Eine besondere Verantwortung komme dabei den USA zu, so der Erzbischof. Das gelte nicht nur militärisch: Die US-Regierung hatte mehrfach angekündigt, Hilfsgelder zukünftig den Christen im Irak direkt zukommen zu lassen.
Bislang werden diese Mittel über die Vereinten Nationen verteilt. Es sei jedoch noch nichts geschehen, so Alshamany: „Wir hören viele Reden von Präsident Trump. Wir wollen endlich Taten sehen.“
Am 6. August 2014 hatten die Einheiten des IS das christliche Siedlungsgebiet nahe der nordirakischen Metropole Mossul erobert. Etwa 120 000 Christen mussten fliehen. Viele von ihnen fanden rund um die kurdische Stadt Erbil Zuflucht. In den Folgejahren gingen viele Christen ins Ausland.
Seitdem ab 2016 irakische Truppen und ihre Verbündeten die Gebiete zurückerobern konnten, sind mehrere zehntausend vertriebene Christen in ihre zerstörten Heimatorte zurückgekehrt.
Ende Juli 2018 waren so bereits 45 Prozent der einstigen Bewohner zurückgekehrt und über ein Drittel der Gebäude wieder instand gesetzt „Ohne die Hilfe christlicher Organisationen wie KIRCHE IN NOT hätten wir nicht überleben können“, stellte Alshamany fest.
Gleichzeitig bleibe die Furcht vor einer Rückkehr radikal-islamischer Gruppen ein ständiger Begleiter, denn viele Anhänger des „Islamischen Staates“ seien noch am Leben und untergetaucht: „Wir vermuten, dass sich in Zukunft eine IS-ähnliche Gruppe bilden wird – wie auch immer sie sich dann nennen mag.“
Baschar Warda, chaldäisch-katholischer Erzbischof von Erbil, der Hauptstadt der Autonomen Region Kurdistan, betonte im Gespräch mit KIRCHE IN NOT, dass beim Wiederaufbau keine Zeit verloren werden dürfe: „Dieser Sommer ist sehr kritisch für uns. Wenn die Christen nicht bald zurück können, wandern sie aus.“
Wardas Diözese hatte einen Großteil der vertriebenen Christen aus der Ninive-Ebene aufgenommen. Noch immer harren Zehntausende rund um Erbil in Notunterkünften aus – eine angespannte Situation.
Warda zeigte sich vorsichtig optimistisch, was die finanziellen Zusagen der US-Regierung angeht. Zwar seien noch keine Gelder geflossen, er sei aber überzeugt, „dass die Vereinigten Staaten helfen wollen. Es ist das erste Mal, dass eine amerikanische Regierung anerkennt, dass die Christen hier im Irak wegen ihres Glaubens verfolgt wurden.“
Warda betonte, wie wichtig es sei, die christliche Präsenz im Nahen Osten aufrechtzuerhalten. „Die ganze Region wird durch Gewalt, Korruption und politische Verwerfungen erschüttert. Nur die Christen können dem Nahen Osten die Botschaft von Versöhnung und Feindesliebe bringen.
Um den Wiederaufbau der christlichen Dörfer im Irak sowie die materielle und geistliche Hilfe der Bevölkerung weiterhin unterstützen zu können, bittet KIRCHE IN NOT um Spenden.
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