Maria Lozano: Sie dürfen aus Sicherheitsgründen nicht sagen, wo genau Sie sich aufhalten. Können Sie uns aber sagen, ob Sie sich in einem Konfliktgebiet befinden?
Pater Antonio Vatseba: Je nachdem, wo sie sich befinden, können nicht alle Patres der Kongregation Angaben zu ihrem Aufenthaltsort machen. Drei Gemeinschaften befinden sich in der Westukraine. Sie nehmen Flüchtlinge auf und koordinieren die Sammlung und Lieferung von humanitärer Hilfe für die Zentral- und Ostukraine. Ich bin im Zentrum der Ukraine, nicht weit von Kiew entfernt. Im Moment ist die Lage ziemlich ruhig. Vom 24. bis 26. Februar war sie wegen der Raketeneinschläge recht angespannt. Dennoch feiern wir weiterhin zweimal täglich die heilige Messe, und abends nehmen wir Flüchtlinge auf, die in unseren Räumen in der Pfarrkirche schlafen.
Die andere Gemeinschaft befindet sich im Süden, in der Nähe der Krim, wo die Situation nicht einfach ist. Die russischen Truppen haben fast die gesamte Region um die Stadt Cherson herum belagert. Die Patres sind an einem sicheren Ort, an dem es keine Anschläge gegeben hat, und können die Messe feiern und ihre Gemeindemitglieder sowohl im Gebet als auch moralisch unterstützen.
Das größte Problem in diesen Gebieten ist, dass keine humanitäre Hilfe mehr in die Städte und Dörfer im Donbass und nach Cherson gelangt. Der Mangel an Lebensmitteln, unterbrochene Telefonverbindungen und in einigen Städten auch das Fehlen von Strom, Wasser und Heizung: All das kann zu einer schrecklichen humanitären Katastrophe führen.
Wir haben viele Zeugnisse von Priestern und Bischöfen gesehen und gehört, die sich trotz der Gefahr weigern, zu gehen. Warum sind sie geblieben?
Die Kirche muss bei ihren Gläubigen, bei den Menschen sein, damit sie nicht ohne geistliche Betreuung bleiben, besonders in so schwierigen Zeiten wie dem Krieg. Die Anwesenheit des Hirten ist für die kirchliche Gemeinschaft sehr wichtig. Christus selbst lehrt uns: „Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe“ (Joh 10,11). Wie Jesus Christus uns lehrt, müssen wir deshalb Hirten sein und dürfen unsere Schafe nicht sich selbst überlassen.
Bei dem Konflikt besteht die Gefahr, dass die Menschen vom Hass überwältigt werden. Was können Sie als Priester tun, um den Menschen zu helfen, dies zu vermeiden?
Das ist eine echte Gefahr. In dieser schwierigen Zeit des Krieges, der Hass und Gewalt sät, müssen wir das Gesetz der Nächstenliebe aus dem Evangelium verkünden. Alle, ganz gleich ob Zivilisten oder Soldaten, müssen sich von der Liebe und nicht vom Hass leiten lassen. Dies waren die Worte des Primas unserer Kirche, Seiner Seligkeit Swjatoslaw Schewtschuk, die den Grundsatz der Liebe in Zeiten des Krieges sehr gut zusammenfassen: „Lasst uns in dieser tragischen Zeit zu lieben lernen! Lassen wir uns nicht vom Hass überwältigen, benutzen wir weder seine Worte noch seine Sprache.“
Krieg ist eine Ausdrucksform des Bösen, und das Böse ist die Abwesenheit des Guten. Wir Christen müssen zuallererst kämpfen, um das Eigene zu verteidigen. Wir müssen aber auch das Wohl unserer Feinde suchen, indem wir für ihre Bekehrung beten. Ich bitte Sie, für ein baldiges Ende des russischen Krieges gegen die Ukraine und für die Bekehrung der politischen Führer Russlands zu beten.
Der historische Moment, den wir heute erleben, erinnert uns an den Appell der Gottesmutter, der, wie Sie sehen können, auch heute noch aktuell ist. Lassen Sie uns gemeinsam beten und darauf vertrauen, dass diese Bitte der heiligen Jungfrau Maria endlich in Erfüllung geht.
Empfänger: KIRCHE IN NOT
LIGA Bank München
IBAN: DE63 7509 0300 0002 1520 02
BIC: GENODEF1M05
Verwendungszweck: Nothilfe Ukraine
Besonders werden wir in unseren Mittagsgebeten der Menschen in der Ukraine in den Gebeten gedenken. Schließen Sie sich bitte an, damit der Glaube lebt und unser Gebet stärker sein möge als Waffen.
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