KIRCHE IN NOT äußerte seine tiefe Sorge über die jüngsten Entwicklungen – sowohl was die Zukunft der religiösen Minderheiten in Afghanistan angeht sowie die Menschenrechtslage überhaupt. Unser Hilfswerk befürchtet eine Sogwirkung für die ganze Weltregion. Der Geschäftsführende Präsident von KIRCHE IN NOT (ACN), Dr. Thomas Heine-Geldern, erklärte:
Verschlechterung vorhergesehen
Wir können auch jetzt damit rechnen, dass die Scharia wieder eingeführt, der sunnitische Islam zur offiziellen Religion erklärt wird und die in vergangenen 20 Jahren hart erkämpften Freiheiten und Menschenrechte, einschließlich eines gewissen Maßes an Religionsfreiheit, wieder zurückgenommen werden.
KIRCHE IN NOT hat in seiner im April 2021 veröffentlichten Dokumentation ,Religionsfreiheit weltweit’ die Verschlechterung der Situation in Afghanistan vorhergesehen. Während der 22 Jahre, in denen der Bericht erscheint, zählte Afghanistan immer zu den Ländern, die das Menschenrecht auf Religionsfreiheit massiv verletzt haben. In der jüngsten Ausgabe hat ,Religionsfreiheit weltweit’ die wiederholten und ungeheuerlichen Angriffe auf Gotteshäuser, religiöse Führer und Gläubige in den vergangenen drei Jahren herausgestellt.
Unterdrückung von religiösen Minderheiten wird sich verstärken
Die Schiiten, die etwa zehn Prozent der Bevölkerung ausmachen, die kleine christliche Gemeinschaft und alle anderen religiösen Minderheiten werden noch stärker unterdrückt werden. Dies ist ein großer Rückschlag für die Menschenrechte und insbesondere für die Religionsfreiheit in Afghanistan.
Bedauerlicherweise hat eine Reihe von Ländern schnell Sympathien für das neue Emirat geäußert. Das legitimiert nicht nur die Taliban. Es wird auch andere autoritäre Regime weltweit und besonders in der Region ermutigen und zu zunehmenden Verstößen gegen die Religionsfreiheit in diesen Ländern führen.
Anerkennung der Taliban: Magnet für kleinere radikal-islamische Gruppen
Zu den besonders besorgniserregenden Gebieten gehören Pakistan, die Palästinensischen Autonomiegebiete und die Provinz Idlib in Syrien. Die Lage der Christen und der anderen religiösen Minderheiten, die ohnehin schon unterdrückt werden, wird sich dort noch weiter verschlechtern.
Diplomatische und ethische Fragen für die Staatengemeinschaft
Daher ist uns keine weitergehende Einschätzung möglich, was die die getroffenen Vereinbarungen für diejenigen Afghanen bedeuten, die sich nicht den extremen islamistischen Ansichten der Taliban anschließen.
Unzählige schwierige diplomatische Fragen bleiben offen. Die unerwartete und freiwillige Flucht und Amtsniederlegung von Präsident Ashra Ghani stellt den Westen vor ethnische und moralische Schwierigkeiten. Denn vor Wochen haben die an den Gesprächen mit den Taliban beteiligten Länder erklärt, sie würden niemals ein Regime anerkennen, das gewaltsam die Macht ergriffen hat.
KIRCHE IN NOT (ACN) fordert die internationale Gemeinschaft auf, zum Schutz der Menschenrechte für alle Bürger Afghanistans ihre Stimme zu erheben. Wir gehen davon aus, dass insbesondere die Religionsfreiheit bedroht sein wird. Wir rufen außerdem unsere Wohltäter auf, in dieser zutiefst beunruhigenden Zeit in der Geschichte Afghanistans weiter für das Land und seine Menschen zu beten.“
– Es gibt keine Menschenrechte erster und zweiter Klasse“
– 22. August: Gedenktag für die Opfer von Gewalt aufgrund von Religion
– EU-Sonderbeauftragter: „Wir brauchen einen Klimawandel in Sachen Religionsfreiheit“
– Steigende Feindseligkeit gegen Gläubige weltweit
– Unsere Publikationen zum Thema „Notleidende Christen”
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