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Indien: „Liebe in Aktion“ während der Pandemie

Indien: „Liebe in Aktion“ während der Pandemie

07.04.2020 aktuelles
Indien ruht aufgrund der Corona-Pandemie das gesamte öffentliche Leben. Dennoch herrscht eine noch nie dagewesene Völkerwanderung im Land: Millionen Wanderarbeiter sind durch den Ende März verhängten „Shutdown“ des Landes nun arbeitslos und wollen so schnell wie möglich nach Hause.

 

Gegenüber KIRCHE IN NOT schildert die indische Ordensschwester Christin Joseph die Situation: „Es ist ein nicht enden wollender Strom von Zehntausenden von Menschen, die zu Fuß in ihre teilweise mehr als tausend Kilometer entfernten Heimatdörfer zurückkehren.“

Schwester Christin aus Indien.
Der Verkehr sei weitgehend eingestellt, Pensionen und viele Läden geschlossen. So könnten sich die Menschen nur mit wenig Lebensmitteln eindecken. Einen Platz zum Rasten oder Schlafen gebe es nicht. Hinzu kämen Temperaturen von an die 40 Grad.

 

Tausende Inder zu Fuß auf dem Weg in die Heimat

In Indien zwingen Arbeitsmangel und Armut vor allem viele Einwohner aus den nördlichen Bundesstaaten zur Abwanderung in die großen Städte im Süden.

„Tausende von ihnen sind einfache Tagelöhner, die viele Stunden täglich für ein paar Dollar am Tag arbeiten, ohne soziale Absicherung. Nun wollen sie wegen der Schließungen in ihre Heimat zurück“, erklärt Schwester Christin, die der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz angehört.

Mitglieder der „Kleinen christlichen Gemeinschaften“ verteilen während der Corona-Krise Lebensmittel an bedürftige Familien.
Sie leitet die „Kleinen christlichen Gemeinschaften“, eine indische Laienbewegung. Die Gemeinschaften bilden sich in Regionen, die sehr abgelegen sind, wo selten ein Priester hinkommt oder wo es nur sehr wenige Christen gibt.

 

„Kleine christlichen Gemeinschaften“

Gläubige treffen sich mit einem Katecheten zu Wortgottesdiensten, Gebet und Austausch. In ganz Indien gibt es etwa 85 000 „Kleine christliche Gemeinschaften“.

Indische Katholiken, besonders im Norden des Landes, gehören oft zu den unteren Gesellschaftsschichten. Sie sind mit einer zunehmend gewalttätigen Diskriminierung konfrontiert. Unter normalen Umständen reist Schwester Christin monatlich tausende Kilometer, um diese benachteiligte Minderheit zu unterrichten und zu ermutigen.

Vater und Sohn mit einem Lebensmittelpaket.
Durch Corona hat sich jedoch die Lage geändert. Schwester Christins Schmerz ist spürbar, als sie KIRCHE IN NOT erzählt: „Ich bin über 65 Jahre alt und mein Gesundheitszustand ist schlecht. Deshalb darf ich nicht raus, ich darf nichts tun.

 

Wenn ich höre, was mit unseren armen Menschen geschieht, fühle ich mich hilflos und unfähig, ihnen zu helfen. Ich kann nichts Anderes tun, als auf das Kreuz zu schauen und alles dem Herrn anzuvertrauen, der den menschlichen Schmerz am besten versteht.“

 

Hilfe für Menschen – ohne Unterscheidung der Religion

Neben diesem Schmerz erreichen Schwester Christin aber auch hoffnungsvolle Nachrichten: „Zu meinem Trost reagieren unsere Gemeinschaften mit vielen kleinen Initiativen auf die aktuelle Lage.

Immer unter Berücksichtigung der angeordneten Vorschriften helfen sie notleidenden Menschen und verteilen Lebensmittel, und zwar an alle, ob Katholiken, Protestanten, Hindus oder Muslime, ohne Unterschied.“

Prozession mit der Bibel bei einem Treffen der „Kleinen christlichen Gemeinschaften“.
Im Bundesstaat Sikkim im äußersten Norden Indiens an der nepalesischen Grenze, helfen Mitglieder der „Kleinen christlichen Gemeinschaften“ in Zusammenarbeit mit staatlichen Helfern bei der Verteilung von Desinfektionsmitteln und Schutzmasken.

 

„Eine neue Art des Kirche-Seins”

Darüber hinaus unterstützen sich die Gläubigen gegenseitig durch digitale Nachrichten, sie veröffentlichen Gebete und Leitfäden, um besonders für ein Ende der Pandemie und ihre Folgen zu beten, berichtet Schwester Christin: „Wir müssen uns mit dieser neuen Art des Kirche-Seins arrangieren und zeigen, wie wir in dieser Zeit der Ausgangssperre ,Liebe in Aktion sein können.“

Rosenkranzgebet in Indien.
In der Hauptstadt Neu-Delhi seien die von der Regierungsbehörde auferlegten Beschränkungen sehr streng, berichtet Emmanuel Johnson, Leiter einer „Kleinen christlichen Gemeinschaft“. Dennoch helfen er und seine Mitchristen bei der Verteilung von Lebensmittelrationen an Tagelöhner und Familien in Not.

 

Einführung eines Familiengebets

„Außerdem haben wir während der Ausgangssperre das Familiengebet eingeführt“, erklärt Johnson. Täglich um 19:00 Uhr versammelt sich die Familie und betet den Rosenkranz in Solidarität mit den an Corona erkrankten Menschen.

Auch Schwester Christin betet viel und hält via WhatsApp Kontakt mit den ihr liebgewordenen Gemeinschaften, die sie nun nicht mehr besuchen kann.

Ein indischer Priester feiert einen Gottesdienst.
Sie dankt KIRCHE IN NOT für die Unterstützung über all die Jahre, so dass die „Kleinen christlichen Gemeinschaften“ jetzt in der Zeit der Krise eine Quelle des Trostes für ihre Mitmenschen sein könnten.

 

„Indien braucht Ihr Gebet”

„Aber die Tragödie ist groß“, richtet Schwester Christin das Wort direkt an die Wohltäter. „Indien braucht Ihr Gebet. Vergessen Sie uns nicht!“

Um die Arbeit der „Kleinen christlichen Gemeinschaften“ in Indien weiterhin unterstützen kann, bittet KIRCHE IN NOT um Spenden– online oder auf folgendes Konto:
Empfänger: KIRCHE IN NOT
LIGA Bank München

IBAN: DE63 7509 0300 0002 1520 02
BIC: GENODEF1M05

Verwendungszweck: Indien

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