Europa zeige mehr Interesse am Tierschutz und der Unterordnung unter den säkularen Mainstream, als an den religiösen Minderheiten, beklagte Younan bei einem Besuch in der internationalen Zentrale des von KIRCHE IN NOT (ACN) in Königstein im Taunus.
„Der Westen tut nicht das, was er tun sollte, um die Minderheiten im Nahen Osten zu verteidigen, vor allem die Christen. Man muss sich nur einmal die Probleme im Libanon ansehen, um den Politikern zu sagen: ,Genug ist genug’. Vielleicht interessiert das die westlichen Regierungen nicht mehr. Sie haben andere Prioritäten.“
Aufgrund der Wirtschafts- und Politkrise im Libanon halte dort auch die Migrationswelle an: Younan erzählte von einem Geistlichen seiner Kirche, der eine Aufenthaltsgenehmigung beantragt habe. Auf der Behörde habe man ihm mitgeteilt, dass dort täglich 5000 neue Reisepässe ausgestellt würden. Etwa zwei Drittel davon seien für Christen, die ihre Auswanderung planen.
„Wir haben große Angst, dass die Christen für immer aus dem Libanon und dem gesamten Nahen Osten verschwinden, wenn die Krise anhält“, erklärte Younan.
Ein Großteil der libanesischen Bevölkerung leidet unter den Folgen der Explosion im Hafen von Beirut im August 2020. Diese hat auch das christliche Viertel der Hauptstadt schwer getroffen.
Patriarch Ignatius Joseph III. Younan von Antiochien stammt aus dem Norden Syriens und leitet seit 2009 die mit Rom unierte syrisch-katholische Kirche, der über eine Viertelmillion Gläubige im Nahen Osten angehören. Sitz des Patriarchen ist Beirut.
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