Eng war seine Freundschaft mit Pater Werenfried van Straaten. Er war sein Ansprechpartner, um das Überleben der Kirche in Polen zu sichern. Auch in späteren Jahren war das Hilfswerk immer wieder „Feuerwehr des Papstes“, wenn es darum ging, verfolgten Christen beizustehen oder zum Beispiel nach dem Öffnung des Eisernen Vorhangs die Versöhnung mit der russisch-orthodoxen Kirche voranzutreiben.
Aus Anlass des 100. Geburtstags von Johannes Paul II. sprach Volker Niggewöhner von KIRCHE IN NOT Deutschland im Rahmen der TV-Sendereihe „Glaubens-Kompass“ mit einem der namhaftesten Biografen des Heiligen. Der US-amerikanische Theologe und Publizist Prof. George Weigel hat sich mehr als 20 Jahre mit Johannes Paul II. beschäftigt.
Er ist ein Heiliger, weil er in der Auseinandersetzung mit Tyranneien aller Art einen außerordentlichen Mut bewiesen hat – und das mit Erfolg. Der Fall der Berliner Mauer 1989 wäre zu jenem Zeitpunkt und auf diese friedliche Weise ohne ihn nicht denkbar gewesen.
Wodurch wurde der junge Karol Wojtyła geprägt?
Der entscheidende Einfluss auf sein Leben war der Zweite Weltkrieg mit der brutalen Besatzung von Krakau. Ich bin überzeugt, dass dies der Zeitpunkt war, als er beschloss, die Verteidigung der Würde des Menschen zu seiner Lebensaufgabe zu machen durch ein Priesterleben in der katholischen Kirche.
Johannes Paul II. war ein Philosoph. Was waren seine Grundüberzeugungen?
Die entscheidende Frage war für ihn die Frage nach der Würde des Menschen und die Verteidigung dieser Würde. Und die Frage: Was ist Wahrheit? Wenn es nur Deine und meine Wahrheit gibt und keiner von uns anerkennt, dass es DIE Wahrheit gibt, haben wir ein Problem.
Ich denke, dass die derzeitigen Verwirrungen in der westlichen Welt zeigen, wie recht Johannes Paul II. mit seiner Analyse hatte.
In einem seiner letzten Apostolischen Schreiben sagte Johannes Paul II., die Welt wäre schrecklich einsam, wenn es niemand gäbe, den man um Verzeihung bitten könnte. Das ist ein großes Problem unserer Zeit. Dennoch haben wir eine Antwort darauf erhalten in den Botschaften von der Göttlichen Barmherzigkeit, die aus dem Herzen des auferstandenen Herrn strömen.
Dort, wo die Kirche abstirbt, ist das der Fall, weil sie die Neuevangelisation nicht lebt. Das ist eine empirische Wirklichkeit der katholischen Kirche von heute auf der ganzen Welt. In diesem Sinne ist Johannes Paul II. sehr erfolgreich gewesen.
Ich denke, das gilt auch für sein ganzes Pontifikat. Es gibt keine Entscheidung von ihm, die nicht eine Frucht des Gebets gewesen wäre. Und das ist ein großes Beispiel für uns alle.
Johannes Paul II. ist wegen seiner vielen Reisen auch als „eiliger Vater“, berühmt geworden. Welche Auswirkungen hatten diese Reisen?
Sie hatten oft einen doppelten Effekt: Einerseits belebte er damit die Ortskirchen, andererseits veränderte sich oft das öffentliche Leben. Große politische Auswirkungen hatten zum Beispiel seine Reisen auf die Philippinen, nach Mittelamerika 1983 und nach Chile und Argentinien in den späten 1980er-Jahren.
Wenn Sie betrachten, wo Kirche heute wächst und lebendig ist, dann besteht oft ein Zusammenhang mit den Reisen des Papstes in diese Gebiete.
Ihm war klar: Wenn man die Schwachstelle der kommunistischen Regime, nämlich die Missachtung der menschlichen Würde, die Geringschätzung des Menschen und seiner Freiheit, immer und immer wieder anprangert, dann würde das System vielleicht zusammenbrechen.
Johannes Paul II. hat sogar eine eigene Theologie über die Sexualität des Menschen entworfen, die „Theologie des Leibes“. War das angesichts des Aufkommens der Gender-Ideologie in unseren Tagen ein prophetischer Akt?
Die Gender-Ideologie ist Unsinn. Die Theologie des Leibes dagegen ist eine wunderschöne, biblische und philosophische Erklärung für das Menschsein in zwei Formen, männlich und weiblich, ihre Komplementarität und Fruchtbarkeit.
Dort, wo die Theologie des Leibes ernsthaft umgesetzt wurde, zum Beispiel bei uns in den USA, hat sie Leben verändert. Die Kirche muss immer „Ja“ sagen zur Würde der menschlichen Person, und die Theologie des Leibes ist ein Teil dieses „Ja“.
Das Gedächtnis und die Sorge eines wahren Hirten. Wir haben aber auch viel zusammen gelacht, und ich bin froh, auch diese Erinnerungen zu haben. Und wir beteten oft zusammen. Auch das werde ich nicht vergessen.
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Das zweiteilige Fernsehinterview in der Sendereihe „Glaubens-Kompass“ ist in der Mediathek www.katholisch.tv abrufbar (Suchbegriff: „George Weigel“). Es kann ebenfalls kostenlos auf DVD bei KIRCHE IN NOT bestellt werden.
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