Spenden
Ukraine: „Mir kommen die Tage wie Monate vor“

Ukraine: „Mir kommen die Tage wie Monate vor“

Pfarrer berichtet von der Flüchtlingssituation in Lwiw (Lemberg)

07.03.2022 aktuelles
Seine Pfarrei sei aktuell „eine Oase auf dem Weg nach Polen“, erzählt Pfarrer Grzegorz Draus aus Lwiw (Lemberg) KIRCHE IN NOT. Draus leitet die Gemeinde „St. Johannes Paul II.“ in der westukrainischen Stadt. Seit Kriegsausbruch ist er zum Manager der Flüchtlingsströme geworden, die über die Stadt hereingebrochen sind.

 

„Die ersten Flüchtlinge kamen einen Tag nach Beginn der Kämpfe bei uns an. Am ersten Wochenende hatten wir bereits 60 Personen aufgenommen, darunter 35 Kinder“, berichtet der Priester. Seither herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Mitglieder der Pfarrgemeinde haben Matratzen, Bettzeug und Lebensmittel zusammengetragen. Die Flüchtlinge werden im Gemeindehaus in allen verfügbaren Räumen aufgeteilt.

Eine geflüchtete Familie im Gemeindehaus der Pfarrei „St. Johannes Paul II.“ in Lwiw (Lemberg).
Menschen aus Kiew, Schytomyr, Saporischschja und vielen anderen Orten der Ukraine haben seither in der Pfarrei ein Obdach gefunden. „Sie kommen erschöpft und sehr verängstigt hier an“, erzählt Pfarrer Grzegorz. „Die Flucht dauert oft tagelang. Die Straßen sind verstopft und es gibt viele Kontrollstellen.“ Die meisten ziehen nach ein oder zwei Tagen weiter nach Polen.

 

„Die Menschen rechnen nicht mehr in Wochentagen, sie sagen: Am ersten Tag des Krieges, am zweiten Tag und so weiter. Mir kommen die Tage wie Monate vor.“ Niemand weiß, wie lange Lwiw und der Westen der Ukraine von Kämpfen verschont bleibt; auch hat es schon mehrfach Luftalarm gegeben.

Pfarrer Grzegorz Draus mit Flüchtlingen in seiner Pfarrei in Lwiw (Lemberg).
Die polnische Grenze ist gut 70 Kilometer von Lwiw entfernt. Doch der Grenzübertritt dauert jetzt Tage. Pfarrer Grzegorz: „Sie stehen bis zu zwei Tage an der Grenze an.“ An einzelnen Übergängen sei die Auto-Warteschlange bis zu 37 Kilometer lang. Seine Pfarrei unterstützt auch die Anlaufstellen dort, hat zum Beispiel Decken und Matratzen gespendet, damit die übermüdeten Menschen rasten können.

 

Eltern sorgen sich um die Ausbildung ihrer Kinder

Doch nicht nur materielle Hilfe ist gefragt. Eltern sorgen sich auch um die Ausbildung ihrer Kinder, besonders wenn diese einen speziellen Förderbedarf haben. Es habe sich herumgesprochen, dass in seinem Gemeindehaus Unterricht für Kinder mit Autismus stattfinde, sagt Pfarrer Grzegorz. „Drei Familien aus Kiew haben sich deshalb an uns gewandt. Sie werden jetzt herkommen und bei uns wohnen – so Gott will. Und die Kinder können dann hier Unterricht erhalten.“

Versorgung von Flüchtlingen in der Pfarrei „St. Johannes Paul II.“ in Lwiw (Lemberg).
Die Gottesdienste in seiner Kirche seien aktuell weniger besucht als sonst; viele Menschen hätten Angst, ihre Häuser und Wohnungen zu verlassen. Doch der Krieg bringe auch die Christen verschiedener Konfessionen zusammen, erzählt der Seelsorger: „Am ersten Kriegswochenende haben in unserem Gemeindehaus Baptisten und Mitglieder einer Pfingstgemeinde übernachtet. Sie haben alle die heilige Messe besucht und ihre Erfahrungen mit uns geteilt.“

 

Überhaupt erlebe er, dass die Menschen nicht verzweifelten, sondern im Glauben Kraft finden, so Pfarrer Grzegorz: „Diejenigen, die zum Gottesdient kommen, bleiben auch danach noch in der Kirche und beten gemeinsam. Gott ist da und hilft.“

Ihre Spende für die Ukraine

Unterstützen Sie den Einsatz der Kirche im Krieg in der Ukraine mit Ihrer Spende – online oder auf folgendes Konto:

 

Empfänger: KIRCHE IN NOT
LIGA Bank München

IBAN: DE63 7509 0300 0002 1520 02
BIC: GENODEF1M05

Verwendungszweck: Nothilfe Ukraine

Als Reaktion auf den Kriegsausbruch in der Ukraine hat KIRCHE IN NOT ein Nothilfe-Paket in Höhe von aktuell mehr als eine Million Euro auf den Weg gebracht. Das Geld komme nach Aussage des Geschäftsführenden Präsidenten von KIRCHE IN NOT, Dr. Thomas Heine-Geldern, Priestern und Ordensleuten zugute, die im ganzen Land in den Pfarreien, bei den Flüchtlingen, in Waisenhäusern und Altenheimen arbeiten.

KIRCHE IN NOT ruft auch zu Gebeten um Frieden in der Ukraine auf und hat dazu ein Gebetsblatt veröffentlicht. Download- und Bestellmöglichkeit unter: www.kirche-in-not.de/shop.

Beten Sie für die Menschen in der Ukraine

Bitte schließen Sie die Menschen in der Ukraine in Ihr Gebet ein und beten Sie für eine friedliche und diplomatische Lösung der aktuellen Spannungen. Stellen Sie in unserer virtuellen Kapelle eine Kerze auf.

 

Auch Papst Franziskus rief zum Gebet auf: „Ich appelliere eindringlich an alle Menschen guten Willens, ihr Gebet zum Allmächtigen Gott zu erheben, damit jede politische Aktion und Initiative im Dienst der menschlichen Geschwisterlichkeit stehe, mehr als der Einzelinteressen. Wer seine eigenen Ziele zum Schaden anderer verfolgt, verachtet seine eigene Berufung als Mensch, denn wir wurden alle als Geschwister geschaffen.“

Besonders werden wir in unseren Mittagsgebeten der Menschen in der Ukraine in den Gebeten gedenken. Schließen Sie sich bitte an, damit der Glaube lebt und unser Gebet stärker sein möge als Waffen.

Weitere Informationen