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Abt Nikodemus Schnabel: „Nicht den Politikern nachplappern, sondern auf Christus hören“

Abt Nikodemus Schnabel: „Nicht den Politikern nachplappern, sondern auf Christus hören“

Ordensmann beklagt Haltungen im Gaza-Krieg

17.12.2024 aktuelles
Nikodemus Schnabel, Abt der deutschsprachigen Dormitio-Abtei in Jerusalem, findet viele Haltungen zum Krieg im Heiligen Land „unerträglich“: „Viele sind der Meinung, man müsste sich jetzt auf eine Seite stellen: entweder für Israel oder für Palästina.“ Er stellte Unerbittlichkeit und viel „Schwarz-Weiß-Denken“ fest, beklagte der Abt bei einem von KIRCHE IN NOT mitveranstalteten Gebetsabend zum „Red Wednesday“ Ende November in der Berliner St. Clemenskirche.

 

Doch diese Parteilichkeit passe nicht für Christen, denn sie hätten sowohl auf israelischer wie palästinensischer Seite Glaubensgeschwister. Schnabel erinnerte daran, dass bei den Terrorangriffen der Hamas am 7. Oktober 2023 auch christliche Migranten ermordet worden seien. Bei den folgenden Kämpfen im Gaza-Streifen seien mindestens 36 Christen ums Leben gekommen.

Abt Nikodemus Schnabel der Dormitio-Abtei in Jerusalem bei einem Besuch der internationalen Zentrale von KIRCHE IN NOT in Königstein im Taunus.
Ähnliches geschehe im Libanon: „Die Hisbollah hat auch Christen, die auf dem Feld gearbeitet haben, mit Raketen getötet. Es sind bei allen diesen Ereignissen immer auch Christen mitbetroffen.“ Schnabel bezeichnete es als eine Form von Diskriminierung, „wenn jetzt gesagt wird: ,Du musst dich entscheiden: Bist du pro Israel oder pro Palästina?“ Seine Haltung bleibe: „Wir Christen sind weder pro Israel noch pro Palästina, sondern pro Mensch.“

 

„Wir Christen sind pro Mensch“

Das bringe ihm und seinen Mitbrüdern jedoch viel Feindschaft ein, berichtete der Abt: „Wir werden regelmäßig auf der Straße angespuckt. Unsere Fensterscheiben wurden eingeworfen. Wir haben schon mehrere Brandanschläge erlebt. Unser Klosterfriedhof wurde schon ein paar Mal geschändet.“

Er fordere gerade die Christen in Deutschland auf, „nicht nur den Politikern nachzuplappern, sondern auf das zu hören, was Christus gesagt hat“. Vokabeln wie „Staatsräson“ oder „Siedlerkolonialismus“ kämen nicht in der Bibel vor, dafür aber provokante Sätze wie „Liebt eure Feinde, tut denen Gutes, die euch Böses tun“, betonte Schnabel.

Bei einem Gottesdienst in der Pfarrkirche Heilige Familie in Gaza-Stadt (Foto: Lateinisches Patriarchat von Jerusalem).
Der Abt erinnerte auch daran, dass im Heiligen Land rund 100 000 christliche Migranten unter prekären Umständen lebten. Viele von ihnen könnten Gottesdienste nur heimlich in heruntergekommenen Fabrikhallen oder auf Schrottplätzen feiern, da ihre Arbeitgeber ihnen jede religiöse Betätigung untersagten: „Manche Menschen haben Chefs, die ihnen sagen: ,In meinem Haus will ich das Wort Jesu nicht haben, keine Neues Testament, kein Kreuz.’ Das ist eine Realität, die viele nicht im Blick haben.“

 

„Auf die Menschen am Rand der Gesellschaft schauen“

Viele christliche Migranten im Heiligen Land verrichteten einfachste Aufgaben wie die Reinigung von Flughafentoiletten. „Wir schauen immer auf die Mächtigen, die in den Nachrichten sind. Aber wir müssen die sehen, die am Rand sind“, forderte Schnabel.

Seine Klöster in Jerusalem und Tabgha am See Genezareth versuchten, für Menschen offen zu sein, die vom Krieg betroffen sind. Obwohl Pilger nahezu ausbleiben, habe er bislang keinen Mitarbeiter entlassen. „Ich kann nicht die Welt retten, ich kann nicht den Nahen Osten retten. Aber Gott hat mir diese Menschen anvertraut“, sagte der Abt und bat abschließend: „Beten Sie für die Bekehrung der Herzen derer, die nur noch die Sprache des Hasses kennen!“

Graffito mit einer Friedenstaube im Fadenkreuz auf der Mauer, die Israel von den Palästinensischen Gebieten trennt.
KIRCHE IN NOT unterstützt seit Kriegsausbruch in Kooperation mit dem Lateinischen Patriarchat von Jerusalem christliche Gemeinden im Gaza-Streifen, Ostjerusalem und im Westjordanland, wo zahlreiche Christen arbeitslos geworden sind. Auf israelischem Staatsgebiet unterstützt KIRCHE IN NOT die Seelsorge und Versorgung von Migranten.

 

Lateinisches Patriarchat von Jerusalem ist Kooperationspartner

Der „Red Wednesday“ ist eine von KIRCHE IN NOT ins Leben gerufene Aktion, um auf das Schicksal verfolgter und bedrängter Christen hinzuweisen. Jedes Jahr werden dazu Ende November Kirchen und öffentliche Gebäude rot beleuchtet; es finden Gottesdienste, Konzerte, Vorträge und Diskussionen statt. In diesem Jahr waren in Deutschland über 200 teilnehmende Pfarreien registriert. Weitere Informationen: www.red-wednesday.de

Bitte unterstützen Sie die Nothilfe der Kirche im Heiligen Land. Spenden Sie entweder online oder auf folgendes Konto:

Empfänger: KIRCHE IN NOT
LIGA Bank München

IBAN: DE63 7509 0300 0002 1520 02
BIC: GENODEF1M05

Verwendungszweck: Heiliges Land

Welche Rolle hat Israel im Heilsplan Gottes? (mit Nikodemus Schnabel OSB)

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