Er sprach mit Pierre Claver Belemsigri, den Generalsekretär der Bischofskonferenz von Burkina Faso-Niger über das Miteinander der Religionen, Islamismus und die Reaktion der Kirche auf den Terror.
Pierre Claver Belemsigri: Es gibt seit etwa 20, 30 Jahren einen Wandel. Das hat damit zu tun, dass seit einigen Jahren bestimmte Strömungen des Islam von der Arabischen Halbinsel bei uns Fuß fassen. Die jüngeren Menschen arbeiten oder studieren dort und bringen eine bestimmte Vision vom Islam mit, die Auswirkungen auf das Zusammenleben und die Koexistenz der verschiedenen Religionen haben könnte.
Dennoch ist Burkina Faso trotz einer islamischen Mehrheit, die zwischen vierundfünfzig und sechzig Prozent liegt, kein islamischer Staat.
Wir sind ein laizistischer Staat. Es gibt eine Trennung von Religion und Staat. Das war eine politische Entscheidung, die wir gefällt haben. Der Staat arbeitet dennoch mit den Religionsgemeinschaften zusammen. Wir stehen im Dialog mit staatlichen Stellen.
Und im Ramadan gehen Bischof oder Priester in die Moscheen, um Glückwünsche zu den Festen zu überbringen. Die Aktionen der UFC konzentrieren sich auch auf den Zusammenhalt der Religionen, um gemeinschaftlich die Region voranzubringen.
Es heißt oft, die Dschihadisten würden den Islam nur instrumentalisieren. Eigentlich gehe es ihnen um etwas anderes als Religion. Wie sehen Sie das?
Es gibt beides. Es gibt Terroristen, einheimische wie fremde, die tatsächlich mit der Waffe in der Hand wollen, das ganz Afrika islamisch wird, die wollen, dass in Burkina Faso die Scharia eingeführt wird. Wir haben aber auch solche, die den Islam als Vorwand nutzen, um ihre ökonomischen oder kriminellen Interessen durchzusetzen. Das können Sie daran sehen, dass sie auch Muslime töten. Oft hat die Gewalt bei uns im Land auch mit alten Streitereien mit ethnischem Hintergrund oder Streit um Land zu tun. Der Islam ist da nur ein Vorwand, um mit Gewalt materielle oder ökonomische Interessen durchzusetzen.
Wie reagiert die Kirche auf den Terror?
Wir haben vor, in diesem Jahr ein großes Forum zu organisieren, das sich Fragen von Pastoral und Sicherheit widmet. Das wird Gelegenheit geben, darüber nachzudenken, wie man als Christ seinen Glauben in dieser neuen Situation der Unsicherheit und der Angriffe auf Gotteshäuser leben kann. Man muss sicher neue Ausdrucksformen für den katholischen Glauben finden. Alle diese Fragen werden sicher im Laufe dieses Forums angesprochen werden.
Hat das keine Folgen für Konvertiten? In vielen muslimischen Ländern steht darauf die Todesstrafe.
Je nach Milieu kann es sicher Drohungen und soziale Sanktionen geben. Aber das hängt sehr vom Umfeld ab. Ich habe beispielsweise einer Taufe einer ganzen muslimischen Familie beigewohnt. Die Tochter, die bei katholischen Schwestern in die Schule ging, bekehrte sich zuerst. Sie hat dann ihre ganze Familie zum Glauben geführt. Die aktuellen terroristischen Angriffe auf die Christen haben den Glauben unserer Gläubigen zudem gestärkt. Man ist trotz der Gefahr stolz, katholisch zu sein.
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