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Die Kirche in Burundi: Eine Mission der Versöhnung und des Friedens

Die Kirche in Burundi: Eine Mission der Versöhnung und des Friedens

KIRCHE-IN-NOT-Referent über die Lage in dem ostafrikanischen Land

26.07.2023 aktuelles
Maxime François-Marsal, Leiter der Sektion für französischsprachige Länder in Zentralafrika bei KIRCHE IN NOT, kehrte vor Kurzem von einer Reise nach Burundi zurück. Die kleine Republik im Osten Afrikas ist ungefähr so groß wie das Bundesland Brandenburg. Im Norden grenzt Burundi an Ruanda, im Westen an die Demokratische Republik Kongo und im Süden und Osten an Tansania. In einem Interview spricht Maxime François-Marsal über die Situation im Land und darüber, welchen Beitrag KIRCHEIN NOT zur Entwicklung der Kirche geleistet hat.

 

KIRCHE IN NOT: Herr François-Marsal, Sie haben kürzlich Burundi besucht. Wie ist das Leben in dem ostafrikanischen Land?
MAXIME FRANCOIS-MARSAL: Seit mindestens 500 Jahren leben die Völker der Twa, Hutu und Tutsi zusammen auf dem Gebiet des heutigen Burundi. Die ethnischen Gruppen sind nicht klar voneinander abgrenzbar, denn sie sprechen dieselbe Sprache, haben dieselbe Religion und ähnliche Sitten und Bräuche. Burundi hat jedoch eine sehr leidvolle Geschichte voller Massaker, Morde, sozialer Konflikte und Gewalt und ist davon geprägt.

Maxime François-Marsal, Afrika-Referent von KIRCHE IN NOT.
Wie ist die religiöse Situation?
Religiosität ist in der burundischen Gesellschaft stark ausgeprägt. Die Religionsfreiheit wird respektiert. Christen machen über 90 Prozent der Bevölkerung aus, mit steigender Tendenz.

 

Dennoch hat der christliche Glaube im Land keine tief reichenden Wurzeln. Er ist erst vor knapp 125 Jahren angekommen. In Burundi sind zwar zahlreiche neue religiöse Bewegungen entstanden, doch diesen Gemeinschaften mangelt es oft ganz allgemein an Kenntnissen über das religiöse Leben und über den christlichen Glauben. Das ist eine Herausforderung.

 

Trommel spielt in der burundischen Tradition eine wichtige Rolle

Was ist Ihnen an diesen religiösen Traditionen aufgefallen?
Burundi ist noch stark in seinen kulturellen Wurzeln verhaftet. Beispielsweise fürchten die Menschen bis heute die Toten, denn sie glauben, deren Seele könne das Dasein der Lebenden beeinflussen. Auch der rituelle Tanz mit der Königstrommel, Burundis berühmte Trommeltradition, die in die Liste des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen worden ist und Fruchtbarkeit, Erneuerung und Respekt für die Monarchie symbolisiert, wird in der Liturgie eingesetzt.

Zudem ist das Trommeln in Burundi ein Symbol der Würdigung. Daher ist es nicht ungewöhnlich, dass Tabernakel auf Trommeln gestellt werden. Auch als der Präsident von Burundi den Heiligen Stuhl besuchte, war sein Geschenk an den Papst eine Trommel.

Die Trommel spielt eine wichtige Rolle in der burundischen Kultur. Sie ist in manchen Kirchen auch Bestandteil des Altarbereichs.
Wie leben die Christen ihre Religion?
Die Menschen kommen gern in kleinen Gruppen zusammen, um zu beten und sich gegenseitig zu helfen. Im Lauf der Zeit wachsen die Gebetsgruppen und werden zu einer größeren Gemeinschaft, die beschließt, dass sie einen Ort für den Gottesdienst braucht; daraufhin bauen die Mitglieder eine Kirche – mit den eigenen Händen.

 

Eines der ärmsten Länder der Welt

Bei meiner Burundireise habe ich eine Kirche besucht, die von den Gläubigen eigenhändig gebaut worden war. Obwohl Burundi eins der ärmsten Länder der Welt ist, in dem über 80 Prozent der Bevölkerung in Armut leben, sind die Menschen sehr großzügig, kirchlich engagiert und wollen religiöse Erfahrungen machen, die ihr tägliches Leben verändern.

