, dass sie schweigen und nichts tun sollen. Sie protestieren, weil die UN-Friedensmission komplett uneffektiv ist. Aber mehr noch protestieren sie wegen der anhaltenden Konflikte, die nie geklärt worden sind und die noch immer andauern.“

Verteilung von Hilfsgütern in der Demokratischen Republik Kongo (Foto: Caritas Butembo-Beni).
Schwere Vorwürfe erhebt der Bischof auch gegen die Regierung des Landes. „Ich erkenne kein Zeichen der Besorgnis aufseiten der kongolesischen Regierung. Entweder ist es Schwäche oder Komplizenschaft.“

 

Seit 2013 über 6000 Tote in der Region Beni

Sikuli Paluku führte Zahlen der Bischofskonferenz des Landes an, wonach in der Region Beni seit 2013 über 6000 Menschen durch Milizen ums Leben gekommen sind. „Es wird geschätzt, dass es drei Millionen Binnenflüchtlinge gibt; etwa 7500 Menschen wurden verschleppt“, berichtete der Bischof.

Schon bei seinem Amtsantritt vor 20 Jahren habe man von einer „Balkanisierung“ der Region gesprochen, also zunehmenden ethno-religiösen Konflikte. „Ich kann nur sagen, dass dieser Ausdruck bis heute zutrifft.“

Bischof Melchisedec Paluku Sikuli bei einer Priesterweihe in der Demokratischen Republik Kongo.
Seit über zwei Jahrzehnten wird der Osten der Demokratischen Republik Kongo von Rebellenangriffen heimgesucht. Größte Gruppe ist aktuell die ADF (Allied Democratic Forces). Bereits seit 1999 sind Blauhelmtruppen im Rahmen der UN-Friedensmission MONUSCO im Land stationiert.

 

Rebellenangriffe im Osten des Landes

Mitte April hatte Präsident Felix Tshisekedi nach einem viermonatigen Machtkampf mit seinem Amtsvorgänger Joseph Kabila eine neue Regierung vorgestellt. Diese erklärte die Sicherheit im Osten des Landes zur Priorität.

Doch kurz nach Amtsantritt eskalierte die Gewalt erneut. Anfang Mai hat Präsident Tshisekedi Medienberichten zufolge über die beiden östlichen Provinzen Nord-Kivu und Ituri den „Belagerungszustand“ ausgerufen; das Militär hat dort wichtige Schlüsselpositionen übernommen. So hofft die Regierung, die Gewalt eindämmen zu können.

Heilige Messe in der Demokratischen Republik Kongo.
Beobachter vermuten hinter der Rebellengruppe ADF ein breites dschihadistisches Netzwerk. Die Gruppe selbst jedoch betont, es gehe ihr nicht um eine religiös-extremistische Agenda. Eine Behauptung, die Bischof Sikuli Paluku zurückweist: „Alle, die von diesen Terroristen entführt wurden und fliehen konnten, berichten dasselbe: Sie wurden vor die Wahl gestellt zwischen Tod und Konversion zum Islam.“

 

Viele Moscheen werden gebaut

Auch seien in der Region viele neue Moscheen gebaut worden. „Es gibt ein großes Vorhaben, die lokale Bevölkerung zu islamisieren oder zu vertreiben“, sagte der Bischof. Als Geldgeber hätte in der Vergangenheit das libysche Regime unter Mouammar al-Gaddafi gedient. „Nun gibt es andere Quellen, die den Bau von Moscheen bezahlen.“

Kinder in einem Flüchtlingscamp in der Demokratischen Republik Kongo.
Dabei gehe es neben Religion auch um lukrative wirtschaftliche Interessen, sagte der Bischof: „In dieser Region gibt es viele Bodenschätze, die illegal abgebaut werden.“ Dabei handle es sich vor allem um Koltan. Das seltene Mineral wird zum Beispiel in Smartphones und vielen anderen Elektrogeräten verbaut.

 

Illegaler Abbau von Bodenschätzen

Laut Sikuli Paluku würden die Rohstoffe illegal über die Grenze ins Nachbarland Ruanda geschafft und dort weiterverarbeitet: „Wie kann man sonst Koltan-Raffinerien in Ruanda erklären, obwohl Koltan dort überhaupt nicht vorkommt?“

Er habe keine Bedenken, seine Kritik an den politischen Umständen frei zu äußeren, erklärte Bischof Sikuli Paluku. Die katholische Kirche erfülle im Land eine wichtige soziale Funktion, betreibe zum Beispiel viele Schulen und Krankenhäuser. Das wisse auch die Politik: „Der Kongo wäre ohne die Kirche nicht der Kongo. Deshalb haben wir das Glück, frei sprechen zu können.“

Unterstützen Sie den Einsatz der Kirche in der Demokratischen Republik Kongo für die Betroffenen der Gewalt! Spenden Sie entweder online oder auf folgendes Konto:

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