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Haiti: „Es gibt keinen sicheren Ort mehr“

Haiti: „Es gibt keinen sicheren Ort mehr“

Vorsitzender der Bischofskonferenz äußert sich zur Bandengewalt

18.03.2024 aktuelles
Der Vorsitzende der haitianischen Bischofskonferenz, Erzbischof Max Leroy Mésidor, sieht sein Land am Rande eines Bürgerkriegs, nachdem bewaffnete Gangs weite Teile des Landes unter ihre Kontrolle gebracht haben. „Die Gangs treten wie eine organisierte Armee auf. Sie sind sehr gut ausgerüstet. Es sind sehr viele Waffen im Umlauf“, sagte der Erzbischof im Gespräch mit dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN). In einigen Regionen gebe es Gruppen, die versuchten den Gangs entgegenzutreten. Aber diese Milizen und die Polizei könnten wenig gegen die Bandengewalt ausrichten: „Ja, es ist wie ein Bürgerkrieg. Es gibt keinen sicheren Ort mehr.“

 

Entführungen sind an der Tagesordnung

Entführungen seien an der Tagesordnung, erklärte Mésidor: „Egal, ob man arm oder reich, ein Intellektueller oder ein Analphabet ist, jeder kann entführt werden. Das ist eine Plage, es erstickt die Haitianer.“ Auch immer mehr Priester und Ordensleute gerieten ins Visier der Banden. So seien allein in diesem Jahr mindestens sechs Ordensschwestern, sechs Ordensmänner und zwei Priester entführt worden. „Die Gangs gehen sogar so weit, dass sie in die Kirche eindringen, um Leute zu entführen. Manche Pfarreien wurden geschlossen, weil die Pfarrer sich in Sicherheit bringen mussten“, sagte der Erzbischof.

Er selbst habe seit über einem Jahr seine Kathedrale und die Büroräume in der Hauptstadt Port-au-Prince nicht mehr aufsuchen können, da sich diese in einem der unsichersten Stadtviertel in der Nähe des Präsidentenpalastes befänden. Auch zwei Drittel seiner Erzdiözese seien nicht besuchbar, aktuell sei es kaum möglich, die Hauptstadt zu verlassen.

Erzbischof Max Leroy Mésidor, Vorsitzender der haitianischen Bischofskonferenz © Erzdiözese Port-au-Prince

„Ohne Hilfe von außen wäre es schwer, weiterzumachen“

Angesichts der anhaltenden Krise in Haiti hätten bereits viele wohlhabende Bürger das Land verlassen. Weite Teile der Bevölkerung seien verarmt. Hilfen kämen aber nach wie vor an, sagte der Erzbischof. „Ohne die Hilfe von ,Kirche in Not’ und anderen wäre es sehr schwer weiterzumachen. Es ist dieser Hilfe zu verdanken, dass wir den Menschen etwas Hoffnung geben können.“ „Kirche in Not“ unterstützt in Haiti unter anderem Lebensunterhalt und Ausbildung für Priester, Seminaristen und Ordensfrauen, Programme für Kinder und Jugendliche und die Versorgung von Binnenflüchtlingen.

„Unser Volk will leben. Es beweist viel Widerstandskraft, auch wenn gegenwärtig das Leid ein schreckliches Ausmaß annimmt“, betonte Mésidor. Er sei jedes Mal überwältigt, wenn sich trotz dieser gefährlichen Situation viele Gläubige zu den Gottesdiensten versammelten. „Bei den Prozessionen oder einem Kreuzweg im Stadtzentrum von Port-au-Prince können es bis zu 50 000 Menschen sein. Manchmal bin ich sprachlos.“

Menschen in Haiti an einer Wasserstelle. © Alex Proimos

Politisches Chaos

In Haiti herrscht nach der Rücktrittsankündigung von Interims-Premier Ariel Henry eine Regierungskrise. Henry hatte die Regierungsgeschäfte kurz nach der Ermordung von Präsident Jovenel Moïse im Juli 2021 übernommen. Ein Übergangspräsidialrat soll nun Neuwahlen vorbereiten.

Bewaffnete Banden hatten sich Ende Februar zusammengeschlossen und Henrys Rücktritt gefordert. Inzwischen sind laut der Internationalen Organisation für Migration mehr als 360 000 Menschen innerhalb Haitis vor der Gewalt geflohen; Beobachter gehen von einer sich verschärfenden Hungersnot im Land aus.

Bitte unterstützen Sie die Arbeit und die Nothilfe der Kirche in Haiti mit Ihrer Spende – online unter: www.spendenhut.de oder auf folgendes Konto:

 

Empfänger: KIRCHE IN NOT

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BIC: GENODEF1M05

Verwendungszweck: Haiti