Aber er hat sich entschlossen zu bleiben – bei den Menschen, die ihm anvertraut sind und denen er dienen wollte, als er 2004 in das Land kam. Im Gespräch mit KIRCHE IN NOT erklärt er seine Motivation und wie es ihm und seinen Mitbewohnern gelingt, mitten im Krieg Zuversicht zu bewahren.
Die Sorge um „seine Leute“ trieb ihn um: „Die Menschen konnten wegen der Luftalarme nicht in ihren Wohnungen bleiben. Sie schliefen in Kellern und U-Bahnhöfen. Dort ist es schrecklich: Kälte, Schmutz, es herrscht eine düstere Atmosphäre. Die Menschen waren verängstigt“, erzählt Pfarrer Lucas.
Also öffneten er uns seine Priesterkollegen die Türen der Pfarrei. „Die Menschen, die zu uns gekommen sind, können jetzt nachts wieder schlafen. Es herrscht eine friedliche Atmosphäre, trotz des Krieges.“ Es herrsche eine hohe Solidarität in der kleinen Gemeinschaft: „Wenn jemand niedergeschlagen, traurig oder verängstigt ist, gibt es immer einen anderen, der Beistand leistet und zuhört.“
Die russische Führung hatte kürzlich angekündigt, Truppen aus der Region Kiew abzuziehen. Ans Tageslicht kommen dabei auch Gräueltaten an der Zivilbevölkerung. Die Angst sei nach wie vor allgegenwärtig, so Pfarrer Lucas im Gespräch mit KIRCHE IN NOT. Auch die Waren in den Läden seien aktuell knapp. „Einige Geschäfte haben zwar geöffnet, aber die Regale werden jeden Tag leerer. Auch Medikamente gehen allmählich aus.“
Seine 28 Jahre in der Ukraine seien eng mit der Hilfe von KIRCHE IN NOT verknüpft, betont Pfarrer Lucas. Er gehört seit seiner Jugend der Gemeinschaft „Neokatechumenaler Weg“ an. Bei einem Treffen in Italien wurde er eingeladen, in die Ukraine zu kommen. Dort wurde er Priester.
„Mein Priesterseminar wurde von KIRCHE IN NOT unterstützt. Meine Pfarrkirche und die Gemeinderäume, wo jetzt die 30 Personen untergebracht sind, wurde in erster Linie mit Geldern von KIRCHE IN NOT gebaut. Und ich konnte ein Auto anschaffen, um meine Gemeindemitglieder zu besuchen“, erklärt er.
Pfarrer Lucas bleibt kaum Zeit: Gerade sei eine weitere Familie mit zwei Kindern eingetroffen. Die Menschen suchten nicht nur nach einem Dach über dem Kopf, sondern auch nach seelischem Beistand.
Und da gebe es auch schöne Erlebnisse, mitten im Krieg: „Gestern haben wir hier eine Hochzeit gefeiert, und heute gibt es schon wieder eine. Die Menschen haben keine romantischen Illusionen. Sie wollen diese Wochen in der Gnade Gottes durchleben, als Eheleute und Familien. Es kommen auch viele Menschen zur Beichte.“
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