Aus diesem Anlass dokumentiert KIRCHE IN NOT einen Fall von Zwangskonversion und -verheiratung, von dem zahlreiche Frauen und Mädchen weltweit betroffen sind. Ein Brennpunktland ist Pakistan.
Wie viele Angehörige der christlichen Minderheit Pakistans ist es auch Sabas Familie nur möglich, einfache Hilfsarbeiten zu übernehmen. Also ging Saba putzen – auch am 5. Mai 2022. Der Tag hat ihr junges Leben auf den Kopf gestellt.
Auf dem Weg zur Arbeit wurde die Christin entführt. Saba berichtet KIRCHE IN NOT von ihrem Martyrium: „Mein Entführer stoppte mit der Rikscha neben mir. Zwei Komplizen kamen mit dem Motorrad. Sie zogen mich in die Rikscha. Dann legten sie ein Taschentuch auf mein Gesicht, das mit Chemikalien getränkt war. Ich wurde bewusstlos.“
Ihre verzweifelten Eltern gingen zur Polizei. Dort teilte man ihnen mit, dass ihre Tochter den Entführer geheiratet habe. Auf die Frage nach einem Beweis für diese angebliche Eheschließung hätten die Polizisten ihn aufgefordert „auf den islamischen Ehevertrag zu warten und jetzt zu gehen“, teilte Sabas Vater Nadeem Masih mit.
Bei den Entführten habe es sich um Christinnen, Hindus und eine Angehörige der Sikh-Religion gehandelt. Die Dunkelziffer dürfte jedoch weit höher sein, da viele Entführungen aus Angst vor Repressalien nicht gemeldet werden. Besonders viele Entführungsfälle von Christinnen gibt es in der Provinz Punjab, wo auch Saba mit ihrer Familie lebt.
Christen sind eine Minderheit von rund zwei Prozent der über 200 Millionen Einwohner Pakistans; Muslime machen rund 96 Prozent der Bevölkerung aus. Die Islamische Republik Pakistan hat viele Grundsätze der Scharia in ihr Rechtssystem übernommen. Es gibt eine starke Gruppe radikaler Muslime, die auch für Entführungen und weitere Aggressionen gegen religiöse Minderheiten verantwortlich gemacht werden. Mittlerweile stellen sich jedoch auch zahlreiche Muslime Pakistans gegen solche Taten.
Gleiches gilt für Gerichtsverfahren, auch sie ziehen sich durch Altersbestimmungen oder Einsprüche der Beklagten in die Länge. Während der ganzen Zeit bleiben die jungen Frauen in der Hand ihrer Entführer – ausgebeutet und missbraucht.
In jüngerer Vergangenheit haben sich pakistanische Gerichte wiederholt zugunsten der entführten Frauen ausgesprochen. Die Rechtslage ist klar: Das Heiratsalter für Mädchen liegt in Pakistan bei 16, für Jungen bei 18 Jahren. In der Provinz Sindh im Südosten des Landes hat die Regierung verfügt, dass auch Mädchen bei der Hochzeit mindestens 18 Jahre alt sein müssen. Damit wurde die Kinderehe unter Strafe gestellt – ein erster wichtiger Schritt.
Auch hat der „Rat für Islamische Ideologie“, ein religiöses Beratergremium der Regierung und des Parlaments, zwei wichtige Gesetzesentwürfe zum Schutz vor häuslicher Gewalt und zum Verbot von Zwangskonversionen abgelehnt.
Viele Familien können sich einen Rechtsbeistand bei Entführungsfällen nicht leisten. Kirchliche Organisationen springen ein. So auch im Fall von Saba. Ihre Angehörigen wandten sich an die katholische „Kommission für Gerechtigkeit und Frieden“, deren Arbeit KIRCHE IN NOT seit Jahren unterstützt. Mitarbeiter dokumentierten den Fall und machten ihn publik.
Saba ist frei, aber die Tat blieb für den Entführer bislang ohne Konsequenzen. Er ist nach wie vor auf freiem Fuß, obwohl sogar seine richtige Ehefrau zu einer Aussage gegen ihn bereit sei. Das teilte der Diözesanleiter der „Kommission für Gerechtigkeit und Frieden“, Khalid Rashid, gegenüber KIRCHE IN NOT mit.
Er ist entschlossen, nicht nachzugeben – für Sabas Freiheit und das der anderen verschleppten Mädchen aus religiösen Minderheiten in Pakistan: „Es ist selten, entführte Mädchen zurückzubekommen. Aber wir werden niemals Kompromisse eingehen. Das ist eine eklatante Menschenrechtsverletzung durch Personen, die die Religion missbrauchen.“
Empfänger: KIRCHE IN NOT
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Verwendungszweck: Pakistan
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