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Sri Lanka: Bischöfe rufen zu Verzicht auf Weihnachtsfeiern auf

Sri Lanka: Bischöfe rufen zu Verzicht auf Weihnachtsfeiern auf

Das Land steckt in einer schweren Wirtschaftskrise

25.12.2022 aktuelles
Angesichts der anhaltenden Wirtschaftskrise haben die Bischöfe auf Sri Lanka die Gläubigen dazu aufgerufen, in diesem Jahr auf große Weihnachtsfeiern zu verzichten. Dies bestätige der Kommunikationschef der Erzdiözese Colombo, Pfarrer Jude Chrysantha Fernando, gegenüber dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN): „Unsere Bischofskonferenz und Malcolm Kardinal Ranjith (der Erzbischof der Hauptstadt Colombo; Anm. d. Red.) haben Katholiken wie Nichtkatholiken dazu aufgefordert, kein Geld für Dinge wie Weihnachtsschmuck und große Feste auszugeben, sondern dieses Geld für die Armen zu verwenden.“ Unter den Christen Sri Lankas, die etwa neun Prozent der Bevölkerung ausmachen, wird Weihnachten üblicherweise mit Feiern in den Großfamilien begangen.
Pfarrer Jude Crysantha Fernando, Kommunikationsdirektor der Erzdiözese Colombo, mit Überlebenden der Anschläge vom Ostersonntag 2019.
Zusammenbruch der Wirtschaft

 

Die aktuelle Krise auf Sri Lanka habe sich durch die Covid-19-Pandemie und politische Fehlentscheidungen verschärft; viele Einwohner machten dafür den ehemaligen Präsidenten Gotabaya Rajapaksa verantwortlich, erklärte Chrysantha Fernando: „Anfang 2022 hat unser damaliger Präsident zum Beispiel chemische Düngemittel in der Landwirtschaft verboten, um organischen Dünger zu fördern. Doch viele Landwirte konnten sich diese teureren Dünger nicht leisten und deshalb ihre Reisfelder nicht bestellen. Sri Lanka musste Reis importieren, und die Preise sind gestiegen.“ Nach Angaben der Zentralbank Sri Lankas lag die Inflationsrate im Oktober bei 66 Prozent; in den Vormonaten war sie noch höher.

 

Korruption und Misswirtschaft hätten zu Devisenknappheit geführt, sodass Strom und Kraftstoff immer teurer geworden seien; teilweise sei die Stromversorgung komplett zusammengebrochen: „An manchen Tagen dauerten die Stromausfälle mehr als neun Stunden, was die Wirtschaft stark beeinträchtigt hat. Viele Unternehmen mussten schließen“, schilderte Chrysantha Fernando. Die Regierung habe die Gasimporte einstellen müssen; viele Menschen hätten daraufhin ihre Wohnungen verlassen, da sie dort nicht mit Holz heizen konnten. Auch die Tourismusindustrie, der für Sri Lanka wichtigste Wirtschaftszweig, sei durch die Pandemie und die Wirtschaftskrise zusammengebrochen.

Ordensfrauen und Priester bei den Massenprotesten auf Sri Lanka im Frühsommer 2022.
Massenproteste brutal niedergeschlagen

 

Als auch noch Babynahrung und Notfallmedikamente knapp wurden, kam es ab Frühjahr zu Massenprotesten. Die katholische Kirche habe dabei klar Position bezogen, sagte Chrysantha Fernando: „Viele Bischöfe, Priester und Ordensfrauen haben die Proteste aktiv unterstützt. Auch Kardinal Ranjith kam zum Ort der Proteste. Er hat sich für die Demonstranten ausgesprochen, von denen viele noch sehr jung waren.“

Im Mai 2022 sei es dann zur Eskalation gekommen, als regierungsnahe Kräfte brutal gegen die Protestierenden vorgegangen seien. „Als die Menschen in den Dörfern die Bilder von diesen Gewalttaten in den sozialen Medien sahen, begannen sie die Häuser der Regierungsmitglieder in Brand zu setzen“, erklärte der Kommunikationschef.

Essenausgabe für ältere Menschen in einer Pfarrei auf Sri Lanka.
Hoffnung auf den neuen Präsidenten

 

Mitte Juli trat Präsident Rajapaksa mit seiner Regierung zurück und verließ das Land. Sein Nachfolger wurde Ranil Wickremsinghe; mit ihm verbinden sich viele Hoffnungen, auch aufseiten der Katholiken, wie Chyrsantha Fernando erklärte: „Der neue Präsident tut sein Bestes. Die Situation verbessert sich sehr langsam. Es wird wohl Jahre dauern, bis Sri Lanka wieder zur Normalität zurückfindet.“

 

Von Normalität ist auch die katholische Kirche auf Sri Lanka noch weit entfernt. Sie kämpft nicht nur mit den Folgen der islamistischen Anschläge an Ostern 2019, bei denen mindestens 253 Menschen ums Leben kamen. Auch die seelsorgerische und karitative Arbeit sei stark eingeschränkt, da die Gläubigen kaum mehr dazu beitragen könnten und es keinerlei staatliche Unterstützung gebe, so Chrhysantha Fernando: „Unsere Priester und die Ordensfrauen tun ihr Bestes, um den Bedürftigen zu helfen. Doch die Ausgaben haben sich durch den Preisanstieg verdoppelt.“

„Kirche in Not“ unterstützt die Pfarreiarbeit und kirchliche Nothilfe auf Sri Lanka in mehreren Projekten, zum Beispiel durch Mess-Stipendien, die direkt den Priestern und ihren Gemeinden zugutekommen, wie der Kommunikationsdirektor betonte: „Wir in der Erzdiözese Colombo sind ,Kirche in Not’ sehr dankbar für die Hilfe, nicht nur zur Weihnachtszeit.“

Kapelle in Sri Lanka.

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Wo Gott weint: Zur Situation der Christen auf Sri Lanka

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