Der 61-jährige Karmelit ist ein langjähriger Freund und Projektpartner des weltweiten katholischen Hilfswerks „Kirche in Not“. International bekannt wurde er für seinen Einsatz bei Friedensverhandlungen zwischen bewaffneten Gruppen. Rund zwei Drittel der rund fünf Millionen Einwohner der Zentralafrikanischen Republik sind Christen. Ab 2013 kam es nach der gewaltsamen Machtübernahme durch die überwiegend muslimische Rebellenallianz Séléka zu einem Bürgerkrieg. Auch die mehrheitlich christliche Anti-Balaka wird für schwere Übergriffe verantwortlich gemacht. Der Bürgerkrieg konnte ab 2016 weitgehend beigelegt werden; die Zentralafrikanische Republik gehört zu den Ländern mit der geringsten menschlichen Entwicklung.
Pater Aurelio, wie geht es Ihnen nach Ihrer Ernennung?
Pater Aurelio Gazzera: Einerseits habe ich Angst, andererseits empfinde ich ein tiefes Vertrauen in Gott. Die Kraft, Bischof zu sein, habe ich nicht aus mir selbst. Aber Gott weiß mehr über mich als ich selbst. Er hat mehr Vertrauen zu mir, als ich zu mir selbst habe. Und es gibt eine große Schar von Menschen, die für mich betet.
Sie waren viele Jahr in Bouar im Westen der Zentralafrikanischen Republik, nahe der Grenze zu Kamerun, täig. Jetzt kommen sie nach Bangassou. Wie ist die Situation dort?
Bangassou liegt im Südosten zwischen der Demokratischen Republik Kongo und dem Südsudan. Die Diözese ist fast halb so groß wie Italien, aber mit nur rund einer halben Million Einwohner dünn besiedelt. Das Gebiet ist sehr abgelegen. Die Straßen sind so schlecht, dasss man mit dem Auto mehrere Wochen in die 750 Kilometer entfernte Hauptstadt Bangui brauchen würde. Einige der Pfarreien sind mit dem Auto ebenfalls nicht erreichbar. In weiten Teilen der Diözese sind bewaffnete Gruppen aktiv. Es gibt aber auch Grund zur Freude: Bischof Juan José Aguirre, der die Diözese seit 2000 mit großer Tatkraft leitet, hat viele große Initiativen ins Leben gerufen: Es gibt kirchliche Schulen, Waisenhäuser und eine Katechetenschule. 30 junge Männer bereiten sich auf den Priesterberuf vor.
In den Nachrichten ist nur noch wenig über die Zentralafrikanische Republik zu hören. Doch vor einem Jahr wurde beispielsweise ihr Mitbruder Pater Norbert Pozzi durch eine Landmine schwer verlezt. Wie beurteilen Sie die Lage im Land?
Die Situation ist weiterhin sehr schwierig und instabil. In einigen Landesteilen ist es ruhiger geworden. Andererseits wurde zum Beispiel im vergangenen Dezember ein Dorf in der Diözese Bouar angegriffen. Es gab 28 Tote, 900 Häuser wurden niedergebrannt. Auch in der Diözese Bangassou sind Missionssationen geschlossen, weil es noch in den vergangenen Monaten Angriffe gegeben hat. Die Sicherheitslage in weiten Teilen des Landes ist weiterhin prekär.
Als Priester verletzt alles, was meine Brüder und Schwestern trifft, auch mich selbst. Ich habe als Pfarrer die Verantwortung, mich um die mir anvertrauten Menschen zu kümmern – und als Bischof habe ich sie noch viel mehr. Also werde ich alles tun, um den Dialog mit den verschiedenen Rebellengruppen fortzusetzen. Ich werde weitere mit denen sprechen, die ihre Erwartungen an die Regierung und die internationale Gemeinschaft zum Ausdruck bringen, wenn auch auf inakzpetable Weise mit Gewalt. Ich werde dennoch versuchen, ihnen zuzuhören und mit meinen begrenzten Kräften ein Werkzeug des Friedens zu sein.
Was sind die nächsten Schritte, die Sie unternehmen werden?
Meine Bischofsweihe wird am 9. Juni stattfinden. Direkt nach Ostern ziehe ich bereits um nach Bangassou. Ich werde die Missionstationen und Pfarreien besuchen, die mit dem Auto erreichbar sind. An meiner bisherigen Wirkungsstätte muss ich die Aufgaben als Caritasdirektor und meine Pfarreiarbeit, sowie die Betreuung von Schulen, die Ausbildungsttätte für Mechaniker und andere Aufgaben in neue Hände legen. Das weitere Programm wird der Herr aufstellen.
Empfänger: KIRCHE IN NOT
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