Mitte des Monats überfielen Milizen das Dorf Nathuko und zündeten etwa hundert Hütten an. Auch hier soll ein alter Mann enthauptet worden sein – er konnte nicht mehr schnell genug fliehen. Kirchen wie Moscheen werden gleichermaßen verwüstet.
Die Angriffe, die seit Oktober 2017 andauern, gehen auf das Konto einer Organisation die sich „Al-Shabaab“ nennt. Mit der Terrororganisation gleichen Namens in Somalia scheinen aber keine weiteren Verbindungen zu bestehen, sagte Lisboa.
Auch die Ziele der Gruppe lägen im Unklaren: „Man spricht von religiösem Radikalismus, vom Kampf um Bodenschätze, von illegalem Waffenhandel, politischen Auseinandersetzungen, ethnischen Rivalitäten – aber in Wahrheit kann noch niemand sicher sagen, worum es geht.“ Klar sei jedoch, dass sich der Terror nicht ausschließlich gegen Christen richte.
Offensichtlich sei jedoch, dass die Terrorgruppe viele Jugendliche „geködert“ habe, so der Bischof. Die hohe Jugendarbeitslosigkeit bereite den Boden für die Radikalisierung. Teilweise sei den jungen Menschen viel Geld versprochen worden, um sie zum Eintritt in die Gruppe zu bewegen.
Mosambik gehört nach Jahren des Bürgerkriegs zu den ärmsten Ländern der Welt. Auf dem Index der menschlichen Entwicklung belegt es Platz 181 von 188. In jüngster Zeit war es durch verstärkte ausländische Investitionen zu einem kleinen Aufschwung gekommen.
Kritiker werfen der Regierung deshalb vor, aus Angst vor einem Rückzug der Investoren die Übergriffe kleinzureden oder auf ausländische Unruhestifter zu reduzieren. Lisboa warnt deshalb vor voreiligen Schlüssen: „Diese Jugendliche sind nicht nur einige Sonderlinge, Ausländer oder ,Terroristenʼ. Einige von ihnen stammen aus unseren Familien, Dörfern und Bezirken.“
Die Unzufriedenheit im Land sei groß – und das, obwohl besonders im Norden des Landes viele Bodenschätze wie Kohle, Titan, Eisen und Gold Einkommen und Wohlstand sichern könnten. „Stattdessen sind sie aber zu einer Quelle ständiger Konflikte geworden“, sagte der Bischof.
In den vergangenen Jahren sei es zu „einer wahren Invasion“ verschiedener Unternehmen gekommen. Die Bevölkerung sei aber weitgehend außen vor geblieben. „Die Ungleichheit, die in Mosambik immer existiert hat, kann nur beseitigt werden, wenn man die vorhandenen Güter seriös und verantwortungsvoll verteilt.“
Auch sei die nationale Versöhnung nach zwei Bürgerkriegen bis heute ausgeblieben – und verursache weiter ethnische Spannungen.
In Mosambik sind gut die Hälfte der Einwohner Christen und etwa 17 Prozent Muslime – im Norden des Landes stellen sie die Mehrheit. Anders als in anderen afrikanischen Ländern war Mosambik bisher von islamistischem Terror verschont geblieben.
Die neue Gewaltwelle habe deshalb Regierung, Bevölkerung und Sicherheitskräfte völlig überrascht, so Bischof Lisboa. Es sei zu unkoordinierten Festnahmen gekommen. „Sowohl die Gefängnisse als auch die Vollzugsbeamten waren darauf nicht vorbereitet, und das löst eine Reihe von Menschenrechtsproblemen aus.“
Wichtig sei, die Lage jetzt nicht durch Gerüchte und Verdächtigungen weiter anzuheizen, so Lisboa. Das versuche er auch den Gläubigen seiner Diözese zu vermitteln, wenn er betroffene Dörfer besucht.
„Wir versuchen, die Menschen zu beruhigen. Wir haben sie gebeten, in sozialen Netzwerken keine Bilder der Gewalt zu verbreiten, da dies zu noch mehr Panik und einem Klima der Unsicherheit führt. Wir dürfen uns nicht lähmen lassen.“
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