Im Interview mit Volker Niggewöhner (KIRCHE IN NOT) spricht der Kardinal über die anhaltenden Spannungen und die Benachteiligung der katholischen Minderheit in Bosnien und Herzegowina.
Die ersten Jahre Ihres bischöflichen Dienstes waren durch den Krieg geprägt, der im April 1992 begann. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?
Als der Krieg ausbrach und ich die Nachrichten bekam von den Zerstörungen und Vertreibungen, fühlte ich mich wie Hiob. Ich habe zu viel Blut gesehen, so viele Tote und Verletzte, so viel Schmerz erlitten. So oft bin ich selbst in Gefahr gewesen. Ich wurde damals gefragt, ob ich Angst habe. Meine Antwort: Auch ich bin nur ein Mensch, aber die Liebe, die mich trägt und führt, um die Menschen zu ermutigen und zu trösten, ist viel stärker.
Das Abkommen von Dayton beendete 1995 nach dreieinhalb Jahren den Krieg in Bosnien und Herzegowina. Wie blicken Sie auf die Entwicklung seither?
Das Abkommen hat dem Krieg ein Ende gesetzt, aber leider brachte es keinen gerechten Frieden. Es war ein großer Fehler der Weltgemeinschaft, unser Land Bosnien und Herzegowina in zwei Teile zu spalten. Damit haben die Mächtigen die ethnischen Säuberungen legalisiert. Sie haben eine staatliche Struktur geschaffen, die nicht funktionieren kann.
Sie haben immer wieder einen „verborgenen Exodus“ der Christen aus Bosnien und Herzegowina beklagt, der bis heute anhält. Was sind die Gründe dafür?
Zuerst sind es wirtschaftliche Gründe, dass die Menschen aus dem Land gehen. Ich denke aber, dass das Unrecht und die Ungerechtigkeit eine noch größere Rolle spielen. Hier gilt nicht: gleiches Recht für alle.
Das politische Spiel mit dem Wahlrecht zum Beispiel hat die Menschen müde gemacht: Die Kroaten, die in Bosnien und Herzegowina fast alle katholisch sind, bilden die kleinste ethnische Gruppe der gesamten Bevölkerung im Lande, etwa 17 Prozent. Bei den Wahlen aber wählen die muslimischen Bosniaken Vertreter für die kroatische Bevölkerung in die Regierung. Diese Tatsache wird den Exodus bei den Katholiken weiter vorantreiben.
Wie beurteilen Sie die Zukunft der katholischen Kirche in Bosnien und Herzegowina?
Die katholische Kirche in Bosnien und Herzegowina hat in ihrer Geschichte sehr schwierige Zeiten überstanden, vor allem das kommunistische Regime. Ich glaube, sie hat immer noch die Kraft, auch die aktuell schwierigen Zeiten zu überstehen. Unsere Wurzeln sind hier so tief, dass sie nicht leicht ausgerottet werden können.
Besonders dankbar sind wir auch für die Unterstützung einiger pastoralen Aktivitäten, wie der Synode in unserer Erzdiözese. Deshalb möchte ich diese Gelegenheit nutzen, um allen Wohltätern meinen herzlichen Dank auszusprechen. Werden Sie nicht müde, das Gute zu tun!
Empfänger: KIRCHE IN NOT
LIGA Bank München
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BIC: GENODEF1M05
Verwendungszweck: Bosnien und Herzegowina
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