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„Nationalismus tötet viele Christen“

„Nationalismus tötet viele Christen“

14.03.2025 aktuelles
KIRCHE IN NOT ist alarmiert über die Zunahme der Christenverfolgung in vielen Ländern. Die Fastenzeit sei eine gute Gelegenheit, an diese Glaubenszeugen zu denken – und sich für weltweite Religionsfreiheit einzusetzen, sagt der Geschäftsführer von KIRCHE IN NOT Deutschland, Florian Ripka, im Interview.

 

Herr Ripka, Christenverfolgung erscheint in Europa vielen als Randphänomen. Wie schätzen Sie das ein?
Von einem Randphänomen kann nur sprechen, wer den christlichen Glauben selbst an den Rand drängen will. „Verfolgt und vergessen?“ haben wir bei KIRCHE IN NOT unseren Bericht über Christenverfolgung genannt. Das Fragezeichen ist sehr bewusst gewählt. Denn es liegt an uns, ob die verfolgten Christen vergessen sind. Leider ist medial und sogar im kirchlichen Bereich oft sehr wenig davon zu hören.

Fakt ist: Christenverfolgung nimmt erschreckend zu. Das wissen wir aus den Berichten unserer Projektpartner. KIRCHE IN NOT ist immerhin in etwa 140 Ländern aktiv. Wir sind das Hilfswerk für verfolgte Christen, und dieser Ausrichtung bleiben wir treu.

Florian Ripka, Geschäftsführer von KIRCHE IN NOT Deutschland
Von Kritikern ist zu hören, die Zahlen im Zusammenhang mit Christenverfolgung seien unseriös, außerdem würde die Verfolgung anderer Gruppen ausgeblendet. Wie beurteilen Sie das?
Niemand kann sagen, wie viele Christen weltweit verfolgt werden. Wir tun das auch nicht. Wohl aber lassen sich Brennpunktländer identifizieren. Unser Bericht nennt 18 Staaten, wo es besonders schlimm ist. Es stimmt: Wo Christen verfolgt werden, werden auch andere religiöse Gruppen verfolgt. Genauso wahr ist aber auch: Christenverfolgung geschieht oft mit besonderer Härte. Sei es, weil Christen in einer Region keine politischen Fürsprecher haben oder weil sei den Verfolgern wegen ihrer Lebensweise oder ihrer weltkirchlichen Verbindungen als besonders verhasst gelten.

 

„Wo Christen verfolgt werden, werden auch andere religiöse Gruppen verfolgt.“

Ein zweiter Vorwurf lautet: Wer von Christenverfolgung spricht, arbeitet mit Ressentiments gegenüber dem Islam …
Islam ist nicht gleich Islamismus. Ja, der militante Islam ist eine der Hauptursachen für Christenverfolgung. Aber: Unter dem Terror leiden Muslime genauso, wenn sie die menschenverachtenden Ideale der Extremisten nicht teilen. Und es sollte auch nicht unterschlagen werden, das nationalistische Bewegungen und autoritäre Regime ebenfalls zu den Haupttätern gehören. Nationalismus ist genauso tödlich für Christen wie religiöse Extremismus.

Überlebende einer Fulani-Attacke in Nigeria.
An welche Länder denken Sie, wenn Sie von nationalistischen Bewegungen sprechen?
Ein Beispiel ist Indien, wo die Regierungspartei BJP einen immer militanteren Kurs gegenüber religiösen Minderheiten verfolgt. Das steht unter der Prämisse: „Echter Inder ist nur, wer Hindu ist“. Dass das Christentum seit fast 2000 Jahren zu Indien gehört, wird von diesen Gruppen unterschlagen. Ähnliches stellen wir im Nahen Osten fest, wo Christen schon immer heimisch waren und sind, aber dennoch keine vollen Bürgerrechte genießen. Darum schauen wir sehr genau hin, ob die neue Regierung in Syrien in einer Verfassung den Christen die gleichen Rechte zugesteht.

 

„Länder der Sahelzone sind Epizentrum islamistischer Gewalt“

Um die Christen in welchen Ländern macht sich KIRCHE IN NOT derzeit am meisten Sogen?
Es vergeht keine Woche ohne Schreckensnachricht aus Afrika. Die Länder der Sahelzone sind zum Epizentrum islamistischer Gewalt geworden. Da geht es um politische Macht, um Bodenschätze, um ganze Wirtschaftszweige – aber eben auch immer wieder um Religion. Darum ist es nicht in Ordnung, wenn diese religiösen Aspekte außer Acht gelassen wird.

Auch die jüngsten Ereignisse in Syrien geben Anlass zur Sorge. Niemand kann abschätzen, wie es für die religiösen Minderheiten wie die Christen weitergeht. Die neuen Machthaber haben Religionsfreiheit zugesichert. Sie müssen sich an ihren Taten messen lassen.

Indische Christin mit Kind (Foto: Ismael Martinez Sanchez/KIRCHE IN NOT).
In der Fastenzeit erinnert KIRCHE IN NOT Deutschland besonders an die Christen in Pakistan. Warum?
Pakistan ist – und auch das ist typisch für die Situation verfolgter Christen – ein Land der Gegensätze: Es gibt Kirchen, kirchliche Schulen und Einrichtungen und so weiter. Aber es gibt eben auch brutale Übergriffe auf Christen, oft auf der Basis von falschen Blasphemievorwürfen.

 

In der Fastenzeit besonderer Fokus auf Pakistan

Ein besonders schockierendes Beispiel aus dem vergangenen Jahr: Am 3. Juni 2024 ist der 74-jährige Christ Nazir Gill Masih aus Sargodha im Nordosten Pakistans an den Folgen seiner Verletzungen gestorben. Eine aufgepeitschte Menschenmenge hatte Masih und seine Familie bezichtigt, Seiten des Koran angezündet zu haben. Medienberichten zufolge soll eine Gruppe von bis zu 300 Personen das Haus und die Schuhfabrik der Familie angegriffen haben.

Weitere Vorfälle, nicht nur in Pakistan: Viele christliche Mädchen werden entführt, zwangsverheiratet und missbraucht. Kinder aus christlichen Familien haben keine Chance auf Bildung. Und das geht seit Jahrzehnten so. KIRCHE IN NOT unterstützt deshalb die rechtliche Betreuung von angeklagten Christen, die Traumabehandlung für missbrauchte Mädchen und Bildungschancen für junge Menschen.

Kinder in einer katholischen Schule in Pakistan.
Wie sehen Sie die Lage der Christen in Europa?
In Europa von religiöser Verfolgung zu sprechen, wie es manche tun, ist populistisch. Gleichwohl gilt immer: Wehret den Anfängen! Es gibt Tendenzen, christliche Werte oder Wortmeldungen in öffentlichen Debatten auszublenden. Aber nicht jede Kritik ist Diskriminierung.

 

Ich glaube eher, dass die Kirche bei uns ein Relevanz-Problem hat. Es liegt darum an uns, den Christen in Europa, wie selbstbewusst wir auftreten und welches Zeugnis wir ablegen. Und da können uns die Glaubensgeschwister aus den Ländern mit brutaler Verfolgung ein Vorbild sein.

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