Auch wenn sich die Sicherheitslage in Ägypten mittlerweile etwas gebessert hat: Khalil hat auch nach dem Anschlag Diskriminierung bis hin zu Todesdrohungen erlebt. „Es war zu viel, dass ein Christ den Mund aufgemacht hat“, erklärt er, der sich seit jenem traumatischen Erlebnis für verfolgte Christen einsetzt. Khalil musste seine Heimat verlassen und fand Zuflucht in Deutschland – und auch ein neues Lebensglück: Vor Kurzem hat er geheiratet.
Herr Khalil, Sie haben einen Anschlag auf eine Kirche überlebt. Wann war das und was ist passiert?
Ich habe meine engsten Familienangehörigen bei einem Attentat auf die Kirche St. Markus und St. Petrus (Al-Qidissine-Kirche) in meiner Heimatstadt Alexandria verloren. Das war in der Silvesternacht 2010 auf 2011. Wir waren in der Kirche, um Gott für das zu Ende gehende Jahr zu danken.
Als wir nach Mitternacht nach draußen gingen, explodierte eine Autobombe gegenüber der Kirche. 24 Menschen starben, mehrere hundert wurden verletzt. Unter der Getöteten waren meine Mutter, meine Schwester und eine Tante. Meine andere Schwester Marina wurde sehr schwer verletzt. Sie musste 33-mal operiert werden.
„Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“: Dieses Gebot Jesu hat meine Mutter in uns eingepflanzt. Das hat mir nach dem Attentat sehr geholfen, mit der Trauer umzugehen.
Letztlich war Ihr Glaube der Grund, warum Sie und Ihre Familie von diesem Anschlag getroffen wurden. Haben Sie an Gott gezweifelt?
Überhaupt nicht. Bei dem Silvestergottesdienst waren 4000 Menschen in der Kirche. Davon wurden drei meiner Angehörigen als Märtyrer ausgewählt. Auch wenn es ungewöhnlich klingt: Ich sehe das als eine besondere Gabe, statt in Verzweiflung zu fallen oder zu fragen: „War Gott ungerecht, weil er so etwas zugelassen hat?“
Sie leben heute in Deutschland. Fühlen Sie sich hier frei, Ihren Glauben zu leben oder welche Herausforderungen für Gläubige sehen sie hier?
In Deutschland gibt es viele Freiheiten. Die sind oft ganz selbstverständlich. Ich habe manchmal den Eindruck: Der Glaube schläft mit der Zeit ein. Oft wächst die Kirche gerade dort, wo es Verfolgung gibt. In Ägypten sterben Christen, damit sie ihren Glauben leben können. Hier in Deutschland werden Kirchen geschlossen oder in Museen umgewandelt. Das finde ich traurig.
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