In Bezug auf die seit Anfang April in der Region anhaltenden gewalttätigen Proteste der Zivilbevölkerung sagte der Bischof: „Man kann den Menschen, die wie Tiere geschlachtet werden, nicht einfach sagen, dass sie schweigen und nichts tun sollen. Sie protestieren, weil die UN-Friedensmission komplett uneffektiv ist. Aber mehr noch protestieren sie wegen der anhaltenden Konflikte, die nie geklärt worden sind und die noch immer andauern.“
Sikuli Paluku führte Zahlen der Bischofskonferenz des Landes an, wonach in der Region Beni seit 2013 über 6000 Menschen durch Milizen ums Leben gekommen sind. „Es wird geschätzt, dass es drei Millionen Binnenflüchtlinge gibt; etwa 7500 Menschen wurden verschleppt“, berichtete der Bischof.
Schon bei seinem Amtsantritt vor 20 Jahren habe man von einer „Balkanisierung“ der Region gesprochen, also zunehmenden ethno-religiösen Konflikte. „Ich kann nur sagen, dass dieser Ausdruck bis heute zutrifft.“
Mitte April hatte Präsident Felix Tshisekedi nach einem viermonatigen Machtkampf mit seinem Amtsvorgänger Joseph Kabila eine neue Regierung vorgestellt. Diese erklärte die Sicherheit im Osten des Landes zur Priorität.
Doch kurz nach Amtsantritt eskalierte die Gewalt erneut. Anfang Mai hat Präsident Tshisekedi Medienberichten zufolge über die beiden östlichen Provinzen Nord-Kivu und Ituri den „Belagerungszustand“ ausgerufen; das Militär hat dort wichtige Schlüsselpositionen übernommen. So hofft die Regierung, die Gewalt eindämmen zu können.
Auch seien in der Region viele neue Moscheen gebaut worden. „Es gibt ein großes Vorhaben, die lokale Bevölkerung zu islamisieren oder zu vertreiben“, sagte der Bischof. Als Geldgeber hätte in der Vergangenheit das libysche Regime unter Mouammar al-Gaddafi gedient. „Nun gibt es andere Quellen, die den Bau von Moscheen bezahlen.“
Laut Sikuli Paluku würden die Rohstoffe illegal über die Grenze ins Nachbarland Ruanda geschafft und dort weiterverarbeitet: „Wie kann man sonst Koltan-Raffinerien in Ruanda erklären, obwohl Koltan dort überhaupt nicht vorkommt?“
Er habe keine Bedenken, seine Kritik an den politischen Umständen frei zu äußeren, erklärte Bischof Sikuli Paluku. Die katholische Kirche erfülle im Land eine wichtige soziale Funktion, betreibe zum Beispiel viele Schulen und Krankenhäuser. Das wisse auch die Politik: „Der Kongo wäre ohne die Kirche nicht der Kongo. Deshalb haben wir das Glück, frei sprechen zu können.“
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