Flagge von Burundi. Das Land im Osten Afrikas ist ungefähr so groß wie das Bundesland Brandenburg. Im Norden grenzt Burundi an Ruanda, im Westen an die Demokratische Republik Kongo und im Süden und Osten an Tansania.
Was alles umfasst die Mission der katholischen Kirche in Burundi?
Zwei Drittel der Christen in Burundi bezeichnen sich als katholisch. Burundi ist in acht Diözesen gegliedert, von denen zwei vakant sind. Es gibt vier Priesterseminare im Land, ein weiteres wird gerade in der Diözese Bubanza mit der Hilfe von KIRCHE IN NOT aufgebaut.

 

Viele Berufungen zum geweihten Leben

Seit einigen Jahren gibt es in Burundi einen Höchststand bei den Berufungen zum geweihten Leben und zum Priestertum. Es gibt viele Bewerbungen für das Priesterseminar; sie steigt von Jahr zu Jahr. Doch aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage können die Seminare nicht alle Kandidaten aufnehmen. Darum ist die Zahl neuer Bewerber auf dreizehn begrenzt.

Mehrere Frauenkongregationen wirken erfolgreich in Burundi. Die erste weibliche Ordensgemeinschaft, die der Schwestern Bene Tereziya, ist schon eine Kongregation päpstlichen Rechts geworden. Die Schönstätter Marienschwestern und die Schönstatt-Patres arbeiten seit den 1960er-Jahren in Burundi. Sie alle stärken die Bildung von Kindern und Jugendlichen, lehren die Grundlagen des Katechismus, organisieren sportliche und kulturelle Aktivitäten.

Heilige Messe mit mehr als 1000 Erstkommunionkindern in Burundi.
Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen in Burundi auf pastoraler Ebene?
Seit der Unabhängigkeit Burundis im Jahr 1962 kam es zu drei Genoziden infolge gewaltsamer Konflikte zwischen den Bevölkerungsgruppen der Hutu und Tutsi.

 

Seit 1962 unabhängig

Der Präsident der Republik Burundi, Évariste Ndayishimiye, hat im März 2022 bei seinem Besuch bei Papst Franziskus bestätigt, dass die Katholische Kirche eine wichtige Rolle im Friedensprozess und bei der Versöhnung des burundischen Volkes gespielt hat und dass diese Bemühungen Früchte getragen und zu einem fragilen Frieden geführt haben.

Was die Religionsfreiheit anbelangt, sind die Aussichten zwar weiterhin unverändert, aber innere Spannungen und die äußeren Umstände drohen die Menschenrechte insgesamt zu beeinträchtigen. Besondere Aufmerksamkeit muss daher insbesondere dem Prozess der Erziehung und Ausbildung derjenigen gewidmet werden, die später das kirchliche Leben und die Entwicklung des Landes aktiv gestalten werden.

Blick auf Bujumbura, die größte Stadt Burundis mit ca. 300 000 Einwohnern. Bis 2018 war sie die Hauptstadt Burundis. Heute ist es Gitega.
Welchen Beitrag leistet KIRCHE IN NOT im Land?
In den vergangenen zehn Jahren war KIRCHE IN NOT an über 200 Projekten in Burundi beteiligt, mit besonderem Fokus auf der Ausbildung von Priestern, Ordensschwestern und der Schulung von Katecheten ebenso wie der Unterstützung verschiedener pastoraler Aktivitäten. Dieses Engagement wird auch in Zukunft fortgesetzt.

 

Mehr als 200 Projekte in den vergangenen zehn Jahren

Es besteht jedoch die zunehmende Gefahr, dass es aus politischen Gründen zu Gewalt im Land kommt. In Burundi herrscht überall ein Klima des Misstrauens, sogar unter Freunden und bei Familien. Mir wurde gesagt, dass die Menschen niemals Freunde zu sich nach Hause einladen, weil sie fürchten, dass diese dann ihr Haus kennen und Jagd auf sie machen könnten, wenn der nächste Bürgerkrieg ausbricht.

Aus diesem Grund unterstützt KIRCHE IN NOT Projekte zur Förderung und zum Schutz katholischer Familien. Unser Vorgehen zielt darauf ab, die Frohe Botschaft im Herzen der Menschen zu verankern, damit sie der Versuchung der Gewalt widerstehen können.

Unterstützen Sie die Arbeit der Kirche in Burundi mit Ihrer Spende – online oder auf folgendes Konto:

Empfänger: KIRCHE IN NOT
LIGA Bank München

IBAN: DE63 7509 0300 0002 1520 02
BIC: GENODEF1M05

Verwendungszweck: Burundi

Versöhnungsarbeit der Kirche in Ruanda

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