Fünf Jahrzehnte lang wurde das Land Myanmar (offiziell Republik der Union Myanmar; auch Birma genannt) mit eiserner Hand vom Militär regiert. Seit 2011 aber zeichnet sich ein deutlicher Wandel ab. Unter Staatspräsident Thein Sein, dem ersten zivilen Präsidenten seit fünfzig Jahren, führte die myanmarische Regierung eine Reihe politischer Reformen durch. Am Ende des Reformprozesses soll eine „disziplinierte Demokratie“ stehen. So ist es in der Verfassung von 2008, die am 31. Januar 2011 in Kraft getreten ist, festgelegt. Ein starker Einfluss des Militärs ist auch weiterhin vorgesehen: So muss laut Verfassung ein Viertel der Parlamentssitze an Militärangehörige vergeben werden. Die Reformen sollen dem Land nach Jahrzehnten militärischer Diktatur und wirtschaftlicher Isolation auch zu einem neuen Aufschwung auf internationaler Ebene verhelfen. Bei den ersten freien Wahlen seit dem Ende der Militärdiktatur erzielte die Partei von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, die jahrelang unterdrückte Nationale Liga für Demokratie (NLD), im November 2015 einen klaren Sieg und errang eine absolute Mehrheit im Parlament. Am 1. Februar 2016 trat das neugewählte Parlament erstmals zusammen. Im März 2016 wurde Htin Kyaw zum Präsidenten gewählt, ein enger Vertrauter von Aung San Suu Kyi. Sie selbst wurde zur „Staatsberaterin“ (State Counsellor, auch mit Staatsrätin übersetzt) ernannt. Sie konnte selbst nicht zur Präsidentin gewählt werden, da sie zwei Söhne mit britischer Staatsbürgerschaft hat und die Verfassung Myanmars Bürger mit ausländischer Verwandtschaft vom höchsten Staatsamt ausschließt. De facto gilt Suu Kyi aber als die eigentliche Regierungschefin und einflussreichste Politikerin der neuen Regierung.
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